Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
einer, was?«, sagte ich zu dem Hund, der nur blinzelte und eifrig mit dem Schwanz auf den Boden klopfte. »Ich habe keine Ahnung, wo er dich gefunden oder wie er dich hierhergebracht hat, aber ich bin froh, dass er es getan hat. Ich wünschte nur, ich könnte ihn noch einmal sehen …« Wieder bekam ich einen Kloß im Hals, den ich runterschlucken musste. »Dir wird dein neues Zuhause gefallen, Junge«, fuhr ich gespielt fröhlich fort. »Jede Menge Platz, viele Gremlins, die du jagen kannst, und ich glaube, du wirst Paul mögen.« Der Hund legte winselnd den Kopf schief. Ich küsste ihn auf die lange Schnauze und stand auf. »Komm«, sagte ich, während ich mir die Tränen abwischte. »Ich werde dich allen vorstellen.«
Der Himmel hatte inzwischen einen zarten Rosaton angenommen. In den Bäumen zwitscherten die Vögel und ein sanfter Wind strich durch die Blätter. Überall regte sich Leben, ging das Leben weiter. Ich holte tief Luft, hob das Gesicht zum Himmel und ließ den Wind meine Tränen trocknen. Ash war fort, aber es gab immer noch Leute, die mich brauchten und die auf mich warteten. Ich konnte mich in meinem Verlust suhlen oder ich konnte auf meinen Ritter vertrauen und weitermachen. Und ich konnte warten. Immerhin war die Zeit auf meiner Seite. Und in der Zwischenzeit hatte ich ein Königreich zu regieren.
»Majestät!« Glitchs Stimme zerriss die morgendliche Stille, als mein erster Leutnant zwischen den Bäumen hervortrat.
Beau legte knurrend die Ohren an, bis ich ihm beruhigend über den Nacken strich.
»Geht es Euch gut?«, fragte Glitch angespannt und starrte mit weit aufgerissenen, violetten Augen Beau an. »Was ist dieses … Ding? Es sieht gefährlich aus. Hat es Euch verletzt?«
»Beau, das ist Glitch«, stellte ich ihn dem Hund vor, der daraufhin vorsichtig mit dem Schwanz wedelte. »Glitch, das ist Beau. Seid nett zueinander, ihr zwei. Ich schätze mal, dass ihr euch in Zukunft ziemlich oft über den Weg laufen werdet.«
»Moment. Kommt das etwa mit uns?«
Ich lachte über sein entsetztes Gesicht. Beau bellte fröhlich, lehnte sich gegen mein Bein und wedelte mit dem Schwanz. Ich hakte mich bei Glitch ein und stellte lächelnd fest, dass der Hund sich weiter eng an mich drückte. Das Leben war nicht perfekt, aber in diesem Moment war es so perfekt, wie es eben sein konnte. Ich hatte einen Platz in der Welt. Und ich war nicht allein.
»Kommt jetzt«, sagte ich zu den beiden. »In der Hauptstadt warten sie bestimmt schon auf uns. Gehen wir nach Hause.«
Ash
Er stand in der schwindenden Dunkelheit, unbemerkt und unsichtbar, nur ein Schatten zwischen den Bäumen. Während er sie beobachtete, fragte er sich, ob es richtig gewesen war, hierherzukommen, um sie noch ein letztes Mal zu sehen – während er gleichzeitig wusste, dass es vergeblich gewesen wäre, ihr widerstehen zu wollen. Er konnte einfach nicht gehen, ohne sie noch einmal zu sehen, ihre Stimme zu hören, ihr Lächeln zu sehen, selbst wenn es nicht ihm galt. Was seine Abhängigkeit von ihr anging, gab er sich keinen Illusionen hin. Sie hatte ihre Finger tief in seinem Herzen vergraben und konnte damit tun, was ihr beliebte.
Er sah zu, wie sie mit der Eisernen Fee und dem Hund davonging, sah zu, wie sie in ihr eigenes Reich zurückkehrte, zurück an einen Ort, an den er ihr nicht folgen konnte.
Noch nicht.
»Also.« Robin Goodfellow erschien neben ihm und verschränkte die Arme vor der Brust, während er ebenfalls beobachtete, wie das Mädchen mit seinen Begleitern verschwand. »Jetzt ist sie weg.«
»Ja.«
Goodfellow warf ihm einen wachsamen und gleichzeitig erwartungsvollen Blick zu. »Was nun?«
Seufzend fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. »Ich muss etwas erledigen«, murmelte er. »Ein Versprechen einlösen. Es könnte sein, dass ich ziemlich lange fortbleibe.«
»Hm.« Grinsend kratzte sich Goodfellow am Kopf. »Klingt nach Spaß. Wo gehen wir hin?«
Jetzt war er es, der die andere Fee wachsam musterte. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dich eingeladen zu haben.«
»Tja, Pech gehabt, Eisbubi.« Nervtötend wie immer lehnte sich Goodfellow zurück und grinste ihn spöttisch an. »Ich habe erst mal die Schnauze voll von Kriegen und Gemetzel. Dich zu quälen macht viel mehr Spaß. Außerdem …« Seufzend sah Goodfellow hinüber zu der jetzt leeren Verandatreppe. »Außerdem will ich, dass sie glücklich ist, und sie ist nun mal am glücklichsten, wenn sie mit dir zusammen ist. Vielleicht kann ich damit
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