Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King

schnurrte wissend. »Das Orakel lebt in der Menschenwelt«, erklärte er, »in einer großen Stadt, die unterhalb des Meeresspiegels liegt. Jedes Jahr verkleiden sich die Menschen dort und veranstalten ein großes Trauerspiel. Sie tanzen und essen und werfen bunte Perlenketten auf andere, damit sie sich ihrer Kleidung entledigen. «
    »New Orleans«, brachte ich es stirnrunzelnd auf den Punkt. »Du redest von New Orleans.« Stöhnend machte ich mir klar, wie lange es dauern würde, dort hinzukommen. New Orleans war von unserem kleinen Nest aus die nächstgelegene Großstadt, aber es war immer noch eine ewig lange Fahrt. Das wusste ich so genau, weil ich davon träumte, in diese fast mythische Stadt zu fahren, wenn ich endlich meinen Führerschein hatte. »Das ist Hunderte von Kilometern weit weg! «, protestierte ich. »Ich habe kein Auto und auch kein Geld für ein Flugticket. Wie sollen wir das schaffen – oder wolltet ihr etwa trampen?«
    »Mensch, das Nimmernie hat jede Menge Berührungspunkte mit der Menschenwelt.« Grimalkin schüttelte den Kopf, bevor er ungeduldig fortfuhr: »Es hat keine messbaren Grenzen – wenn du den richtigen Steig kennst, kannst du von hier aus auch nach Bora Bora gelangen. Hör endlich auf, in menschlichen Dimensionen zu denken.
Ich bin mir sicher, dass der Prinz einen Pfad in diese Stadt kennt. «
    »Aber sicher tut er das«, fiel Puck ihm ins Wort. »Oder einen Pfad direkt zum Dunklen Hof. Nicht, dass es mich stören würde, Mabs Party zu sprengen, aber das würde ich dann doch lieber auf meine Art machen. «
    »Er wird uns nicht in die Falle locken«, fauchte ich Puck an, der mich geschockt anblinzelte. »Er hat versprochen, uns bei der Suche nach dem Eisernen König zu helfen. Er würde sein Wort brechen, wenn er uns jetzt an Mab auslieferte. Stimmt doch, Ash? «
    Ash schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen, aber er nickte.
    »Stimmt also«, wiederholte ich mit einer Überzeugung, die ich gar nicht empfand. Ich hoffte zwar, dass Ash uns nicht verraten würde, aber ich hatte auch gelernt, dass Abmachungen mit Feenwesen einen gern mal in den Hintern traten. Ich verdrängte meine Zweifel und wandte mich an den Prinzen: »Also«, begann ich möglichst selbstsicher, »wo finden wir diesen Steig nach New Orleans? «
    »In den Ruinen der Eisriesen«, erwiderte Ash und blickte nachdenklich drein. »Das ist ganz in der Nähe von Mabs Hof.« Als Puck ihn finster anstarrte, zuckte er mit den Schultern und schenkte uns ein kleines, verzagtes Lächeln. »Sie besucht jedes Jahr den Mardi Gras.«
    Ich stellte mir vor, wie die Königin des Dunklen Hofes vor einer Horde betrunkener Partygänger einen Busenblitzer hinlegte, und bekam einen Lachanfall. Alle drei sahen mich verwundert an. »Tut mir leid«, keuchte ich
und biss mir auf die Lippe. »Bin wohl immer noch etwas albern. Sollen wir dann mal los? «
    Puck grinste. »Lasst mich vorher nur noch etwas Proviant borgen.«
     
    Wenig später stiefelten wir vier einen schmalen, vereisten Pfad entlang, während das Haus der Kalten Klagen hinter uns immer kleiner und kleiner wurde. Irgendwann im Laufe der Nacht waren die Gnome verschwunden. Als wir das Haus verließen, stand es leer und wirkte so, als sei es das schon seit Hunderten von Jahren.
    Ich trug ein langes Gewand aus grauem Pelz, das beim Gehen melodisch klimperte, als wäre es voller winziger Windspiele. Puck hatte es mir gegeben, als wir ein Stück vom Haus entfernt waren – was ihm einen missbilligenden Blick von Ash eingebracht hatte –, und ich traute mich nicht zu fragen, wo er es herhatte. Aber es hielt mich kuschelig warm, solange wir durch Mabs kaltes, gefrorenes Reich wanderten.
    Während wir weiterliefen, erkannte ich nach und nach, dass die mit Eis überzogene Landschaft des Dunklen Reiches genauso schön – und gefährlich – war wie Oberons Reich. Von den Bäumen hingen Eiszapfen, die im Sonnenlicht funkelten wie Diamanten. Gelegentlich lag ein Skelett unter ihnen, mit Speeren aus Eis zwischen den Knochen. Am Wegesrand blühten Kristallblumen, ihre Blüten so hart und zerbrechlich wie Glas, mit Dornen, die sich in meine Richtung streckten, wenn ich mich ihnen näherte. Einmal glaubte ich, einen weißen Bären mit einer winzigen Gestalt auf dem Rücken zu sehen, der uns von einem
Hügel aus beobachtete, aber dann nahm mir ein Baum die Sicht und anschließend waren sie verschwunden.
    Ash und Puck sprachen die ganze Zeit kein Wort miteinander, was wahrscheinlich