Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Spitzhacke lag darauf. Die Ritter schoben Ash zu einem der Pfeiler, lösten eines der Handeisen, führten es hinter dem Pfosten herum und legten es ihm wieder an. Seine Haut war unter dem Eisenring rot und verbrannt, und er zuckte heftig, als die Fessel sich wieder um sein Handgelenk schloss. Mitfühlend biss ich mir auf die Lippe.
Der Ritter, der mich gefangen genommen hatte, richtete sich auf, tätschelte Ash die Wange und lachte, als der
vor seinem eisernen Panzerhandschuh zurückwich. »Fühlt sich gut an, was, du Wurm? «, meinte er.
Ich fuhr überrascht zusammen. Das war das erste Mal, dass einer von ihnen sprach.
»Ihr Altblütler seid dermaßen schwach. Es wird höchste Zeit, dass ihr abtretet. Ihr seid überflüssig geworden, altertümlich. Eure Zeit ist vorbei.«
Ash hob den Kopf und schaute dem Feenmann furchtlos in die Augen. »Große Worte von einem, der bloß danebengestanden und es nur mit einem Mädchen aufgenommen hat, während seine Brüder für ihn gekämpft haben.«
Der Ritter verpasste ihm eine Ohrfeige. Ich schrie wütend auf und wollte mich auf ihn stürzen, doch der Ritter hinter mir packte meinen Arm und hielt mich zurück.
»Lass ihn in Ruhe, Quintus«, sagte er mit ruhiger Stimme.
Quintus grinste spöttisch. »Tut er dir etwa leid, Tertius? Hegst du vielleicht so was wie Brudergefühle für deinen Zwilling hier?«
»Wir sollen nicht mit den Altblütlern sprechen«, erwiderte Tertius immer noch völlig gelassen, »das weißt du doch. Oder soll ich etwa Eisenpferd informieren?«
Quintus spuckte aus. »Du warst schon immer schwach, Tertius«, knurrte er. »Zu weichherzig, um aus Eisen zu sein. Du bist eine Schande für die Bruderschaft.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und marschierte den Tunnel zurück, gefolgt von dem dritten Ritter. Ihre Stiefel schepperten laut auf dem Steinboden, dann verklang das Geräusch langsam.
»Was für ein Idiot«, murmelte ich, als der verbliebene Ritter mich zu dem zweiten Pfosten schob. »Du heißt Tertius, stimmt’s? «
Er schloss die Eisenfessel auf und führte die Kette um den Pfosten, ohne mich anzusehen. »Ja.«
»Hilf uns«, flehte ich. »Du bist nicht wie die, das spüre ich. Bitte, ich muss meinen Bruder retten und ihn hier rausbringen. Ich würde mich auch auf einen Handel mit dir einlassen, wenn es sein muss. Bitte, hilf uns.«
Einen Moment lang sah er mir in die Augen. Die starke Ähnlichkeit mit Ash verblüffte mich erneut. Seine Augen waren eher bleigrau als silbern, und durch die Narbe wirkte er älter, aber er hatte das gleiche ausdrucksstarke, ehrenhafte Gesicht.
Er zögerte und ganz kurz wagte ich zu hoffen. Doch dann schloss er die Fessel um mein Handgelenk und trat zurück. Seine Augen wurden schwarz.
»Ich bin ein Ritter der Eisernen Krone«, erklärte er mit einer Stimme, die hart war wie Stahl. »Ich werde weder meine Brüder verraten noch meinen König.« Er drehte sich um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
Im flackernden Halbdunkel der Höhle hörte ich Ashs rasselnden Atem und das Knirschen von Steinen, als er sich zu Boden sinken ließ.
»Ash?«, rief ich leise, doch meine Stimme hallte trotzdem durch die Minenschächte. »Alles in Ordnung?«
Einen Moment lang herrschte Stille. Als Ash schließlich antwortete, war seine Stimme so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte: »Tut mir leid, Prinzessin«, murmelte er
fast wie zu sich selbst. »Sieht so aus, als könnte ich unseren Vertrag doch nicht erfüllen.«
»Du darfst jetzt nicht aufgeben«, sagte ich zu ihm und kam mir dabei vor wie eine Heuchlerin, da ich genug mit meiner eigenen Verzweiflung zu kämpfen hatte. »Wir kommen hier schon irgendwie raus. Wir müssen nur einen klaren Kopf behalten.« Plötzlich kam mir eine Idee, und ich fragte leise: »Kannst du die Ketten nicht einfrieren und sprengen, so wie du es bei der Fabrik gemacht hast?«
Ein leises, humorloses Lachen erklang. »Im Moment muss ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, nicht das Bewusstsein zu verlieren«, keuchte er angestrengt. »Falls du wirklich über diese Macht verfügst, von der die Dryadenälteste gesprochen hat, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, sie einzusetzen.«
Ich nickte. Was hatten wir schon zu verlieren? Ich schloss die Augen, konzentrierte mich darauf, den Schein um uns herum zu spüren, und versuchte mich daran zu erinnern, was Grimalkin mir beigebracht hatte.
Nichts. Außer einem kurzen Aufflackern von Entschlossenheit bei Ash gab es hier keine
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