Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
geblieben. Sie lassen nicht zu, dass ihre Gefühle ihnen in die Quere kommen. Wenn du am Winterhof überleben willst, musst du anfangen, so zu denken wie sie.«
»Tja, ich bin aber nicht wie sie.« Ich stand auf und wich einen Schritt zurück, wobei ich krampfhaft versuchte, das schmerzhafte Gefühl des Verrats zu ignorieren, auch wenn mir bereits bescheuerte Tränen der Wut in die Augen stiegen. »Ich bin keine Winterfee. Ich bin ein Mensch, mit menschlichen Gefühlen. Und wenn du glaubst, dass ich mich dafür entschuldige, vergiss es. Ich kann meine Gefühle nicht so einfach ausblenden wie du.«
Ich wirbelte herum und wollte beleidigt davonstiefeln, doch Ash erhob sich blitzartig und packte mich von hinten an den Oberarmen. Ich erstarrte, drückte die Knie durch und hielt mich kerzengerade, da es keinen Sinn gehabt hätte, gegen seinen Griff anzukämpfen. Selbst verwundet und blutend war er viel stärker als ich.
»Ich wollte nicht undankbar erscheinen«, flüsterte er mir ins Ohr und gegen meinen Willen meldeten sich wieder die Schmetterlinge in meinem Bauch. »Ich wollte dir nur etwas klarmachen. Die Angehörigen des Winterhofes sehen die Schwachen als Beute an. So sind sie nun mal. Sie werden versuchen, dich in Stücke zu reißen, sowohl körperlich als auch emotional, und ich werde nicht immer da sein können, um dich zu beschützen.«
Ich begann zu zittern und mein Ärger verflog, während meine eigenen Zweifel und Ängste zurückkehrten. Ash seufzte und ich spürte, wie er seine Stirn an meinen Hinterkopf lehnte und sein Atem meinen Nacken streifte. »Ich will das nicht tun«, gab er leise und gequält zu. »Ich will nicht mit ansehen müssen, was sie alles mit dir anstellen werden. Eine Sommerfee hat am Winterhof so gut wie keine Chance. Aber ich habe geschworen, dich zurückzubringen, und ich bin an dieses Versprechen gebunden.« Er hob den Kopf, umklammerte fast schmerzhaft meine Schultern und fuhr mit einer Stimme fort, die nicht nur wesentlich tiefer, sondern auch grimmig und kalt klang: »Deswegen musst du stärker sein als sie. Du darfst nie nachlassen in deiner Wachsamkeit, egal, was kommt. Sie werden dich in die Falle locken wollen, mit Spielen und schönen Worten. Und dann werden sie es genießen, wie du leidest. Lass sie nicht an dich ran. Und vertraue niemandem.« Er hielt inne und fügte dann noch leiser hinzu: »Nicht einmal mir.«
»Dir werde ich immer vertrauen«, flüsterte ich, ohne nachzudenken.
Sofort wurde sein Griff härter und er drehte mich fast gewaltsam zu sich herum. »Nein«, widersprach er, seine Augen zu Schlitzen verengt. »Das darfst du nicht. Ich bin dein Feind, Meghan. Das darfst du niemals vergessen. Wenn Mab mir befiehlt, dich vor dem gesamten Hofstaat zu töten, ist es meine Pflicht, dem nachzukommen. Wenn sie Rowan oder Sage befiehlt, dich langsam aufzuschlitzen und dafür zu sorgen, dass du in jeder Sekunde Höllenqualen leidest, wird von mir erwartet, daneben zu stehen und sie gewähren zu lassen. Verstehst du das? Meine Gefühle für dich sind am Winterhof ohne Bedeutung. Sommer und Winter werden sich immer feindlich gegenüberstehen und daran wird sich nie etwas ändern.«
Ich wusste, dass ich eigentlich Angst vor ihm haben sollte. Schließlich war er ein Prinz des Dunklen Hofes und hatte soeben unmissverständlich erklärt, dass er mich töten würde, wenn Mab es ihm befahl. Aber er hatte auch zugegeben, dass er Gefühle für mich hatte – Gefühle, die dort keine Bedeutung hatten, aber trotzdem kribbelte es in meinem Bauch, als ich es hörte. Vielleicht war ich ja naiv, aber ich konnte nicht glauben, dass Ash mir absichtlich wehtun würde, nicht mal, wenn wir am Winterhof waren. Nicht, wenn er mich so ansah wie jetzt, wo sich Zerrissenheit und Ärger in seinen Silberaugen spiegelten.
Er starrte mich noch einen Moment an, dann seufzte
er. »Du hast kein Wort von dem, was ich gesagt habe, verstanden, oder?«, murmelte er und schloss die Augen.
»Ich habe keine Angst«, erklärte ich, was eine Lüge war: Ich hatte Todesangst vor Mab und dem Dunklen Hof, der mich am Ende dieser Reise erwartete. Aber solange Ash da war, würde mir nichts geschehen.
»Du bist so verdammt dickköpfig«, murmelte Ash und fuhr sich frustriert mit der Hand durch sein Haar. »Und ich habe keine Ahnung, wie ich dich beschützen soll, wenn du keinerlei Selbsterhaltungstrieb zeigst.«
Ich stellte mich dicht vor ihn und legte eine Hand auf seine Brust, so dass ich seinen Herzschlag
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