Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
meiner Kleidung rissen, dass ich keuchte.
Puck folgte dicht hinter mir, seinen besorgten Blick auf meinen Rücken gerichtet, aber er versuchte nicht noch einmal, mich aufzuhalten. Meine Beine brannten, mein Atem ging stoßweise und meine Arme waren von Dutzenden blutender Schnitte und Kratzer übersät, aber ich konnte genauso wenig anhalten, wie ich fliegen konnte. Und so setzten wir unsere wilde Hatz durch den Wald fort, entfernten uns weiter von Tir Na Nog und drangen immer tiefer in unbekanntes Gebiet vor.
Es wurde bereits Nacht, als der seltsame Zauber endlich aufhörte und meine Füße so abrupt stehen blieben, dass ich nach vorn fiel und mit dem Gesicht voran durch den Dreck rollte. Puck war sofort an meiner Seite, half mir auf und fragte, ob alles in Ordnung wäre. Erst konnte ich nicht sprechen. Meine Beine brannten wie Feuer und ich wollte nur Luft in meine unterversorgte Lunge saugen und die Erleichterung genießen, dass mein Körper endlich wieder mir gehörte.
»Wo sind wir?«, keuchte ich, sobald ich dazu in der Lage war.
Anscheinend waren wir in so was wie einem Dorf gelandet. Einfache, mit Stroh gedeckte Lehmhütten standen in einem lockeren Halbkreis um eine Feuergrube, die jedoch leer und kalt war. Knochen, Tierhäute und angefressene Kadaver voller Fliegen lagen herum.
»Sieht aus wie ein aufgegebenes Kobolddorf«, murmelte Puck, als ich mich immer noch keuchend an ihn lehnte. Grinsend sah er auf mich runter. »Hast du dich in letzter Zeit mit Kobolden angelegt, Prinzessin?«
»Was? Nein.« Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen und taumelte zu einem Baumstumpf, auf den ich mich stöhnend fallen ließ. »Soweit ich weiß, nicht.«
»Da bist du ja«, kam eine körperlose Stimme von irgendwo aus der Nähe des Waldrands.
Ich sprang auf und sah mich hektisch um, konnte den Sprecher aber nicht entdecken.
»Du bist spät dran. Ich hatte schon befürchtet, du könntest dich verirrt haben oder gefressen worden sein. Doch vermutlich muss man der menschlichen Schwäche für diesen Mangel an Pünktlichkeit die Schuld geben.«
Mein Herz machte einen Sprung. Ich kannte diese Stimme! Neugierig sah ich mich um, aber natürlich entdeckte ich ihn nicht, bis Puck mich am Arm packte und auf den Waldrand deutete. In den Schatten jenseits des Dorfes lag ein alter Baumstamm, auf dem ein paar Flecken Mondlicht leuchteten. Im einen Moment war er leer. Dann blinzelte ich wohl oder das Mondlicht wanderte ein Stück weiter, und plötzlich saß dort ein großer grauer Kater, der den buschigen Schwanz um die Pfoten gelegt hatte und mich mit trägen goldenen Augen musterte.
»Grimalkin!«
Grimalkin blinzelte mich gelassen an und sah eigentlich aus wie immer. Sein langes graues Fell verschmolz perfekt mit dem Mondlicht und den Schatten. Er ignorierte mich und konzentrierte sich ganz darauf, seine Vorderpfote zu putzen, während ich auf ihn zustürmte. Am liebsten hätte ich ihn auf den Arm genommen und fest gedrückt, aber ich wusste, dass seine scharfen Krallen mein Gesicht zu Hackfleisch verarbeiten würden und er mir das niemals verzeihen würde.
Puck grinste. »Hey, Kater«, grüßte er ihn mit einem fröhlichen Winken. »Lange nicht gesehen. Ich schätze mal, diesen kleinen Todesmarsch haben wir dir zu verdanken?«
Der Kater gähnte. »Das war das letzte Mal, dass ich einen Menschen mit einer Beschwörung belegt habe«, sinnierte er und hob eine Hinterpfote, um sich am Ohr zu kratzen. »Ich hätte genauso gut ein Nickerchen machen können, statt darauf zu warten, dass du endlich auftauchst. Was hat dich aufgehalten, Mensch? Bist du etwa gelaufen? «
Da fiel es mir wieder ein: Grimalkin hatte mir bei der Suche nach meinem Bruder geholfen und im Gegenzug hatten wir uns darauf geeinigt, dass er mich einmalig zu einem Zeitpunkt seiner Wahl rufen dürfe, auch wenn ich damals keine Ahnung gehabt hatte, was das zur Folge hatte. So lautete unser Handel. Anscheinend hatte er endlich beschlossen, meinen Teil der Abmachung einzufordern.
»Was machst du hier, Grim?«, fragte ich, hin- und hergerissen zwischen Freude und Verärgerung. Natürlich freute ich mich, ihn zu sehen, aber der erzwungene Marsch durch koboldverseuchte Wälder, nur um mal Hallo zu sagen, war nicht gerade ein Brüller. »Es sollte besser wichtig sein, Kater. Dein bescheuerter Beschwörungszauber hätte mich umbringen können. Was willst du?«
Grimalkin drehte sich um und fing an, seine Hinterpfoten zu putzen. » Ich will gar nichts von dir,
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