Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
sie fast aussah wie ein Bündel trockener Zweige.
Ich sah zu, wie das Leben des Feenwesens schwand, musste daran denken, was Ash über die Feen und den Tod gesagt hatte, und wurde furchtbar traurig. Das war’s also für sie. Sie hatte einfach aufgehört zu existieren.
Puck seufzte schwer, neigte respektvoll den Kopf und hob die leblose Dryade auf seine Arme. Sie war nun dürr und morsch, zerbrechlich wie hauchfeines Glas, aber kein einziger Zweig splitterte oder brach ab, als er sie davontrug. Ganz vorsichtig legte er den Leichnam am Fuß eines großen Baumes ab, murmelte ein paar Worte und trat zurück.
Einen Moment lang passierte gar nichts. Dann lösten sich riesige Wurzeln aus dem Boden, wickelten sich um die Dryade und zogen sie unter die Erde. Sekunden später war sie verschwunden.
Wir blieben noch eine Weile schweigsam stehen, da wir die trauervolle Stimmung nicht stören wollten.
»Was meinte sie mit vergiftet?«, murmelte ich schließlich.
Puck schüttelte sich und schenkte mir ein humorloses Grinsen. »Lass es uns rausfinden.«
Wir mussten nicht groß suchen. Nachdem wir ein paar Minuten lang tiefer in den Wilden Wald hineingewandert waren, wichen die Bäume zurück und wir stolperten über einen nur allzu bekannten toten Flecken Erde mitten im Wald. Eine ganze Schneise sah jetzt krank aus und starb, die Bäume wurden zu seltsamen verkrüppelten Metallversionen ihrer selbst. Eiserne Laternenpfähle wuchsen aus der Erde, verkrümmt und unstet flackernd. Kabel krochen über Wurzeln und Stämme und erstickten die Bäume und Sträucher wie rote und schwarze Schlingpflanzen. In der Luft lag der Gestank von Kupfer und Verfall.
»Es breitet sich aus«, murmelte Puck und hielt sich den Ärmel vors Gesicht, als eine nach Metall stinkende Brise mir durchs Haar und die Kleider fuhr. »Das war vor ein paar Monaten noch nicht so.« Er drehte sich zu mir um. »Du hast doch gesagt, du hättest den Eisernen König getötet.«
»Habe ich. Ich meine, ja, er ist tot.« Schaudernd betrachtete ich den vergifteten Wald. »Aber das heißt nicht, dass das Eiserne Reich verschwunden ist. Tertius hat gesagt, dass er einem neuen Eisernen König dient.«
Puck kniff die Augen zusammen. » Noch einer? Irgendwie hast du vergessen, das zu erwähnen, Prinzessin.« Kopfschüttelnd ließ er den Blick über die zerstörte Landschaft schweifen und seufzte dann. »Noch ein Eiserner König. Verdammt, wie viele von denen werden wir denn umbringen müssen? Werden die jetzt immer wieder auftauchen, so wie Ratten?«
Bei dem Gedanken an einen weiteren Mord krümmte ich mich. Ein scharfer Wind fuhr über das Ödland, ließ die Zweige der Metallbäume knirschen und mich zittern. Hustend taumelte Puck zurück.
»Komm schon, Prinzessin. Wir können im Moment nichts dagegen tun. Bringen wir dich nach Hause.«
Nach Hause. Ich dachte an meine Familie, an mein normales Leben, das so verführerisch nah war. Dann dachte ich an das Nimmernie, wie es Stück für Stück verblasste und starb. Und ich traf eine Entscheidung. »Nein.«
Puck drehte sich zu mir um und blinzelte verwirrt. »Was?«
»Ich kann jetzt nicht nach Hause gehen, Puck.« Wieder betrachtete ich das vergiftete Nimmernie, sah die Spuren von Machinas Reich, die sich drohend über alles legten. »Sieh dir das an. Hier sterben Leute. Ich kann nicht einfach die Augen zumachen und so tun, als würde nichts davon passieren.«
»Wieso nicht?«
Seine unbekümmerte Einstellung schockierte mich so sehr, dass diesmal ich verwirrt blinzelte.
Er grinste nur. »Du hast genug getan, Prinzessin. Ich finde, nach allem, was du durchgemacht hast, verdienst du es, nach Hause gehen zu dürfen. Verdammt, du hast dich schon um einen Eisernen König gekümmert. Das Nimmernie wird es überstehen, glaub mir.«
»Und was ist mit dem Zepter?«, bohrte ich nach. »Und dem Krieg? Oberon sollte erfahren, dass Mab vorhat, ihn anzugreifen.«
Puck zuckte mit den Schultern, doch er schien sich in seiner Haut nicht ganz wohlzufühlen. »Ich hatte sowieso vor, es ihm zu sagen, Prinzessin, vorausgesetzt, er verwandelt mich nicht gleich in eine Ratte, sobald er mich sieht. Und was das Zepter angeht, nach dem sucht schon der Eisprinz. Wir können also sowieso nicht viel tun.« Als ich protestieren wollte, wedelte er abwehrend mit der Hand. »Der Krieg wird so oder so kommen, Prinzessin, mit oder ohne uns. Das ist nichts Neues. Winter und Sommer waren sich immer schon spinnefeind. Es vergeht kein Jahrhundert ohne
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