Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
In meiner Kehle bildete sich ein Kloß und ich holte zitternd Luft, um gegen ihn anzukämpfen. »Die Antwort auf deine Frage lautet also: Ja, ich will Ash finden. Aber ich kann es nicht, weil das verdammte Zepter wichtiger ist. Und ich werde das nicht vermasseln, bloß weil du keine verdammten zwei Minuten stillsitzen kannst.« Mir stiegen Tränen in die Augen und ich blinzelte sie wütend weg, da mir bewusst war, dass sie mich alle drei anstarrten, als stünde mein Kopf in Flammen. Ich konnte wegen Eisenpferds ausdrucksloser Maske nicht sagen, was es dachte, aber Grimalkin wirkte gelangweilt und Pucks Miene schwankte zwischen Eifersucht und Mitleid.
Was mich nur noch wütender machte.
»Meghan«, setzte Puck an, doch ich wirbelte herum und stürmte los, bevor ich wirklich noch anfing zu heulen. Er rief mir etwas nach, aber ich beachtete ihn nicht und schwor mir, dass er sich eine einfangen würde, falls er mich aufzuhalten versuchte oder sich mir in den Weg stellte.
»Lass sie«, hörte ich Grimalkin sagen, als ich die Tür aufriss. »Sie würde dir jetzt sowieso nicht zuhören, Goodfellow. Sie will nur ihn.«
Die Tür fiel hinter mir zu. Ich stampfte den Korridor entlang und kämpfte mit Tränen der Wut.
Es war einfach nicht fair. Ich hatte es satt, Verantwortung zu tragen, hatte es satt, schmerzliche Entscheidungen zu fällen, nur weil ich damit das Richtige tat. Ich wollte einfach nur Ash finden und ihn anflehen, es sich noch einmal zu überlegen. Wir könnten zusammen sein; wir könnten einen Weg finden, wie es funktionierte, wir mussten es nur ernsthaft versuchen, zur Hölle mit den Konsequenzen. Und zur Hölle mit dem Zepter.
Die Korridore erschienen mir endlos und einer sah genauso aus wie der andere: eng, düster und rot. Ich wusste nicht, wohin ich lief, und es war mir eigentlich auch egal. Ich wollte nur weg von Puck und Eisenpferd und eine Weile mit meinen selbstsüchtigen Wünschen allein sein. Statuen, Bilder und Musikinstrumente säumten die Flure. Einige vibrierten sanft, wenn ich vorbeiging, so dass zarte Klänge in der Luft hingen.
Schließlich ließ ich mich neben einer Harfe auf den Boden sinken, ignorierte dabei die Blumenelfe, die mich vom Ende des Flurs aus beobachtete, und vergrub das Gesicht in den Händen.
Du fehlst mir so, Ash.
Meine Augen brannten. Wütend rieb ich sie, fest entschlossen, nicht zu weinen. Die Harfe summte neben meinem Ohr, es klang neugierig und mitfühlend. Träge ließ ich einen Finger über die Saiten gleiten und entlockte ihnen traurige, zitternde Töne, die durch den Korridor schwebten.
Ein Akkord antwortete ihnen, dann ein weiterer. Ich hob den Kopf und lauschte den leisen, zarten Klavierklängen, die durch den Flur schwebten. Die Melodie war düster, eindringlich und seltsam vertraut. Ich wischte mir ein letztes Mal über die Augen, stand auf und folgte ihr durch die gewundenen Gänge, vorbei an Instrumenten, die der Melodie summend ihre Stimmen hinzufügten.
Sie führte mich zu einer dunkelroten Doppeltür mit vergoldeten Klinken. Es klang, als würde hinter den Holztüren eine ganze Sinfonie aufgeführt. Vorsichtig schob ich die Türflügel auf und betrat einen großen runden Raum, der ganz in Rot gehalten war.
Die Musik schlug mir wie Wellen entgegen. Der Raum war voller Instrumente: Harfen, Celli und Violinen, noch ein paar Gitarren und sogar eine Ukulele. In der Mitte des Raumes saß Charles über einen kleinen Flügel gebeugt und ließ mit geschlossenen Augen die Finger über die Tasten fliegen. An den Wänden brummten und trällerten die anderen Instrumente und liehen der Melodie ihren Klang, verwandelten die Kakofonie in etwas Reines und Einzigartiges. Die Musik lebte, wirbelte düster, gespenstisch und drängend durch den Raum und ließ neue Tränen in mir aufsteigen. Ich sank auf eine rote Samtcouch und ergab mich meinem Gefühlschaos.
Ich kenne dieses Lied.
Doch sosehr ich es auch versuchte, mir fiel einfach nicht ein, woher. Die Erinnerung verspottete mich, blieb immer knapp außer Reichweite, ein klaffendes Loch, wo eigentlich ein Bild sein sollte. Diese mysteriöse und verstörend vertraute Melodie zerrte an meinem Innersten und erfüllte mich mit einem Gefühl von Traurigkeit und schmerzlichem Verlust.
Mir liefen die Tränen nur so übers Gesicht, während ich Charles’ schmale Schultern beobachtete, die sich mit den Akkorden hoben und senkten. Sein Kopf hing so tief, dass er fast die Tasten berührte. Ich war mir nicht ganz sicher,
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