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Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Titel: Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etgar Keret
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entgegensetzen? Keine. Eine Zauberinnenmutter. Ein Zauberkind. Ein machtloser Vater. Eine japanische Serie. Das konnte ewig so weitergehen.
Ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will
    Gilad umschlang Hillel fest mit beiden Armen, schwang ihn in die Luft und begann zu rennen. Hillel war warm wie immer. Auch jetzt fuhr er fort zu murmeln, doch ab dem Moment, in dem ihn Gilad ganz dicht an sich gedrückt hielt, wurde das Murmeln ruhiger, und die Falte auf der Stirn verschwand. Gilad hatte das Gefühl, dass auch er etwas mit ihm murmeln sollte. Er fing an mit »Wir gehen in den Kindergarten Kindergarten Kindergarten«, und auf halbem Weg wechselte er zu »Gleich sind wir da gleich sind wir da gleich sind wir da«, und als sie schon ganz nah an dem Hof mit dem elektrischen Tor waren, wurde daraus plötzlich »Papa liebt Papa liebt Papa liebt«. Es stand in überhaupt keinem Zusammenhang mit irgendetwas, und auch ein Objekt hatte dieser Satz nicht, obwohl, zumindest Gilad, die Absicht klar war – dass er Hillel liebte.
    Als sie den Kindergarten betraten, hörte er zu murmeln auf und setzte Hillel am Boden ab. Hillel fuhr mit geschlossenen Augen fort: »Ich will ich will ich will.« Gilad lächelte eine der Hilfskräfte an, eine Dicke, die er sogar mochte, und hängte die bestickte Tasche mit den Anziehsachen zum Wechseln und der Plastikflasche an den Haken, über dem in Druckbuchstaben »Hillel« geschrieben stand. Er war schon dabei hinauszugehen, als ihn die Kindergärtnerin aufhielt.
Ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will
    Gilad lächelte sie an. Er schwitzte vom Laufen und schnaufte auch noch ein bisschen, doch sein Lächeln vermittelte, dass alles in Ordnung war. »Das ist was, das der Junge gestern im Fernsehen gesehen hat«, erklärte er, »so eine Serie, Toni und der Zauberschmetterling. Was Japanisches, die Kinder sind ganz versessen darauf …« Die Kindergärtnerin brachte ihn mit dem gleichen Zischlaut zum Schweigen, wie sie es, was Gilad schon mehrmals gesehen hatte, mit aufsässigen Kindern machte. Es war beleidigend, doch er zog es vor, nicht zu reagieren. Er wollte nur weg hier. Und je ruhiger und netter er wäre, das wusste er, desto schneller würde er von hier verschwinden können. Und er konnte der Kindergärtnerin immer etwas von irgendeiner Besprechung erzählen, die er im Büro hatte, oder irgend so was, sie wusste schließlich, dass er Rechtsanwalt war.
Ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will
    Die Kindergärtnerin versuchte, mit Hillel zu reden, sie berührte ihn sogar sanft im Gesicht, doch Hillel hörte weder auf zu murmeln, noch schlug er die Augen auf. Gilad wollte instinktiv zu ihr sagen, dass das nichts half, aber er war sich nicht sicher, ob sich diese Äußerung zu seinen Gunsten auswirken würde. Vielleicht ist jetzt, dachte er sich, vielleicht ist jetzt der richtige Moment, um den Termin im Büro zu erwähnen und einfach zu gehen.
Ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will
    »Tut mir leid«, sagte die Kindergärtnerin, »in einem solchen Zustand können Sie ihn nicht dalassen.« Gilad versuchte zu erklären, dass das kein Zustand, sondern bloß irgendein Müll war, den sie im Fernsehen brachten, so wie ein Spiel. Es war ja nicht so, dass der Junge litt oder so was, er hatte sich einfach auf irgendeinen Blödsinn versteift. Doch die Kindergärtnerin wollte nichts davon hören, und Gilad sah sich gezwungen, Hillel wieder auf die Arme zu nehmen. Die Kindergärtnerin begleitete sie hinaus, und als sie ihnen das Tor des Kindergartens öffnete, sagte sie in emphatischem Ton, dass es sich wohl lohnen würde, Na’ama anzurufen, denn das sei keine Bagatelle. Gilad stimmte ihr sofort zu und sagte, er würde sich darum kümmern, allerdings hauptsächlich aus Angst, sie würde Na’ama selbst anrufen.
Ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will ich will
    Draußen stellte Gilad Hillel auf den Bürgersteig und fragte mit ziemlich ruhiger Stimme: »Was für ein Autobus?« Als Hillel weitermurmelte, wiederholte er die Frage etwas lauter: »Was für ein Autobus?« Hillel verstummte, schlug die Augen auf, schaute Gilad ganz intensiv an und

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