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Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Titel: Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etgar Keret
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Sieht aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Der mit dem Pflaster bringt ein Glas Wasser, und der Schnurrbart hält das Glas an ihre Lippen. Sie trinkt ein bisschen, trinkt und beruhigt sich allmählich. Das war ein beängstigender Moment, denkt der mit den Brauen. Was er wohl am Telefon zu ihr gesagt hat?, denkt der mit dem Pflaster. Auch wenn sie schwach ist, denkt der Schnurrbärtige, auch wenn sie fast zusammenbricht, ist sie so sehr Frau. Er spürt, wie sich tief im Innern seiner Hose ein Ständer zu regen beginnt, und hofft, dass es keinem in der Runde auffällt.
    Das Intercom summt erneut. Es ist wieder der Mann vom Catering, er wartet auf eine Antwort, was das Parken im Gebäude angeht. Es ist eine äußerst problematische Zeit jetzt gerade, und auf der Straße einen Parkplatz für einen Lieferwagen zu finden, ist schlicht ein Problem. Der mit dem Pflaster, der am Intercom geantwortet hat, wiederholt die Frage mit lauter Stimme. Der Schnurrbärtige signalisiert ihm mit dem Kopf, zu sagen, das gehe in Ordnung. Doch nachdem der mit dem Pflaster es gesagt hat, murmelt die halb ohnmächtige Pnina, sie sollten die Parkgarage nicht benutzen. Es gibt einen Nachbarn aus der siebzehnten Etage, der Probleme macht. Erst vor einer Woche ist ein Bekannter für eine Stunde, nicht einmal eine, zu ihr gekommen, und man hat ihn abgeschleppt. Der mit den Brauen bietet sich an, hinunterzugehen und den Cateringleuten zu sagen, dass sie den Parkplatz nicht benutzen können. Von dort aus, so denkt er sich, ist der Weg nach Hause kürzer. Der Schnurrbärtige sagt, er solle lieber dableiben, immerhin gehe es Pnina nicht gut, und es sei von Vorteil, wenn es auf dem Fest einen Arzt gebe. »Ich bin Zahnarzt«, erwidert der mit den Brauen mit Betonung auf »Zahn«.
    »Sie sind Zahnarzt, ich weiß«, sagt der Schnurrbärtige und betont dabei allerdings das Wort »Arzt«. Pnina sagt, man müsse jetzt dringend zu Avners Büro fahren. Es passe nicht zu ihm, so anzurufen und dann aufzulegen. Überhaupt sei bei ihm etwas in der letzten Zeit nicht in Ordnung. Er nehme ständig Tabletten. Er hat zu Pnina gesagt, sie seien gegen Kopfschmerzen, aber Pnina kennt Kopfwehtabletten, und was Avner da schluckt, das ist kein Akamol oder Advil, das sind so schwarze Pillen, elliptische, die keiner Tablette ähneln, die sie jemals gesehen hat. Und in der Nacht hat er Albträume, das weiß sie, denn sie hat ihn im Schlaf schreien gehört. »Sprecht mit Kochavi«, hat er geschrien, »sprecht mit Kochavi.« Und als sie ihn aufweckte, hat er gesagt, es sei alles in Ordnung und er kenne keinen Kochavi. Und sie wisse aber, dass er schon einen Kochavi kennt. Jigal Kochavi. Seine Nummer taucht in Avners Palm auf. Und von allen Telefonnummern, die dort gespeichert sind, hat sie bloß ihn nicht eingeladen. Sie hat gedacht, dass er möglicherweise die Stimmung drückt.
    »Ich weiß nicht, was los ist«, sagt Pnina, »ich habe Angst.« Daraufhin nickt der Schnurrbärtige und schlägt vor, dass sie alle vier zu Avner ins Büro fahren, um nachzuschauen, ob mit ihm alles in Ordnung ist.
    Der mit den Brauen meint, dass hier alle ein bisschen überreagieren und es sich zunächst einmal lohnen würde, dass Pnina noch einmal bei ihm anruft. Alles in allem haben sie ja bloß telefoniert, und das Gespräch wurde unterbrochen, solche Dinge passieren andauernd. Möglich, dass mit Avner etwas nicht stimmt, aber genauso gut kann mit den Leitungen von Bezek wieder mal was nicht in Ordnung sein, und bevor sie jetzt anfingen, sich bis nach Herzelia zu quälen, solle man das lieber erst klären. Pnina wählt die Nummer von Avners Büro mit zitternder Hand. Sie hat das Telefon auf Lautsprecher gestellt. Der mit dem Pflaster denkt sich, dass es komisch ist, dass sie das Gespräch auf laut gestellt hat. Was, wenn Avner antwortet und etwas Intimes zu ihr sagt oder einfach irgendwas Beleidigendes, das kann nicht zur Sache gehören. Doch am anderen Ende der Leitung antwortet niemand. Der mit den Brauen schlägt vor, sie solle versuchen, Avner auf dem Mobiltelefon anzurufen, und Pnina tut es. Es antwortet ihr die Mobilbox mit der Ansage, hier sei Avner Kamzan und wer ihn dringend brauche, solle seine Sekretärin anrufen oder eine SMS schicken, da er keine Nachrichten abhöre. Der Schnurrbart kennt Avner nicht, aber rein von seiner Artikulation her weiß er bereits, dass er ihn nicht mögen wird. Es liegt etwas Hochfahrendes in seiner Stimme. Es ist die Stimme von jemandem, der meint,

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