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Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Titel: Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etgar Keret
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brauchte kein Geschenk oder Fest von ihr, aus dem Alter von solchem Blödsinn waren sie schon raus, aber war es zu viel verlangt von deiner Lebenspartnerin, dass sie da war, dass sie schlicht und ergreifend an deinem lausigen Geburtstag mit dir zusammen war? Und während dieser ganzen Zeit, denkt der mit den Brauen, steckt Pnina in einem Verkehrsstau auf dem Weg nach Herzelia. Was für eine Idiotie.
    Doch Avner ist nicht inzwischen zu seiner Wohnung in Ramat Aviv gefahren. Er ist auch nicht in seinem Büro in Herzelia. Als die vier endlich dort ankommen, ist überhaupt niemand mehr im Büro, aber der Wächter am Eingang sagt, dass er gesehen hat, wie Avner vor einer knappen Stunde weggefahren ist. Der Wächter sagt, dass er eine Pistole hatte. Er weiß das, weil ihn Avner gefragt hat, wie man sie entsichert. Das heißt, Avner wusste, wie man sie entsichert, aber irgendwas klemmte dort, und er hoffte, der Wächter könne ihm helfen. Nur dass dieser Wachmann nun nicht gerade genau der richtige Mensch für solche Fragen ist, er ist letztlich nur ein alter Kasache, der sein ganzes Leben lang Gemüse in irgendeinem abgelegenen Dorf angebaut hat, kein Rambo. Als er nach Israel gekommen ist, wollte er in der Landwirtschaft arbeiten, aber die Leute im Amt sagten zu ihm, dass bloß Thais und Araber heute in der Landwirtschaft arbeiteten, und was er von jetzt ab bis zu seinem Tod noch machen könne, das sei, in Rente zu gehen oder im Wachdienst zu arbeiten. Der Wächter erzählt ihnen, dass Avner, als er ihm mit der Pistole nicht helfen konnte, wütend auf ihn wurde und zu fluchen anfing. »Nicht schön«, sagt er zu dem Schnurrbärtigen, »gar nicht schön, einen Juden in meinem Alter zu verfluchen. Und für was? Hab ich was Falsches gemacht?« Der Schnurrbart nickt. Er weiß, wenn er nur wollte, könnte er auch ihn beruhigen, doch er hat keine Energie mehr dazu. Und dieses Gerede von der Pistole verstört ihn. Auf der ganzen Strecke hierher hat er gedacht, dass Pnina mit ihren Ängsten vielleicht ein bisschen übertreibt, aber jetzt sieht er, dass sie tatsächlich recht hat. »Wenn er mich über Agrikultura gefragt hätte, hätte ich ihm bei allem geholfen«, sagt der Wächter zu dem mit dem Pflaster, »ich liebe helfen. Aber bei einer Pistole weiß ich nichts. Und dafür fluchen?«
    Auf dem Rückweg zum Auto weint Pnina. Der mit den Brauen äußert, dass diese ganze Angelegenheit schon nicht mehr in ihrer Hand liege, dass man die Polizei rufen müsse. Der mit dem Pflaster interveniert und sagt, die Polizei würde gar nichts machen. Wenn du keine Beziehungen hast, dauert es mindestens einen Tag, bevor sie anfangen, ihren Hintern in Bewegung zu setzen. Es ist nicht so, dass der mit dem Pflaster einen besseren Plan hätte, als zur Polizei zu gehen, aber der mit den Brauen geht ihm schon seit einer ganzen Weile auf den Geist, und das Letzte, was er jetzt will, ist, sich mit ihm über irgendwas einig zu sein. Der Schnurrbärtige streicht Pnina übers Haar. Auch er hat keinerlei Plan im Moment, er ist nicht in der Lage, an irgendetwas zu denken, solange sie weint. Ihr Weinen überschwemmt sein Gehirn, ertränkt jeden Gedanken, bevor er zu Ende gedacht ist. Und dass sich der mit dem Pflaster und der mit den Brauen neben ihm streiten – auch das hilft ihm nicht gerade dabei, sich zu konzentrieren. »Ihr beide nehmt euch ein Taxi. Ihr könnt hier nichts mehr helfen«, wirft er ihnen zu.
    »Und was ist mit Ihnen und Pnina?«, fragt der mit dem Pflaster. Er will jetzt wirklich nicht gehen oder ein Taxi bezahlen oder den ganzen Weg nach Ramat Aviv zusammen mit dem mit den Brauen fahren. Der Schnurrbärtige zuckt die Achseln. Er hat keine Antwort darauf.
    »Er hat recht«, sagt der mit den Brauen, er weiß, das ist seine Chance sich abzusetzen, und außerdem hat der Schnurrbärtige tatsächlich recht, es nützt überhaupt nichts, wenn sie zu viert sind. Der Schnurrbärtige kann mit Pnina allein zur Polizei fahren, er braucht sie nicht zum Händchenhalten. Dem mit dem Pflaster passt das ganz und gar nicht. Ausgerechnet jetzt, wo es eine Pistole und Action gibt, nach Hause zu fahren, das ist enttäuschend. Wenn er bliebe, könnte er etwas ändern, vielleicht diesen Avner retten, und auch wenn nicht, falls er bloß mit dem Schnurrbärtigen und Pnina zusammen seine Leiche finden würde, wäre das ein Erlebnis, an das er sich garantiert sein Leben lang erinnern würde. Vielleicht nicht das gelungenste Erlebnis, aber immerhin, ein Erlebnis.

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