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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
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sich jetzt eine Bedenkzeit.« Sie schnaubt. »Aber was rede ich da? Dir ist das doch ganz egal.«
    »Das ist mir nicht egal«, sage ich leise. »Gar nicht, ich …«
    »Jaja, genau«, sagt Carrie spöttisch. »Als ob jemand wie du so was je verstehen könnte. Du bist doch vollauf damit beschäftigt, jeden Typen zu vögeln, der ein Glas in deine Richtung schiebt, da kannst du unmöglich auch noch an andere denken.«
    Und mit einem Giftblick zum Abschluss stolziert sie davon.
     
    Den Rest des Tages verkrieche ich mich in meinem Zimmer und widme mich im Wechsel Schokoladenkeksen, alten Folgen von Gilmore Girls und Weinen. Ich ertrage es einfach nicht, mich schon wieder so zu fühlen, aber das Einzige, was ich dieses Mal auf meiner Seite habe, ist die Zeit: Nur noch
vierzehn Tage, bis ich hier abhauen kann. Ich hätte nie gedacht, dass Kalifornien für mich mal ein Segen sein könnte, aber zu Hause ein alter Hut zu sein, ist immer noch besser als der Skandal der Woche hier. In Kalifornien bin ich bloß eine blöde Schlampe, hier bin ich der Fleisch gewordene Verrat am Feminismus.
    Es ist halb elf und ich will mich gerade ins Bett wälzen, als es leise an meiner Tür klopft. Ich bleibe auf einem Haufen Kissen auf dem Fußboden liegen und warte, dass die da draußen wieder verschwinden.
    »Natasha?«, das ist Hollys Stimme. »Natasha, bist du da?«
    Mit einem Seufzer ziehe ich mich hoch und öffne die Tür ein paar Zentimeter. »Hey«, sage ich lustlos. Holly ist zum Ausgehen zurechtgemacht, in süßen Pumps, einem figurbetonten roten Top über Jeans. Ich vermeide Augenkontakt. »Was ist?«
    »Wir waren verabredet, weiß du noch?« Holly guckt mich erwartungsvoll an. Ich blinzele.
    »Aber …« Ich kann nicht fassen, dass sie sich benimmt, als wäre nichts geschehen.
    »Aber nichts.« Ihr Ton ist sanft, aber bestimmt, und ehe ich sie davon abhalten kann, hat sie sich an mir vorbei ins Zimmer gedrängelt. »Darauf freue ich mich schon die ganze Woche. Du kommst mit, keine Diskussion.«
    »Auf keinen Fall.« Ich verschränke die Arme. »Du kannst doch nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich ausgehe.«
    Sie wühlt schon in meinem Schrank herum. »Ich lass dich hier nicht allein in deinem Elend versinken. Hast du heute schon mal einen Fuß vor die Tür gesetzt?«

    »Ja.« Ich schmolle. »Ich war bei meinem Tutorium … und das war einfach … ich kann nicht.«
    »Noch ein Grund mehr, einen draufzumachen.« Holly wirft mir mein blaues Lieblingskleid zu. »Du hast zehn Minuten, dann nehm ich keine Rücksicht, wenn du immer noch in diesem Jogginganzug steckst.«
    Ich seufze. »Holly.« Sie guckt mich an. »Cool, dass du das machst, echt. Aber …« Schwächlich zucke ich die Achseln, denn mir steigen schon wieder die Tränen in die Augen. »Ich weiß nicht, ob ich denen ins Gesicht sehen kann.«
    Sofort ist sie an meiner Seite und nimmt mich in den Arm. »Aber selbstverständlich kannst du das«, versichert sie mir, und klein und stark, wie sie ist, stützt sie mich. »Wenn es ganz schlimm wird, gehen wir wieder, okay? Aber du musst es versuchen. Du darfst die nicht gewinnen lassen.«
    »Aber ich bin doch bald wieder weg«, schniefe ich und fühl mich superbemitleidenswert. »Was soll das dann?«
    »Ich lass dich nicht so hier sitzen.« Holly hat normalerweise einen sanften Blick, aber jetzt blitzt Stahl in ihren Augen. »Du hast dafür gesorgt, dass ich mich meinen Problemen gestellt hab, und jetzt ist es an mir, das Gleiche für dich zu tun.«
    »Du willst mich total nicht in Ruhe lassen, was?« Ich hab’s kapiert und bin schon im Begriff, mein Reisebügeleisen einzuschalten. Holly lächelt mich koboldhaft an.
    »Absolut nicht.«
     
    Der Club ist nur einen kurzen Fußweg von Raleigh entfernt, er geht über zwei Stockwerke, oben ist eine winzige Bar, unten eine dunkle Höhle von Tanzfläche. Sowie wir reinkommen,
spüre ich sämtliche Blicke auf mir, aber Holly nimmt einfach meine Hand und zerrt mich durch die Menge zu einem freien Platz an der Bar.
    »So«, verkündet sie. »War doch gar nicht so schlimm, oder?«
    Ich antworte nicht, langsam lege ich Mantel und Schal ab. Wie lange ich wohl mitmachen muss, bis ich die Flucht antreten kann? Eine Viertelstunde? Zehn Minuten vielleicht? Holly entdeckt ein paar Mädchen aus ihrer Sportmannschaft und ich steh schließlich nur stumm daneben, während sie übers Training und Wettkämpfe reden. Immer wieder wendet sie sich mir zu und prüft, ob auch alles in Ordnung ist mit mir,

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