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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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wir die Púca entdeckt hatten. Sie lebte noch, aber …« Vorsichtig holte ich Luft und räusperte mich. »Ihr Rückgrat war gebrochen. Sie war von der Hüfte abwärts gelähmt.«
    »Oh, Ethan.«
    »Danach sind ihre Eltern weggezogen.« Meine Stimme klang fremd und ausdruckslos. »Sam konnte sich nicht mehr an das schwarze Pony erinnern – noch so eine Sache bei den Feen. Die Erinnerung verblasst schnell, und normalerweise vergessen die Leute sie völlig. Mir hat natürlich niemand einen Vorwurf gemacht. Man hielt es für einen tragischen Unfall, aber … ich wusste ja, dass es keiner war. Ich wusste: Hätte ich mehr gesagt, wäre ich entschlossener gewesen, dann hätte ich sie retten können. Sam wäre böse auf mich gewesen, aber dann wäre sie heute noch gesund.«
    »Das …«
    »Jetzt sag nicht: Das war nicht deine Schuld«, flüsterte ich rau. Meine Kehle brannte, und plötzlich verschwamm alles vor meinen Augen. Abrupt ließ ich Kenzie los und wandte mich ab. Sie sollte nicht sehen, wie ich die Fassung verlor. »Ich wusste, was dieses Ding war«, sagte ich zähneknirschend. »Es war meinetwegen dort, nicht wegen Sam. Ich hätte sie mit Gewalt davon abhalten können aufzusteigen, aber das habe ich nicht getan, und zwar nur aus Angst, dass sie mich dann nicht mehr mögen würde. All ihre Träume vom eigenen Pferd, von wilden Rodeos, das alles hat sie verloren. Und zwar nur, weil ich zu feige war, um etwas zu unternehmen.«
    Kenzie sagte nichts, aber ich spürte ihren Blick auf mir. Um uns herum wiegten sich die Feen im Mondschein, noch immer graziös und hypnotisch, doch ich hatte keinen Blick mehr für ihre Schönheit. Ich sah nur noch Sam vor mir, wie sie fröhlich lachend durch die Gegend hüpfte, unfähig, auch nur zwei Minuten stillzustehen. Nun würde sie nie wieder rennen, nie wieder durch die Wälder streifen oder auf ihren geliebten Pferden reiten. Durch meine Schuld.
    »Deswegen kann ich niemanden zu dicht an mich heranlassen«, presste ich hervor. »Wenn ich aus der Sache mit Sam eines gelernt habe, dann, dass ich es mir nicht erlauben kann, Freunde zu haben. Dieses Risiko darf ich nicht eingehen. Ob die Feen mich auf dem Kieker haben, ist mir egal – ich gehe ihnen schon mein Leben lang aus dem Weg. Aber es reicht ihnen nicht, nur mir wehzutun. Sie sind hinter jedem her, der mir etwas bedeutet. Ohne Ausnahme. Und ich kann sie nicht daran hindern. Ich kann gerade mal mich und meine Familie schützen, mehr nicht. Deshalb ist es besser, wenn die Leute mich einfach in Ruhe lassen. So wird wenigstens niemand verletzt.«
    »Außer dir.«
    »Ja.« Seufzend rieb ich mir das Gesicht. »Außer mir, aber damit komme ich klar.« Eine drückende Schwere breitete sich in mir aus und sammelte sich in meiner Brust: eine verzweifelte Hilflosigkeit und das Wissen, dass ich nicht das Geringste dagegen tun konnte. Ich konnte nur zusehen, wie die Menschen in meiner Umgebung zur Zielscheibe wurden, zu Opfern. »Aber jetzt … jetzt gibt es dich. Und …«
    Kenzie schlang mir von hinten die Arme um den Bauch. Mein Herz begann zu rasen, und ich musste tief Luft holen, als sie die Wange an meinen Rücken drückte. »Und du hast Angst, dass ich so enden könnte wie Sam«, flüsterte sie.
    »Wenn dir meinetwegen irgendetwas zustoßen würde, Kenzie …«
    »Hör auf.« Sie schüttelte mich sanft. »Du hast keine Kontrolle darüber, was sie tun, Ethan«, erklärte sie mit Nachdruck. »Hör auf, die Schuld immer bei dir zu suchen. Die Feen treiben nun mal ihre grausamen Spielchen, ganz egal, ob man sie sehen kann oder nicht. Sie haben die Menschen schon immer gequält, genau das hast du mir doch beigebracht, oder nicht?«
    »Ja, aber …«
    »Kein Aber.« Wieder schüttelte sie mich, bevor sie eindringlich fortfuhr: »Du hast dieses Mädchen nicht gezwungen, sich auf die Púca zu setzen. Du hast versucht, Sam zu warnen. Ethan – du warst ein kleines Kind, das ganz allein einer Fee gegenüberstand. Du hast nichts falsch gemacht.«
    »Und was ist mit dir?« Meine Stimme war immer noch rau. »Ich habe dich in dieses ganze Chaos mit reingezogen. Du wärst doch gar nicht hier, wenn ich nicht …«
    »Ich bin hier, weil ich hier sein will«, erklärte Kenzie gelassen. »Du hast es selbst gesagt: Ich hätte jederzeit nach Hause zurückkehren können. Aber ich bin geblieben. Und du wirst mich ganz sicher nicht einfach so aus deinem Leben streichen. Jetzt nicht mehr. Denn ganz egal, was du denkst, ganz egal, wie oft du

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