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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Nicken ab, und mehr brauchte sie nicht. Sie legte den Kopf in den Nacken, setzte das Fläschchen an die Lippen, und im nächsten Moment war sein Inhalt verschwunden.
    Ein scharfer Windstoß fuhr über die Lichtung, ließ die Blätter rauschen und drückte das Gras nieder. Ich glaubte ein kaum wahrnehmbares Flüstern zu hören, einen Wortschwall, der so schnell gesprochen wurde, dass er nicht zu verstehen war, doch die Stimmen verstummten, bevor ich genauer hinhören konnte. Kenzie fing an zu taumeln, als würde sie vom Wind hin- und hergerissen, dann sank sie auf die Knie.
    Ich sprang über die Pilze, drängte mich zwischen den Feen hindurch, die mich gar nicht beachteten, und ließ mich neben ihr zu Boden fallen. Keuchend kniete sie im Gras und drückte eine Hand aufs Herz. Ihr Gesicht war leichenblass, und ich fürchtete schon, sie würde in Ohnmacht fallen.
    »Kenzie!« Hastig fing ich sie auf, als sie auf alle viere sank und lautlos nach Luft rang. »Ist alles okay? Was ist los?« Finster sah ich zu Keirran hinauf, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte, und winkte ihn mit einer scharfen Geste heran. »Was ist los, Keirran? Komm her und hilf ihr!«
    »Es ist alles in Ordnung«, versicherte mir Kenzie, hielt sich an meinem Arm fest und richtete sich langsam auf. Als sie tief durchatmete, kehrte etwas Farbe in ihre Wangen zurück, und meine Panik legte sich. »Ist schon okay, Ethan, es geht mir gut. Ich habe nur … für einen Moment keine Luft mehr bekommen. Was ist passiert?«
    »Leanansidhe«, erklärte Annwyl und trat neben Keirran. Mit ernsten Blicken musterten sie uns, wunderschön und unmenschlich im fahlen Licht des Mondes. »Die Dunkle Muse hat ihren Preis eingefordert.«
    Eine eisige Faust schloss sich um meinen Magen. Doch Kenzie nahm mich gar nicht wahr, keinen von uns dreien. Sie starrte mit offenem Mund auf die Feen, die mit uns im Kreis standen. »Waren die … waren die schon die ganze Zeit hier?«, flüsterte sie.
    Keirran schenkte ihr ein schmales, fast schon trauriges Lächeln. »Willkommen in unserer Welt.«
    Eine der Sommerfeen trat vor. Der große Mann trug einen eleganten Mantel aus Blättern, sein goldenes Haar war zu einem langen Zopf geflochten. »Komm«, sagte er und streckte Kenzie eine feingliedrige Hand entgegen. »Wenn ein Sterblicher den Blick erhält, muss das gebührend gefeiert werden. Einer mehr, der uns sieht, einer mehr, der sich unserer erinnert. Heute Nacht werden wir für dich tanzen. Prinz Keirran …« Er drehte sich kurz um und neigte den Kopf vor dem silberhaarigen Feenjungen. »Mit Eurer Erlaubnis …«
    Keirran nickte ernst. Sofort kehrte die Musik zurück, verführerisch, unheimlich, fesselnd und wunderschön. Die Feen fingen erneut an zu tanzen, sie wirbelten in einem Meer aus Farben und sich elegant wiegenden Körpern um uns herum. Und plötzlich wurde Kenzie zum Teil dieser Menge, wurde, bevor ich etwas tun konnte, von mir fortgerissen. Mit strahlenden Augen tanzte sie mit den Feen.
    Mein Puls beschleunigte sich, und ich wollte schon dazwischengehen, doch Keirran versperrte mir den Weg. »Ist schon gut«, sagte er und erwiderte ungerührt meinen wütenden Blick. »Gönn es ihr. Heute Nacht wird ihr kein Leid geschehen. Das verspreche ich dir.«
    Mit diesem letzten Satz überrumpelte er mich völlig. Wenn eine Fee das Wort »versprechen« in den Mund nahm, war sie daran gebunden und musste alles tun, um diese Zusage einzuhalten, egal, unter welchen Umständen. Konnte sie ihr Versprechen nicht halten, musste sie sterben, das war also eine ziemlich ernste Sache. Ich wusste zwar nicht, ob Keirrans menschliche Seite ihn von dieser speziellen Regel entband, geschweige denn, ob er es ernst meinte – aber ich zwang mich trotzdem dazu, möglichst entspannt zuzusehen, wie Kenzie zwischen den magischen Tänzern herumwirbelte.
    Aber nur widerwillig. Ein Teil von mir, ein ziemlich großer sogar, wollte Kenzie packen und sie dort rauszerren, weg von den Feen, ihrer Welt und allem darin, was ihr schaden wollte. Ich konnte einfach nicht anders. Die Feen hatten mich mein Leben lang gequält; aus der Tatsache, dass ich von ihnen wusste und sie sehen konnte, hatte sich für mich nie irgendetwas Gutes ergeben. Meine Schwester war in ihre Welt gegangen und war ihre Königin geworden, und damit hatten sie sie mir gestohlen.
    Und nun war Kenzie ebenfalls ein Teil dieser Welt.
    »Hey.«
    Ich drehte mich um. Kenzie hatte sich aus dem Reigen gelöst und stand nun hinter mir. Das

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