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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Luft betrachtet war der Park ziemlich bombastisch: ein riesiger, exakt rechteckig angelegter Streifen Natur, umgeben von Häusern, Straßen, Wolkenkratzern und Millionen von Menschen. Dort gab es Wald, Wiesen und sogar ein paar nicht gerade kleine Seen, und das alles mitten in einer der größten Städte der Welt. Verdammt beeindruckend!
    Kein Wunder, dass er einen Zufluchtsort für Feen bot.
    Wieder einmal durchschritten wir einen Torbogen in Leanansidhes Kerker und kamen diesmal unter einer rustikalen Steinbrücke heraus, die von dichten Bäumen überschattet wurde. Es dämmerte bereits. Im ersten Moment konnte man kaum glauben, dass wir im Herzen einer Millionenstadt gelandet waren. Alles war so ruhig und friedlich, die Sonne ging gerade unter, und die Vögel zwitscherten auf ihren Zweigen. Doch nach ein paar Sekunden wurde deutlich, dass wir uns keineswegs in der Wildnis befanden. Im irischen Moor hatte absolute Stille geherrscht – blieb man dort lange genug ruhig stehen, kam es einem so vor, als wäre man der einzige Mensch auf der ganzen Welt. Hier war die Ruhe der Abenddämmerung durchdrungen von leisen Verkehrsgeräuschen und hin und wieder von einem gedämpften Hupen.
    »Okay«, murmelte ich und drehte mich zu Grimalkin um, der gerade auf einen Baumstumpf zumarschierte und hinaufsprang. »Da wären wir. Und jetzt?«
    Der Kater setzte sich und leckte ein paar Tautropfen von seiner Pfote. »Das bleibt euch überlassen, Mensch«, erklärte er gelassen. »Ich kann euch schließlich nicht bei jedem Schritt über die Schulter schauen. Hiermit habe ich euch an das gewünschte Ziel geführt – was ihr als Nächstes tut, ist nicht mehr meine Sache.« Er zog die Pfote über sein Ohr und putzte sich die Schnurrhaare, bevor er fortfuhr: »Wie schon gesagt, laut Leanansidhe sind aus dem Central Park einige Feen verschwunden. Ihr befindet euch also am richtigen Ort für eure Suche … Was auch immer deren Ziel sein mag.«
    »Dir ist schon klar, dass der Central Park über dreihundert Hektar groß ist, oder? Wie sollen wir denn da irgendetwas finden?«
    »Sicherlich nicht, indem ihr hier herumsteht und mir die Ohren vollheult.« Grimalkin gähnte, streckte sich und machte einen Buckel. »Ich habe Geschäfte zu erledigen«, erklärte er dann und sprang wieder von seinem Sitzplatz herunter. »Wir müssen uns also hier trennen. Wenn ihr etwas findet, kehrt zu dieser Brücke zurück, sie bringt euch wieder zu Leanansidhes Haus. Und versucht, euch nicht zu verirren, Menschen. Es wird langsam müßig, euch hinterherzujagen.«
    Der buschige Schwanz zuckte einmal, dann trottete Grimalkin davon, überwand mit einem Satz die Böschung am Ende der Brücke und verschwand im Gebüsch.
    Ratlos sah ich Kenzie und die anderen an. »Irgendwelche Vorschläge? Also, außer völlig planlos durch einen Riesenpark zu rennen?«
    Überraschenderweise meldete sich Annwyl zu Wort: »Ich war in der Vergangenheit schon mehrmals hier«, begann sie. »Es gibt einige Plätze, an denen sich die hiesigen Feen gerne treffen. Wir könnten doch dort anfangen.«
    »Gute Idee.« Ich nickte und zeigte auf den Pfad vor uns. »Nach dir.«
    O ja, der Central Park war riesig, in gewisser Weise bildete er eine in sich abgeschlossene Welt. Wir folgten Annwyl über verzweigte Waldwege und breite, asphaltierte Alleen zu einer riesigen Wiese, auf der auch jetzt noch Menschen lagerten, gemütlich auf Decken die Sterne beobachteten oder Football spielten.
    »Merkwürdig«, murmelte Annwyl, als wir an einem Pärchen vorbeiliefen, das auf seiner Picknickdecke herumknutschte. »In der Dämmerung findet man auf dieser Wiese normalerweise immer einige von uns, hier tanzen wir besonders gern. Aber jetzt fühlt sich alles völlig verlassen an.« Sie zitterte in der kühlen Brise und schlang die Arme um ihren Körper. Keirran legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. »Ich fürchte mich vor dem, was wir hier womöglich finden.«
    »Noch haben wir gar nichts gefunden, Annwyl«, wandte Keirran ein, und sie nickte.
    »Ich weiß.«
    Nachdem wir die Wiese hinter uns gelassen hatten, kamen wir an einer großen Open-Air-Bühne vorbei, die direkt am Ufer eines Sees lag. Vor dem Freilufttheater stand die Statue zweier Liebender, in ewiger Umarmung vereint. Wieder blieb Annwyl stehen und starrte auf die Figur, als hätte sie erwartet, dort jemanden zu sehen.
    »Shakespeare im Park«, erklärte sie mit einem sehnsüchtigen Seufzen. »Hier habe ich einmal den Mittsommernachtstraum

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