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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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das ich seit Jahren in meinem Inneren vergraben hatte. Endlich loszulassen.
    Also gut. Ich   … werde es versuchen.
    »Es war vor ungefähr sechs Jahren«, setzte ich an und schluckte heftig, weil mein Hals plötzlich ganz trocken war. »Wir – also, meine Eltern und ich – waren gerade von unserer kleinen Hinterwäldlerfarm in die Stadt gezogen. Bevor wir hierherkamen, haben meine Eltern nämlich Schweine gezüchtet. Nette kleine Anekdote für dein Interview: Die Eltern des harten Machoman waren Schweinebauern.«
    Kenzie schwieg, und sofort bereute ich den zynischen Seitenhieb. »Wie dem auch sei«, fuhr ich mit einem tiefen Seufzer fort und drückte entschuldigend ihre Hand, »irgendwann habe ich dieses Mädchen kennengelernt, Samantha. Sie wohnte in unserem Viertel, und wir gingen auf dieselbe Schule, also haben wir uns schnell angefreundet. Damals war ich unglaublich schüchtern«, Kenzie schnaubte ungläubig, was mich grinsen ließ, »und Sam war ziemlich herrisch, ganz ähnlich wie eine gewisse andere Person, deren Namen ich nicht nennen möchte.« Sie zwickte mich so fest in die Rippen, dass ich grunzte. »Jedenfalls bin ich ihr irgendwann überallhin nachgelaufen.«
    »Kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen«, murmelte Kenzie mit einem schmalen Lächeln. »Stattdessen sehe ich ein mürrisches Kind vor mir, das durch die Gegend stampft und alle Leute böse anstarrt.«
    »Glaub, was du willst, aber damals war ich wirklich ganz schön fügsam. Das mit den bösen Blicken und der Brandstiftung kam erst später.«
    Kenzie schüttelte so energisch den Kopf, dass die weichen schwarzen Strähnen bis zu meiner Wange schwebten. »Und was ist dann passiert?«, fragte sie leise.
    Sofort wurde ich wieder ernst. »Sam war total verrückt nach Pferden.« Vor meinem inneren Auge erschien das rothaarige Mädchen mit dem Cowboyhut. »Ihr Zimmer war vollgestopft mit Pferdepostern und Spielzeugponys. Jeden Sommer fuhr sie ins Reiterlager, und zum Geburtstag wünschte sie sich immer nur ein Appaloosa-Fohlen. Ich meine, wir lebten in einem Vorort, und sie konnte ja schlecht im Hinterhof ein Pferd halten, aber trotzdem hat sie auf eins gespart.«
    Kenzies Hand ruhte jetzt direkt über meinem Herz, das wie verrückt gegen ihre Finger pochte. »Und dann, eines Tages …« Wieder schluckte ich. »Es war ihr Geburtstag, und wir waren gerade im Park, als plötzlich dieses kleine schwarze Pferd zwischen den Bäumen herumspazierte. Ich wusste natürlich sofort, was es war. Es hatte den Schleier gehoben, damit Sam es sehen konnte, und machte außerdem keinerlei Anstalten wegzulaufen, als sie sich ihm näherte.«
    »Es war eine Fee?«, flüsterte Kenzie.
    »Eine Púca«, erklärte ich finster. »Und so, wie sie mich anstarrte, wusste sie ganz genau, was sie da tat. Ich hatte schreckliche Angst. Am liebsten wäre ich weggelaufen, zurück zu den Erwachsenen, aber Sam wollte nicht auf mich hören. Immer wieder streichelte sie dem Pferdchen den Hals und fütterte es mit Brotresten, und das Tier verhielt sich so harmlos und zutraulich, dass sie der festen Überzeugung war, es müsse seinem Besitzer davongelaufen sein. Natürlich sollte sie auch genau das denken.«
    »Púcas«, wiederholte Kenzie nachdenklich. »Ich glaube, über die habe ich etwas gelesen. Sie tarnen sich als Pferde oder Ponys, um die Leute dazu zu verleiten, sich auf ihren Rücken zu setzen.« Sie begriff und atmete scharf ein. »Hat Sam versucht, es zu reiten?«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll es nicht tun«, fuhr ich mit vor Anspannung zitternder Stimme fort. »Angefleht habe ich sie, aber sie hat nur damit gedroht, es mich büßen zu lassen, wenn ich sie verpetze. Und ich habe nichts unternommen. Ich habe zugesehen, wie sie es zu einer der Picknickbänke geführt und sich auf seinen Rücken geschwungen hat, genau wie bei den Pferden im Sommercamp. Ich wusste, was dieses Tier war, und ich habe sie nicht aufgehalten.« Bei der Erinnerung daran lief mir ein vertrauter Schauer über den Rücken. Kurz bevor Sam aufgestiegen war, hatte die Púca den Kopf gedreht und mich angegrinst – etwas Dämonischeres habe ich noch nie gesehen. »Sobald sie auf seinem Rücken saß, rannte es los. Innerhalb von Sekunden verschwand das Tier zwischen den Bäumen, und Sam hat die ganze Zeit geschrien.«
    Kenzies Finger bohrten sich in mein Shirt. »Ist sie …«
    »Später haben sie sie im Wald gefunden«, fiel ich ihr ins Wort. »Gut einen Kilometer von der Stelle entfernt, an der

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