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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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rausschmeißen. Und ich habe keine Ahnung, wo wir dich dann noch hinschicken könnten. Ich weiß nicht …« Zitternd holte sie Luft und drückte eine Hand auf die Augen.
    Jetzt fühlte ich mich wie ein Riesenarsch. »Es tut mir leid«, sagte ich leise. »Ich werde … mir mehr Mühe geben.«
    Ohne hochzusehen, nickte sie. »Diesmal werde ich deinem Vater noch nichts sagen«, erklärte sie mit schwacher Stimme. »Und iss nicht zu viel Pizza, sonst hast du beim Abendessen keinen Hunger mehr.«
    Ich stand auf, schlang mir den Rucksack über die Schulter und griff nach meinem Teller. In meinem Zimmer angekommen, schob ich mit dem Fuß die Tür hinter mir zu.
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, aß meine Pizza und fuhr halbherzig den Laptop hoch. Die Geschichte mit Kingston und natürlich das Gespräch mit dem Halbblut hatten mich nervös gemacht. Ich sah mir auf YouTube Trainingsvideos verschiedener Kali-Schüler an, suchte nach Schwächen in ihren Angriffen und überlegte mir, wie ich ihre Verteidigung umgehen würde. Anschließend griff ich, einfach um etwas zu tun zu haben, nach meinen Rattanstöcken und stellte mich mitten im Zimmer auf, um ein paar Bewegungsabläufe durchzugehen. Dabei drosch ich auf imaginäre Ziele ein, die alle das Gesicht von Brian Kingston hatten, achtete aber darauf, weder Wände noch Decke zu streifen. Da ich schon einige Löcher in die Trockenbauwände geschlagen hatte, natürlich nicht absichtlich, durfte ich nach Dads Regel nur noch im Freien oder im Dojo trainieren. Aber inzwischen war ich viel besser geworden, und was er nicht wusste …
    Gerade als ich mit meiner Übung fertig war, nahm ich am äußersten Rand meines Gesichtsfeldes eine Bewegung wahr und drehte mich um. Vor dem Fenster hockte eine schwarze, dürre Kreatur, die aussah wie eine große Spinne mit überdimensionierten Ohren, und starrte mich an. Ihre Augen leuchteten im Dämmerlicht neongrün.
    Mit einem leisen Fluch sprang ich vor, doch sobald das Wesen begriff, dass es entdeckt worden war, stieß es ein alarmiertes Summen aus und war von einem Moment auf den nächsten verschwunden. Ich riss das Fenster auf und spähte in die Dunkelheit hinaus, um den gerissenen kleinen Plagegeist aufzuspüren, aber er war nirgendwo zu sehen.
    »Verdammte Gremlins«, knurrte ich. Sorgfältig sah ich mich in meinem Zimmer um, um herauszufinden, ob alles an seinem Platz war. Ich überprüfte die Lampen, meine Uhr und den Computer; zu meiner großen Erleichterung funktionierte noch alles. Beim letzten Mal, als ein Gremlin in meinem Zimmer aufgetaucht war, hatte er einen Kurzschluss in meinem Laptop ausgelöst, sodass ich ihn von meinem Taschengeld hatte reparieren lassen müssen.
    Gremlins waren eine ganz spezielle Feenart. Sie gehörten zu den Eisernen Feen, was hieß, dass keine meiner Feen-Abwehr- und Schutzmaßnahmen bei ihnen funktionierte. Eisen machte ihnen nichts aus, Salzbarrieren hielten sie nicht ab, und Hufeisen über Türen oder Fenstern waren wirkungslos. Sie waren so sehr an die Menschenwelt gewöhnt, mit Metall, Wissenschaft und Technik derart eng verbunden, dass die alten Zauber und Schutzrituale zu antiquiert waren, um ihnen etwas anhaben zu können. Mit Eisernen Feen hatte ich nur selten Probleme, aber sie waren einfach überall. Wahrscheinlich konnte nicht einmal die Eiserne Königin sie alle im Auge behalten.
    Die Eiserne Königin. In meinem Magen bildete sich ein schmerzhafter Klumpen. Ich schloss das Fenster, legte die Sticks weg und setzte mich wieder vor den Computer. Mehrere Minuten lang starrte ich die oberste Schreibtischschublade an. Natürlich wusste ich ganz genau, was dort drin war. Aber sollte ich mich noch mehr quälen, indem ich es rausholte?
    Meghan. Denkst du überhaupt noch an uns? Seit sie vor fast zwölf Jahren aus unserer Welt verschwunden war, hatte ich meine Halbschwester nur ein paar Mal gesehen. Sie war nie lange geblieben, nur wenige Stunden, um nachzusehen, ob es allen gut ging, dann war sie wieder weg. Vor unserem Umzug hatte ich mich wenigstens darauf verlassen können, dass sie zu meinem Geburtstag und an den Feiertagen auftauchte. Doch je älter ich wurde, desto seltener kam sie zu Besuch. Irgendwann war sie dann ganz weggeblieben.
    Ich beugte mich vor und zog mit einer schnellen Bewegung die Schublade auf. Meine verschollene ältere Schwester war ein weiteres Tabuthema in diesem Haus. Sobald ich auch nur ihren Namen sagte, war Mom eine Woche lang deprimiert. Offiziell war meine

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