Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Schweigen an die Wand.
»Also«, begann Kenzie einen Moment später und warf mir einen prüfenden Seitenblick zu. »Wirst du mir jetzt ein paar Fragen beantworten?«
Genervt ließ ich den Hinterkopf gegen die Wand knallen. »Klar doch«, murmelte ich mit geschlossenen Augen. Das Mädchen würde mir ja doch keinen Frieden lassen, bis wir das hinter uns gebracht hatten. »Dann leg mal los. Aber ich kann dir versprechen, dass du enttäuscht sein wirst, denn mein Leben ist wirklich stinklangweilig.«
»Irgendwie bezweifle ich das.« Kenzies Tonfall hatte sich verändert. Jetzt klang sie unsicher, fast schon nervös. Stirnrunzelnd hörte ich zu, wie sie in ihrem Notizbuch blätterte und dann tief Luft holte, als müsse sie sich gegen irgendetwas wappnen. »Erste Frage: Wie lange nimmst du schon Kali-Unterricht?«
»Seit ich zwölf war«, antwortete ich, ohne die Lider zu heben. »Das sind dann jetzt … fast fünf Jahre.« Gott, schon so lange? Ich erinnerte mich noch an meine erste Stunde, an den schüchternen, stillen Jungen, der den Rattanstock gehalten hatte, als wäre er eine Giftschlange, und an Guros stechenden, abschätzenden Blick.
»Okay, cool. Zweite Frage.« Kenzie zögerte, dann hörte ich ihre ruhige, klare Stimme: »Wie genau stehst du zu Feen?«
Ruckartig schlug ich die Augen auf und riss den Kopf hoch, wobei ich ihn mir gleich noch einmal an der Wand stieß. Die halb leere Pepsidose glitt mir aus den Fingern, landete mit einem Knall auf dem Boden und verspritzte dort ihren Inhalt. Kenzie blinzelte überrascht und trat einen Schritt zurück, während ich sie fassungslos anstarrte. Ich traute meinen Ohren kaum. » Was ?«, würgte ich schockiert hervor, bevor ich mich wieder im Griff hatte und meine Abwehrmechanismen einsetzten.
»Du hast es gehört.« Kenzie beobachtete mich genau, um meine Reaktion einzuschätzen. »Feen. Was weißt du über sie? Was hast du mit dem Feenvolk zu tun?«
Meine Gedanken überschlugen sich. Feen, Feenvolk. Sie wusste es. Aber ich hatte keine Ahnung, woher. Doch sie durfte solche Fragen nicht stellen. Damit musste Schluss sein, und zwar sofort. Todd steckte bereits in Schwierigkeiten, es konnte sein, dass er tatsächlich fort war. Und das Letzte, was ich wollte, war, dass Kenzie St. James meinetwegen von der Bildfläche verschwand. Wenn ich grausam und gemein sein musste, um das zu verhindern, dann ließ sich das eben nicht vermeiden. Das war immer noch besser als die andere Alternative.
Ich richtete mich auf, setzte ein abfälliges Grinsen auf und sagte mit gehässiger Stimme: »Wow, was auch immer du gestern Abend geraucht hast, das muss echt gutes Zeug gewesen sein.« Angewidert schürzte ich die Lippen. »Hörst du dich eigentlich noch selbst reden? Was für eine kranke Frage ist das denn?«
Kenzies Blick verdüsterte sich. Sie blätterte einige Seiten um und streckte mir dann das Notizbuch entgegen, in dem die Worte Dunkler und Lichter Hof rot unterstrichen waren. Ich hatte völlig vergessen, dass sie ja hinter der Tribüne gestanden hatte, während ich mit diesem gruseligen, transparenten Feending geredet hatte. Mir drehte sich fast der Magen um.
»Ich bin Reporterin«, erklärte Kenzie, während ich noch versuchte, das alles zu verarbeiten. »Ich habe gehört, wie du am Tag von Todds Verschwinden mit jemandem gesprochen hast. Da war es nicht schwer, an gewisse Informationen heranzukommen.« Sie klappte das Notizbuch zu und starrte mich trotzig an. »Wechselbälger, das Schöne Volk, Sommer- und Winterhof, das Feenvolk. Ich habe eine Menge dazugelernt. Und als ich heute Nachmittag bei Todd zu Hause angerufen habe, war er immer noch nicht da.« Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und wirkte plötzlich besorgt. »Was ist hier los, Ethan? Gehören Todd und du irgendeinem heidnischen Kult an? Du glaubst doch nicht etwa wirklich an Feen, oder?«
Ich zwang mich zur Ruhe. Wenigstens reagierte Kenzie wie jeder normale Mensch, mit Ungläubigkeit und Besorgnis. Natürlich glaubte sie nicht an Feen. Vielleicht konnte ich sie ja so endgültig vergraulen. »Ja.« Grinsend verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Stimmt genau. Ich gehöre einer Sekte an. Wir opfern bei Vollmond Ziegen und trinken jeden Monat das Blut von Jungfrauen und kleinen Kindern.« Als sie angewidert die Nase rümpfte, trat ich drohend einen Schritt vor. »Das macht echt Spaß, vor allem, wenn wir unsere Crackvorräte auspacken und das Ouija-Brett befragen. Willst du nicht bei uns
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