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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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drückte mich an Schülern und Eltern vorbei, bis wir den hinteren Teil der Halle erreicht hatten. Die Tür des Notausgangs war angelehnt, um die kühle Herbstluft hereinzulassen, und so stürmte ich darauf zu.
    In dem Moment, als ich auf die große Metallstange drückte, um die Tür aufzuschieben, erwischte mich etwas am Arm, und in meiner Schulter breiteten sich brennende Schmerzen aus. Mit einem unterdrückten Schrei stolperte ich die Stufen hinunter, zerrte Kenzie hinter mir her, sah aber gleichzeitig das Raubvogelgesicht der Fee vor mir, die inzwischen die Tür erreicht hatte.
    »Ethan!« Kenzie war völlig außer Atem, trotzdem zog ich sie mit mir über den Hof. Es hatte wieder angefangen zu regnen, und der Geruch von nassem Asphalt stieg auf. Im Licht der Straßenlaternen schimmerten tiefe Pfützen, das Wasser lief in allen Rinnen und Schlaglöchern zusammen, während wir durch die schwarzen, öligen Lachen rannten.
    »Ethan!«, rief Kenzie wieder. Sie klang panisch, aber ich war voll darauf konzentriert, es irgendwie zu meinem Wagen zu schaffen. »Mein Gott, warte doch mal! Schau dir deinen Arm an!«
    Als ich mich umdrehte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. An der Stelle, wo die Fee mich erwischt hatte, war mein Ärmel dunkelrot und feucht. Ich schob ihn zurück und legte so drei lange, breite Schnitte frei, die sich über meinen ganzen Oberarm zogen. Das Blut lief schon Richtung Handgelenk.
    »Was …?«, keuchte Kenzie fassungslos, dann setzte plötzlich der Schmerz ein und brannte wie eine glühende Klinge auf der Haut. Zähneknirschend umklammerte ich die Wunde. »Irgendetwas hat dir den halben Arm aufgerissen. Du musst ins Krankenhaus. Hier!« Sanft legte sie eine Hand auf meine unverletzte Schulter. »Gib mir die Tasche.«
    »Nein«, keuchte ich und wich zurück. Sie waren schon auf der Hintertreppe und glitten mit ihren spitzen Beinen über die Pfützen hinweg. Eine von ihnen starrte mich an, hob die dürre, rot verschmierte Klaue an den Mundschlitz und leckte mit einer bleichen, wurmartigen Zunge das Blut ab.
    Gleitende Geräusche hinter uns brachten mich dazu, mich umzudrehen, und ich sah, wie noch mehr von ihnen um das Gebäude herumkamen. Sie fächerten sich auf und nahmen uns so in die Zange.
    Mir wurde flau im Magen. War das auch mit Todd passiert? Hatten die gruseligen durchscheinenden Feen ihn umzingelt und dann mit ihren nadelspitzen Fingern zerfetzt?
    Ich schauderte, versuchte aber dennoch ruhig zu bleiben. In meiner Tasche lagen die Rattanstöcke, aber sie waren gegen so viele Gegner so gut wie wirkungslos. Irgendetwas musste ich trotzdem tun.
    In der Pfütze vor unseren Füßen sah ich mein Spiegelbild aufblitzen, grimmig und hohläugig. An meiner Wange klebte etwas Dunkles, mein eigenes Blut. Offenbar hatte ich mir mit einer blutigen Hand ins Gesicht gefasst.
    Moment – Blut, stehendes Wasser.
    Die Feen kamen immer näher. Ich schob die Hand in die Tasche, und meine blutigen Finger schlossen sich um die Silbermünze. Während ich sie hervorzog, drehte ich mich zu Kenzie um, die mich immer noch besorgt musterte und darauf drängte, dass wir zu einem Arzt fahren sollten.
    »Kenzie?« Ich griff nach ihrer Hand. Die klickenden Geräusche der heranrückenden Schar dröhnten in meinen Ohren. »Glaubst du an Feen?«
    »Was?« Verwirrt blinzelte sie mich an und schien fast wütend zu sein, dass ich ihr jetzt mit einer derart lächerlichen Frage kam. »Ob ich … nein! Natürlich nicht, das ist doch verrückt.«
    Ich schloss die Augen. »Dann tut es mir leid«, flüsterte ich. »Ich wollte das nicht. Bitte versuch, nicht durchzudrehen, wenn wir dort sind.«
    »Wenn wir … wo sind?«
    Zischend umkreisten uns die Feen und drängten immer dichter heran. Sie streckten die Klauen nach uns aus und rissen die Mäuler auf. Mit einem hastigen Stoßgebet umklammerte ich Kenzies Hand und schleuderte das Kleinod in die Pfütze vor unseren Füßen.
    Ein greller Blitz blendete uns, und eine lautlose Energiewelle brandete über uns hinweg. Ich spürte, wie mein Inneres nach außen gekehrt wurde und der Boden unter unseren Füßen anfing, sich zu drehen, bis ich keine Luft mehr bekam. Das wilde Zischen und die Klickgeräusche der transparenten Feen verstummten, und ich hatte das Gefühl zu fallen.
    Ich landete voll auf dem Bauch und biss mir auf die Lippe, als meine Sporttasche auf die verletzte Schulter fiel und beißende Schmerzen in meinem Arm auslöste. Neben mir stieß Kenzie einen atemlosen

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