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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Zaun getreten und hielt nach Razor Ausschau, der weiterhin die Schafe terrorisierte. »Razor!«, rief er über das Blöken der Tiere hinweg. »Komm schon, hör auf, den armen Dingern Angst zu machen. Sonst kriegen sie deinetwegen noch einen Herzinfarkt.«
    Der Gremlin ignorierte ihn. In der Dunkelheit konnte ich ihn kaum erkennen, nur die leuchtenden grünen Augen und das blau glühende Grinsen tauchten hin und wieder in der Herde auf. Ich wollte schon vorschlagen, dass wir einfach gehen sollten, da er uns ohnehin einholen würde, als Kenzie verwirrt ihren Blick über die Weide schweifen ließ.
    »Wo ist er?«, fragte sie und starrte blind geradeaus. »Die Schafe drehen durch, das ist klar, aber ich sehe keinen Razor.«
    Ach, richtig, wir waren ja wieder in unserer Welt. Was bedeutete, dass Kenzie die Feen nicht sehen konnte. Für Menschen waren sie unsichtbar, solange sie nicht bewusst die Magie aufhoben, die sie verbarg. Ich erklärte es ihr.
    »Hm.« Das klang unbestimmt, doch dann wandte sie sich wieder der Weide und den Schafen zu, die wie durchgeknallte Wattebäusche über das Gras fegten. Ihre Miene wurde trotzig, und sie holte tief Luft.
    »Razor!«, brüllte sie so laut, dass Keirran zusammenzuckte. »Nein! Böser Gremlin! Du hörst sofort damit auf!«
    Der Gremlin, der gerade noch fröhlich auf einem Stein herumgehüpft war und die Schafe angetrieben hatte, blickte völlig perplex auf. Er blinzelte, dann neigte er verwirrt den Kopf. Kenzie zeigte mit ausgestrecktem Finger vor sich auf die Erde.
    »Ich will dich sehen. Komm her, Razor. Sofort!«
    Und er gehorchte. Direkt vor ihren Füßen tauchte er auf und blickte erwartungsvoll zu ihr hoch, wie ein mutierter Chihuahua, der auf seine Befehle wartet. Verblüfft sah Keirran zu, wie sie mit den Fingern schnippte und auf ihn zeigte, woraufhin Razor über seinen Arm huschte und sich auf seine Schulter hockte. Mit einem breiten Lächeln sah sie uns triumphierend an und verschränkte die Arme.
    »Hundeschule«, sagte sie nur.
    Die schmale Straße schlängelte sich in sanften Kurven zwischen den Hügeln hindurch, im hellen Mondlicht war der Asphaltstreifen gut zu erkennen. Keirran ging schweigend voran, nur Razor summte auf seiner Schulter eine tonlose Melodie. Kein einziges Auto fuhr an uns vorbei. Abgesehen von einer Eule und den Schafherden, die auf den Weiden dösten, waren wir ganz allein.
    »Ich wünschte, ich hätte meine Kamera noch«, seufzte Kenzie, als eines der schwarzgesichtigen Schafe dicht an den Straßenrand herankam und uns verschlafen anblinzelte. Schließlich schnaubte es leise und trottete davon. Kenzie sah ihm lächelnd nach. »Aber andererseits ist es vielleicht auch besser so. Es könnte schwierig werden, zu erklären, wie ich Bilder des ländlichen Maryland schießen konnte, wenn ich Louisiana offiziell nie verlassen habe.« Zitternd rieb sie sich die Arme, als ein kalter Windstoß über die Weide fegte und den Geruch von nassem Gras und Schafen zu uns herantrug. Ich wünschte, ich hätte eine Jacke dabeigehabt, die ich ihr geben könnte.
    »Was wirst du machen?«, fuhr sie fort und ließ weiter den Blick über die Hügel und die Wälder dahinter schweifen. »Wenn wir nach Hause kommen, meine ich. Wir waren im Feenreich, wir haben Dinge gesehen, die kein anderer Mensch je zu Gesicht kriegt. Aber was passiert, wenn man schließlich heimkommt und diese Erfahrungen gemacht hat, die sonst niemand verstehen kann?«
    »Man macht da weiter, wo man vorher aufgehört hat«, erwiderte ich. »Man versucht, sein Leben wieder so gut wie möglich auf die Reihe zu kriegen und tut so, als wäre das alles nie passiert. Für dich wird das einfacher werden«, fügte ich schnell hinzu, als sie sich stirnrunzelnd zu mir umdrehte. »Du hast Freunde. Dein Leben ist einigermaßen normal. Du bist kein Freak, der sie sieht, wo er auch hingeht. Versuch einfach, das alles zu vergessen – die Feen, das Nimmernie, all diese seltsamen, bizarren, widernatürlichen Dinge. Irgendwann hören auch die Albträume auf, und dann kannst du dir vielleicht erfolgreich einreden, es sei alles nur ein schlimmer Traum gewesen. So ist es wirklich am einfachsten.«
    »Mann, Machoman, du bist echt verbittert.« Fassungslos sah Kenzie mich an. »Ich will gar nichts vergessen. Wenn ich einfach den Kopf in den Sand stecke, ändert sich doch nichts. Sie werden trotzdem noch da draußen sein, ob ich nun an sie glaube oder nicht. Ich kann nicht so tun, als wäre das alles nie

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