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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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mein Stock gleich darauf Fleisch und Knochen zermalmte. Das Rattanholz zischte durch die Luft und traf auf Arme, Zähne, Gesicht, Hals. Der Kobold fiel hin und kauerte sich in den Dreck, während ich die Waffe zum letzten Schlag hob.
    »Ethan!«
    Keirrans Stimme brachte mich aus dem Konzept. Keuchend hörte ich auf, den Kobold zu verprügeln, und sah hoch. Der Rest des Stammes hatte die Flucht ergriffen, als der Häuptling zu Boden gegangen war. Keirran hatte sein Schwert bereits weggesteckt und musterte mich halb belustigt, halb besorgt. Kenzie saß immer noch auf der Erde und umklammerte ihr verletztes Bein.
    »Es ist vorbei«, sagte Keirran und deutete mit dem Kopf auf den leeren Wald. »Sie sind weg.«
    Ein Blick auf meine Sticks zeigte mir, dass sowohl meine Waffen als auch meine Hände mit schwarzem Koboldblut verschmiert waren. Schaudernd sah ich, wie der Häuptling sich im Schlamm zusammenrollte und nur ein leises Stöhnen zwischen den blutverkrusteten Lippen hervordrang. Seine Zähne waren völlig zersplittert. Mir wurde schlecht, und ich wich taumelnd vor ihm zurück.
    Was habe ich getan?
    Ächzend kroch der Koboldhäuptling von mir weg, und ich sah reglos zu, wie das Feenwesen sich mühsam in die Büsche schlug. Trotz meines Ekels und Entsetzens über mein eigenes Tun verspürte ich eine gewisse Befriedigung. Beim nächsten Mal würden sie es sich vielleicht genauer überlegen, bevor sie drei »leckere« Menschen angriffen.
    Keirran beobachtete ebenfalls, wie der Kobold verschwand, dann ging er zu Kenzie und streckte ihr die Hand hin. »Alles in Ordnung?«, fragte er, während er sie auf die Füße zog und sie abstützte. Ich ballte die Fäuste – am liebsten wäre ich zu ihm hingegangen und hätte ihn von ihr weggeschubst. Kenzie verzog schmerzerfüllt das Gesicht, nickte dann aber.
    »Ja.« Aus ihrem Gesicht wich jede Farbe, als sie vorsichtig versuchte, das verletzte Bein zu belasten. »Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist. Aber mein Knie wird wahrscheinlich so dick werden wie eine Wassermelone.«
    »Du hattest großes Glück«, erklärte Keirran, dessen Stimme nun kein bisschen belustigt klang. »Kobolde schmieren oft Gift auf ihre Speerspitzen. Hättest du auch nur den kleinsten Kratzer abbekommen … na ja, sagen wir mal: Dann wäre die Wassermelone noch das geringste Übel gewesen.«
    Wut und Angst vernebelten kurzzeitig meinen Verstand, und ich hätte nur zu gern erneut auf irgendetwas eingeschlagen, aber es war niemand mehr da, mit dem ich kämpfen konnte. Also richtete ich meinen Zorn auf Keirran.
    »Was ist bloß los mit dir?«, wütete ich und stapfte zu ihm rüber, damit er sich von Kenzie wegbewegte. Er zuckte zusammen, während ich mit meinen Sticks auf die Lichtung und den Haufen toter Kobolde zeigte, der sich gerade auflöste. »Du hast gewusst, dass es hier Kobolde gibt, und du hast gewusst, dass wir gegen sie kämpfen müssen, und trotzdem hast du uns hierhergeführt. Du hättest uns fast umgebracht! Du hättest damit fast Kenzie umgebracht! Oder war das vielleicht von Anfang an geplant? Schlepp die dummen Menschen als Köder mit, dann sind die Kobolde abgelenkt? Ich wusste es, ich hätte niemals einer Fee vertrauen sollen.«
    »Ethan!« Kenzie warf mir einen strafenden Blick zu, aber Keirran hob abwehrend die Hand. »Nein, er hat ja recht«, murmelte er, was mich trotz aller Wut etwas überraschte. »Ich hätte euch niemals hierherbringen dürfen. Ich dachte eben, ich könnte mit den Kobolden fertigwerden. Hätten sie euch ernsthaft verletzt, wäre das allein meine Schuld gewesen. Ihr habt jedes Recht, wütend auf mich zu sein.« Er drehte sich zu Kenzie um und verbeugte sich tief, ohne den Blick vom Boden zu heben. »Vergib mir, Mackenzie«, bat er mit klarer, leiser Stimme. »Ich habe zugelassen, dass mein Stolz mein Urteilsvermögen trübte, und du wurdest deswegen verletzt. Es tut mir leid. Es wird nie wieder vorkommen.«
    Das klang aufrichtig, trotzdem runzelte ich die Stirn, als Kenzie ihm sofort versicherte, dass alles in Ordnung sei. Was für eine Fee war er überhaupt? Feenwesen hatten kein Gewissen, Gefühle wie Reue kannten sie nicht, und bei ihren Entscheidungen spielte Moral normalerweise keine Rolle. Entweder war Keirran die berühmte Ausnahme von der Regel, oder er konnte verdammt gut schauspielern.
    Apropos …
    »Der Häuptling sagte, er hätte drei Menschen gerochen«, erinnerte ich Keirran, was ihm einen resignierten Blick entlockte. »Er hat dich nicht für

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