Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
Asphalt glitt. »Und plötzlich ergab das alles viel mehr Sinn. Es muss hart sein, all diese Dinge zu sehen und zu wissen, dass sie dort draußen sind, gleichzeitig aber mit niemandem darüber sprechen zu können. Unheimlich einsam.«
    Ganz sanft nahm sie meine Hand, und die Berührung jagte kribbelnde Stromstöße bis in meine Schulter hinauf. Mir stockte der Atem. »Aber jetzt hast du mich«, sagte sie so leise, dass ich sie kaum verstand. »Mit mir kannst du reden, auch über sie . Und ich werde mich nicht über dich lustig machen, dich ärgern oder dich als irre bezeichnen, und du musst dir auch keine Gedanken darüber machen, dass es mir Angst einjagen könnte. Ich will so viel wissen, wie irgend möglich ist. Ich will alles über die Feen, Mag Tuiredh und das Nimmernie erfahren, und du bist jetzt meine einzige Verbindung dorthin.« Leiser Trotz schlich sich in ihre Stimme. »Wenn du also glaubst, du könntest mich aus deinem Leben ausschließen, Machoman, und Sachen vor mir geheim halten, dann kennst du mich schlecht. Ich kann nämlich mindestens so stur sein wie du.«
    »Lass das!« Ich konnte sie nicht ansehen, die Überzeugung, die in ihrer Stimme lag, war unerträglich. Mir machte das Angst, denn ich wusste, dass sie sich immer stärker in Gefahr brachte, je länger sie mit mir zusammen war. »Es gibt keine Verbindung, Kenzie.« Ruckartig entzog ich ihr meine Hand. »Und ich werde dir auch nichts mehr über die Feen sagen. Weder jetzt noch irgendwann. Vergiss einfach, dass du je welche gesehen hast, und lass mich in Frieden.«
    Ihr fassungsloses, verletztes Schweigen traf mich tief, also fuhr ich mir seufzend durch die Haare. »Glaubst du denn, es macht mir Spaß, die Leute ständig wegzuschubsen?«, fragte ich leise. »Es ist nicht lustig, immer der Freak zu sein, mit dem niemand etwas zu tun haben will. Und es ist für mich absolut kein Vergnügen, mich wie ein Arschloch aufzuführen.« Ich senkte die Stimme noch weiter. »Besonders nicht bei Menschen wie dir.«
    »Warum tust du es dann?«
    »Weil jeder, der mir zu nahe kommt, verletzt wird!«, fauchte ich und sah ihr nun doch wieder ins Gesicht. In diesem Moment tauchte die Erinnerung an ein anderes Mäd chen in meinem Bewusstsein auf, an ihren fröhlich hüpfenden roten Pferdeschwanz und die Sommersprossen auf ihrer Nase. »Jedes Mal«, ergänzte ich ruhig. »Ich kann nichts dagegen tun. Ich kann sie nicht davon abhalten, mich zu verfolgen. Wenn die Feen es nur auf mich abgesehen hätten, würde ich damit klarkommen. Aber es sind immer die anderen, die dafür büßen müssen, dass ich sie sehen kann. Nicht ich werde verletzt, sondern jemand anders, jedes Mal.« Ich zwang mich, wieder auf die Felder zu starren. »Lieber bleibe ich allein«, murmelte ich, »als das noch einmal miterleben zu müssen.«
    »Noch einmal?«
    »Hey«, rief Keirran von vorne, »wir sind da!«
    Dankbar für diese Unterbrechung lief ich zu der großen Kiefer am Straßenrand, unter deren Zweigen der Feenjunge auf uns wartete. Während ich durch das hohe Gras stapfte, folgte ich seinem Blick und entdeckte ein gelbes, leicht rostiges Riesenrad, das die Bäume überragte. Zwischen den Ästen leuchteten bunte Lichter.
    »Kommt schon«, trieb Keirran uns an und lief voraus. Wir folgten ihm, immer unter den Bäumen entlang und durch kniehohes Gras, bis zu einem leeren, von Unkraut überwucherten Parkplatz. Hinter dem efeubewachsenen Holzzaun endeten die Bäume, und wir standen vor den Überresten eines verlassenen Rummelplatzes.
    Obwohl der Vergnügungspark völlig verlassen schien, flackerten überall trübe Laternen und Lichterketten. Sie beleuchteten die Wege zwischen den Buden, von denen einige noch mit schlaffen, modrigen alten Stofftieren dekoriert waren. Ein paar Meter von uns entfernt lag ein umgestürzter Popcornwagen im Gras. Die Scheiben waren eingeschlagen und sein Inhalt ausgeplündert worden. Wir gingen an einem Autoscooter vorbei, dessen Wagen leer und still auf der Fläche standen, und unter den quietschend im Wind schaukelnden Sitzen eines Kettenkarussells hindurch. Ein Stückchen weiter stand ein altmodisches Holzkarussell mit einst bunt bemalten Pferden, von denen inzwischen die Farbe abblätterte, sodass unverkennbar war, wie sehr der Zahn der Zeit an ihnen genagt hatte.
    Mit ernster Miene blieb Keirran vor einer dunklen Waffelbude stehen. »Hier stimmt etwas nicht«, murmelte er und drehte sich langsam um die eigene Achse. »Eigentlich müsste es hier nur so wimmeln

Weitere Kostenlose Bücher