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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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ein halbes Magazin auf das Fenster, dass Glas an der Palastfassade heruntersplitterte. Ich blickte einen Moment durch das Zielfernrohr zum Palast. Das Fenster war zerstört, doch ein Typ mit zwei Kalaschnikows warf sich gerade auf den Balkon. Ich feuerte in Richtung der Gestalt. Die Kugeln funkten am Geländer und eine Kalaschnikow fiel vom Balkon herunter. Ob der Terrorist ernsthaft getroffen war, konnte ich auch mit Zielfernrohr nicht erkennen und musste nun wieder in die Deckung zurück. Der war bestimmt kein Einzeltäter.
    Auf dem Platz hier oben beim Denkmal und auf dem Kreisverkehr vor dem Palast war nach wie vor die Hölle los. Da schrien Verletzte um Hilfe. Zwei humpelten sich gegenseitig stützend in Richtung Mall, warfen sich jedoch hin, als ein Schuss aus dem Palast sie beinahe getroffen hatte. Den Terroristen in der Fassade ging möglicherweise die Munition zur Neige und müssten deshalb zu Einzelschuss-Feuer übergehen.
    „King Sascha, ein grüner leuchtender Punkt“, warnte Sir Wilfried und deutete auf einen Laserpointerfleck auf dem Denkmalsockel, der rhythmisch an- und abgeschaltet wurde.
    „Das ist das alte Funkalphabet“, erkannte der Sir. „Sie senden immer wieder das Wort ‚Garde‘.“
    „Das sind unsere! Timm, ich kann die Zeichensprache der Briten nicht. Sag ihnen, wir brauchen Feuerschutz, da könnten noch mehr Terroristen in der Fassade oder auf dem Dach sein“, rief ich.
    Sie konnten dabei auch unser verstecktes Laptop treffen, wenn sie die Fassade zusammenschossen, fürchtete ich, doch wichtiger war wohl, dass wir hier zu Füßen der Königin Victoria nicht erschossen wurden.
    Im Park fielen ein paar Schüsse und eine Menschenmenge schrie auf. Mir ging das durch Mark und Bein. Auf diesen Stufen am Denkmal saßen wir zwischen mehreren Fronten.
    „Sie senden ‚Feuerschutz geben für Nebel. Dann wir Feuerschutz, ihr rennen – Mall links‘“, las Sir Wilfried den grünen Laserpunkt.
    Während Timm mit seinen Armen und Händen die Signale der Garde bestätigte, rollte diesmal Simon an meine Ecke und hob kurz den Kopf. Er zuckte gleich wieder herunter.
    „Handgranate!“, rief er, wie er es im Militär gelernt hatte. Schon rumste es schräg hinter dem Sockel.
    „Ihr drei Buben, bereitmachen, um mit John zu fliehen. Timm, Peter, Sir Wilfried, gebt der Garde Feuerschutz, nur Einzelschuss und abwechslungsweise von links und rechts des Sockels!“, befahl ich, zählte auf fünf und feuerte in kurzer Kadenz ein paar Schüsse auf die Fassade. Danach ging ich zurück in Deckung und Sir Wilfried schoss mit Johns Pistole gleich neben mir liegend auf die Fassade, dann waren Timm und Peter dran, sie schossen von der anderen Seite des Denkmalsockels. Wir feuerten wie abgesprochen abwechslungsweise etwa einen Schuss pro Sekunde auf die Fassadenteile mit den kaputten Fenstern. Bei den Säulen rechts und links der Mall wurde unser Feuerschutz genutzt, um mit Grabenwerfern vorzurücken, und schon pfiffen die Nebelgranaten über uns hinweg und zündeten mit einem dumpfen Knall nahe beim Gitter des Palasts. Ich half Sir Wilfried hoch und wir zogen uns hinter den Sockel zurück, während Peter und Timm ein letztes Mal auf den Palast schossen.
    „Ihr Burschen packt John unterm Arm. Auf Kommando rennt ihr genau auf die Säule auf der linken Seite der Mall zu, fixiert sie. Keine Haken!“, befahl ich. „Rennt! Egal, was um euch herum passiert. Klar? Bergung von Verletzten macht die Garde! Wenn sie bei der Säule sagen: ‚Rennt weiter‘, dann rennt. Wenn sie sagen: ‚Auf den Boden werfen‘, werft euch hin. Nicht kauern, flach liegen!“, befahl ich.
    Es dauerte nervenaufreibende lange Sekunden, bis der Nebel stand, wie man das im Militär nennt, also bis der Rauch dicht genug war, damit der Feind nicht mehr durchsehen konnte. Simon und Timm schnallten sich die Rucksäcke wieder um. Dann gab ich das Kommando: „Rennt“!
    Sir Wilfried und ich rannten vom Sockel weg über die Fläche und hinunter zum Kreisverkehr. Vom Green Park auf der linken Seite der Mall wurde nun sehr knapp an uns vorbei Feuerschutz gegeben. Die Kugeln pfiffen. Simon zog heftig die Fernsehfrau mit sich. Diese blöden Schranken um das Denkmal! Ich sprang darüber und zog den nicht gerade leichten Sir Wilfried mit einem Schwung mit über die Eisenstangen. Das Fernsehen stolperte über die Absperrung zum Kreisverkehr und fiel fast hin, rannten dann aber weiter. Die Jungen benötigten am längsten, um John über die Absperrung zu

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