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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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an anderer Stelle geschossen. Auch auf der Mall irgendwo in Höhe des St. James’s Palace lieferte sich jemand einen Schusswechsel. Unten auf dem Kreisverkehr um das Denkmal und auf der Mall rannten die Leute und fielen über Verletzte oder Tote. Ich musste mich zusammenreißen, um den grässlichen Anblick zu verdrängen. Für etwas musste die Ausbildung zum Leutnant doch gut gewesen sein.
    „Wir geraten zwischen die Fronten. Die Garde wird uns vom St. James’s Palace aus helfen, da voraus an der Mall“, analysierte Peter.
    „Simon, Laptop. Versuch direkt über das WLAN des Palastes auf O1984 zu gelangen“, befahl ich. „Jetzt müssen wir ja nichts mehr verschleiern. Ich will wissen, wer da auf uns schießt.“
    Mein Mann kramte zittrig sein Laptop raus.
    Ich musste davon ausgehen, dass die Wache im Buckingham-Palast ausgefallen war. Ein Terrorist feuerte schon wieder vom Balkon ziellos in den Park. Leute schrien im selben Moment unter den Bäumen panisch auf.
    Die Teenager wollte einem Verletzten helfen gehen, doch Sir Wilfried zog Sam energisch in die Deckung zurück; darauf blieben auch die anderen beiden bei uns. Timm hatte inzwischen die Schnellfeuerwaffen bereitgemacht und reichte eine mir, da ja Simon nervös auf dem Laptop tippte.
    „Geben Sie mir die Waffe, Sire“, verlangte Peter.
    „Nein, dann hätten Sie eine zweite neben ihrer Dienstwaffe. Es ist besser, sie achten mit Argusaugen darauf, dass uns keiner in den Rücken fällt.“
    Es war vielleicht politisch nicht korrekt, selbst eine Waffe in die Hand zu nehmen, doch John mit seiner ernsten Beinverletzung konnte nicht mehr helfen. Er hielt zitternd seine Waffe in der Hand.
    „Dienten Sie, Sir Wilfried?“, fragte John den Royal-Experten.
    „Falkland!“
    „Dann sind Sie nun einer Seiner Majestät Leibwächter.“
    Er gab die Pistole dem Sir, der sie verdattert entgegennahm. Das würde wohl nicht viel mehr bringen. Ich prüfte das Zielfernrohr und regelte den Restlichtverstärker so herunter, dass er für die tiefe Dämmerung gut eingestellt war, dann machte ich die Ladebewegung.
    „Wie entsichert man?“, fragte ich Timm. Er legte mir den etwas versteckten Hebel um.
    „Was ist mit unserem digitalen Schlüsselloch? Simon?“
    „Das WLAN des Palasts wird vom Denkmalsockel abgeschirmt. Ich müsste aus der Deckung, um etwas zu empfangen.“
    „Vergessen Sie es!“, mahnte Peter. „Die Position und Stärke der Sender des Drahtlosnetzwerkes wurden absichtlich so gewählt, dass es von öffentlichen Orten aus kaum zu empfangen ist.“
    Für den Empfang unseres eigenen im Obergeschoss des Palastes versteckten Senders hätten wir uns in seinem Richtstrahl befinden müssen. Dieser Strahl führte leider hoch über unsere Köpfe hinweg zum Hotel.
    „Zum Ritz ist es von hier fünfhundert Meter weit. Ohne Richtfunk kriegst du keinen Empfang“, meinte Timm, der meine Gedanken erraten hatte. Mir lag ein Fluch auf der Zunge, doch mit Sir Wilfried und dem Fernsehen gleich neben mir musste ich mich benehmen.
    „Man wird auch ohne E-Mail von unserer Lage wissen“, meinte John, der wohl nicht kapiert hatte, dass wir via „Big Brother“ im Palast die Terroristen ausspionieren wollten. Also blieb nur das Zielfernrohr. Simon klappte das Laptop zu und verstaute es im Rucksack. Inzwischen kroch ich der Rundung des Sockels entlang und schickte Timm auf die andere Seite.
    „Was macht er?“, zischte die Reporterin in ihr Mikro und hielt es Simon hin.
    „Mit dem Restlichtverstärker schauen, wo genau der Feind ist.“
    Sie deutete dem Kameramann an, er solle auch um die Ecke filmen, und der machte es tatsächlich. Der Konkurrenzdruck hatte ihn wohl alle Vernunft vergessen lassen. Das CNN-Team nutzte sein Fahrzeug als Deckung und hielt die Kamera genau auf uns. Hoffentlich hatten die Terroristen keinen Fernseher. Ich erhob mich kurz aus der letzten Deckung und schaute durch das Zielfernrohr auf den Balkon hinüber, auf dem sich die Königsfamilie bei besonderen Anlässen zeigte. Dabei zählte ich innerlich auf fünf. Rechts vom Balkon fehlte in einem Fenster das Glas – fünf – und zurück in die Deckung. Ein kurzer Feuerstoß pfiff am Denkmal vorbei. Der Kameramann schreckte ebenfalls wieder in die Deckung zurück. Blaulicht flackerte nun überall in der Umgebung.
    „Timm, rechts vom Balkon, Fenster ohne Scheibe, einfach voll drauf!“, rief ich in der Hoffnung, er würde mich auf der anderen Seite des Sockels hören. Einen Augenblick später schoss er

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