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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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helfen. Danach ging es nur noch um Geschwindigkeit. Es war ein Albtraum: Dort lag eine Regenbogenfahne, da zwei Verletzte oder gar Tote, da drüben brannte noch eine Kerze und von vorne wurde knapp an uns vorbei auf die Palastfassade geschossen, um die Terroristen niederzuhalten.
    Sir Wilfried musste ich brutal mit mir ziehen. Die Garden hatten ihre Waffen auf Einzelfeuer gestellt, aber trotzdem knallten die Schüsse fast wie aus dem Maschinengewehr. Würden sie nachlassen, könnte uns ein Terrorist womöglich in den Rücken schießen. Bis zu der Säule schien es unerreichbar weit. Endlich! Ein Korporal stand dahinter, er trug noch die traditionelle Bärenfellmütze.
    „Rennt zu ihm!“, brüllte er uns an und deutete in den Park auf eine weitere Bärenfellmütze an einem dicken Baumstamm. Also schwenkten wir schräg nach links, der Korporal übernahm von den Burschen den verletzten John und stützte ihn bei unserer Flucht zu den Bäumen. Das Feuer wurde nun vom Palast aus erwidert. Querschläger surrten durch die Äste.
    „Hundert Yard! Grünes Licht!“, meldete die zweite Bärenfellmütze und deutete tiefer in den Park hinein. Unter den Bäumen war es bereits stockdunkel. Die Straßenbeleuchtung in der Nähe war aus, nur eine grüne Taschenlampe war vor uns zu sehen. Ich blieb einen Moment stehen, um zu prüfen, ob es meine ganze Gruppe es bis hierher geschafft hatte. Peter und Timm machten das Schlusslicht. Sie hatten die Säule bereits passiert und rannten gerade am vordersten Baum des Green Parks vorbei. Es schien alles soweit in Ordnung zu sein und ich setzte meinen Weg fort, zur grünen Taschenlampe.
    Eine Explosion bei oder nahe der Säule, die wir eben passiert hatten, ließ mich stolpern. Für einen Moment rebellierten meine Ohren mit einem hohen Pfeifton. In meinem linken Unterarm fühlte es sich an, als hätte mich eine Wespe gestochen. Neben der Säule klaffte ein Loch. Trümmer fielen durch die Zweige der Bäume. Die Terroristen mussten mit einer Panzerfaust geschossen haben. Die Gardisten feuerten wieder auf den Palast. Ein Nagel verursachte den Schmerz in meinem Unterarm; der Sprengkopf der Panzerfaust war wohl mit Metallteilen versetzt. Timm lag am Boden. Wie automatisch rannte ich hin, doch Peter und Kevin kümmerten sich bereits um ihn. Viel Zeit zum Überlegen blieb nicht. Peter und ich hoben den Bewusstlosen auf, er am Oberkörper, ich an den Füßen und wir rannten los, auf die grüne Taschenlampe zu. Obwohl Timm als fast Magersüchtiger vergleichsweise leicht war, kam ich schnell ins Keuchen und eine zweite Explosion auf der Mall ließ meinen Puls rasen.
    Der Gardist mit der grünen Taschenlampe löste mich beim Tragen ab.
    „Der nächste Kamerad ist unter der Baumgruppe nach der kurzen Lichtung hier. Rennen Sie, Sire! Sie sind der König!“, mahnte der Gardist mit eindringlich lauter Kommandostimme. Also spurtete ich zur Baumgruppe mit einer weiteren grünen Taschenlampe drunter. Dort wurden auch behelfsmäßig Verwundete erstversorgt. Abermals wurde ich von einem Soldaten ermahnt, weiterzulaufen parallel zum Queen’s Walk, aber ich solle unbedingt unter den Bäumen bleiben, und der Gardist gab mit seiner Taschenlampe dem Nächsten ein Signal. Wieder wurde geschossen, nicht nur beim Palast. Unter den Bäumen kauerten kleine Gruppen zusammen, die nicht mehr weiterwussten oder einen Verletzten betreuten. Notärzte und Krankenwagen konnte ich keine unter den Bäumen sehen, obwohl nicht weit entfernt etliche Sirenen zu hören waren.
    Nach drei weiteren Männern mit Taschenlampe und gut zweihundert Meter weiter, erreichte ich den Gefechtskommandoposten. Drei u-förmig geparkte Radpanzer boten Deckung. Ein Gardist leuchtete mir kurz ins Gesicht und meldete zackig: „Kommandoposten Scotts Guards. Schön, Sie zu sehen, Sire!“
    Ich stolperte keuchend in den mit einem Tarnnetz überspannten Zwischenraum. Simon setzte gerade Sir Wilfried vorsichtig auf eine Kiste. Soldaten in Tarnanzügen und nicht in den traditionellen roten Uniformen halfen John in einen der Panzer. In dessen rot ausgeleuchtetem Inneren befand sich ein Notlazarett.
    „Was ist nun mit König Sascha? Müssen wir das zweite Intensivbett weiter freihalten oder nicht“, nervte die Militärärztin.
    „Nein, mir geht es gut. Aber man bringt gleich einen Schwerverletzten.“
    „Dann versorgt den Bodyguard draußen“, entschied sie barsch. „Was ist mit Ihnen? Sieht echt gruslig aus“, fragte sie und deutete auf den Nagel, der

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