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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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auf Erbfolge basierende Monarchie“, redete Prinz George halb mit sich selbst, halb mit uns. Er drehte dabei nervös einen Kugelschreiber auf und zu. Für mich war dies ein deutliches Zeichen, dass dies kein kleines Kennenlerntreffen war. Ich war mir nicht sicher, was in diesem Moment von mir erwartet wurde, und meinen Großvater hatte ich, abgesehen von ein paar Empfängen, nie gesehen, ich konnte ihn also kaum einschätzen. Deshalb zog ich es vor, wie Simon zu schweigen.
    „Wisst ihr beiden, es geht Ihrer Majestät seit einigen Wochen nicht besonders gut. Wir wissen nicht genau, was ihr fehlt, vielleicht hat ihr dieser Irrtum in der Thronfolge zugesetzt. Sie ist zugegebenermaßen etwas pedantisch und der Gedanke an einen Nach-Nachfolger, der in ihrer Jugend als gefährlicher Geisteskranker gegolten hätte, macht ihr wohl zu schaffen. Vielleicht ist es aber auch nur eine verschleppte Erkältung.“
    Großvater sah zu Sir Geoffrey hinüber.
    „Wo bleibt eigentlich Sir Wilfried?“
    Sir Geoffrey wollte ihn suchen gehen, doch Großvater Prinz George winkte ab, man müsse dem betagten Experten etwas Zeit geben. Ich fühlte mich unwillkommen und unbehaglich.
    Ein Hubschrauber knatterte plötzlich lärmend über dem Palast und driftete dann etwas weg, blieb aber recht laut. Ich vermutete, dass Sir Wilfried etwas passiert sei, der Gute war ja nicht mehr der Jüngste. In den Gesichtern konnte ich lesen, dass wohl alle den gleichen Gedanken hatten.
    Es klopfte scheu an der Tür. „Ja!“
    Ich hatte im ersten Moment den Eindruck, der Tod selbst hätte geöffnet, so hager und bleich sah Earl Amble aus. Er starrte vor sich hin, wollte den Mund bewegen, doch es kam kein Ton raus. Plötzlich kippte der Earl wie ein Brett nach vorne. Simon reagierte am schnellsten, konnte ihn noch auffangen und auf einen Stuhl setzen. Der Earl blickte Prinz George aus seinen tiefen Augenhöhlen an.
    „Ich kann das nicht aussprechen, ich kann das nicht“, flüsterte er.
    Auch Prinz George verlor seine Gesichtsfarbe. Er befahl Sir Geoffrey, uns unauffällig in unser Hotel zu eskortieren, und ging mit dem Earl hinaus in den Flur. Sir Geoffrey starrte nur vor sich hin.
    „Sie müssen mich zum Fuhrpark führen, Sir Geoffrey, bitte“, sagte ich leise, aber eindringlich.
    „Selbstverständlich, Eure Hoheit!“
    Der Sir ging voraus in den Flur. Eine Kammerzofe hatte irgendwo einen hysterischen Anfall und schrie dauernd: „Die Queen, die arme Queen!“ Dann herrschte wieder beklemmende Stille. Außer uns befand sich niemand in den Fluren. Simon und ich trauten uns nichts mehr zu sagen in dieser emotionalen Stimmung. Ich dachte an einen Katastrophenfilm, hatte das Szenario vor mir, die Abwehr eines riesigen Asteroiden sei gescheitert und nun säßen alle da, warteten auf den Einschlag und wüssten nicht so recht, was mit der letzten Stunde ihres Lebens anzufangen sei. Wir zwängten uns in einen kleinen Servicefahrstuhl.
    „Was tun Sie jetzt, wenn ich fragen darf?“, wandte sich der Sir flüsternd an mich.
    „Ich fahre ins Hotel, es ist längst nicht so anrüchig, wie Sie nach Ihrem ersten Eindruck dachten. Ich habe das Personal gebeten, auf solche deplatzierten Scherze zu verzichten, wie sie Ihnen bedauerlicherweise widerfahren sind“, versuchte ich mich versöhnlich zu geben.
    „Wir vom königlichen Haushalt verstehen uns sicher besser darauf, es Gästen so angenehm wie möglich zu machen als diese Absteige. Doch der Palast hat berechtigte moralische Bedenken gegen Sie beide“, grollte Sir Geoffrey.
    Ich kommentierte das nicht und wollte nur noch raus. In der Garage flüsterte er einem der in einer kleinen Gruppe stehenden Chauffeure etwas zu. Gleich darauf fuhren wir zwei davon.
    Als wir bereits etwas Distanz gewonnen hatten, wagte nun Simon zu fragen, wie wir uns verhalten sollten. Ich meinte, es wäre besser, mit niemandem zu reden und bei Gelegenheit Nachrichten zu hören. Der Verkehr nahm auf dem Weg rapide ab. Als wir die Old Compton Street erreichten, waren einzig zwei Japaner auf der Straße unterwegs. London war gerade dabei zu erstarren.
    Die Lobby im Hotel war voller Menschen. Zu meiner Beruhigung konnte ich auch Timm unter den Gästen entdecken. Ein Fernseher an der Wand über der Rezeption war auf BBC eingestellt, der einen Reporter vor einem Krankenhaus zeigte. Er redete, fast zu leise für die Übertragung, von einem sehr ernsten Kreislaufversagen. Man wisse zur Stunde nicht mehr und könne nur hoffen und beten.
    Plötzlich

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