Plötzlich Royal
Zusatz mit den Menschenrechten und deren Anwendung auf Homosexualität las er bedeutend leiser ab als alles zuvor.
„Das will ich!“
„Versprechen Sie, Sire, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um die Kirche von England und die gesetzliche Kirche von Schottland im Vereinigten Königreich zu erhalten und die protestantische reformierte Religion zu ehren und zu beschützen? Werden Sie die in Ihrem Reich angesiedelte Kirche von England respektieren und in Ehren halten und schützen, deren formelles Oberhaupt Sie sind, und versprechen Sie, die inneren Gesetze des Klerus zu achten?“
„All das verspreche ich zu tun.“
Auf meinem Blatt stand jetzt nur noch die Schlussformel, doch anscheinend hatte der Bischof eine andere Version. Er fuhr im gleichen beschwörenden Ton fort:
„Werden Sie die päpstliche Religion verachten und ihre Rituale als abergläubisch und abgöttisch ansehen? Werden Sie die Ehe zwischen Mann und Frau als die einzige wahre Verbindung vor Gott ansehen, in der die fleischliche Lust keine Sünde ist? Werden Sie Ihre Untertanen lieben und achten, vom Bettler bis zum Earl?“
„Ich verspreche alles, was hier auf meinem Blatt steht. Das werde ich tun und in Ehren halten.“
Ich zog vorsichtig einen Kugelschreiber aus der Hosentasche und unterschrieb, so gut es eben ging. Der Bischof schaute mit großen Augen zu, es war totenstill im Oberhaus, obwohl dieses zum Bersten voll war.
„Das von mir unterzeichnete Dokument soll hier im Haus Unserer Lords verwahrt und sein Text publiziert werden, so dass jeder Untertan den Schwur seines Souveräns lesen kann. So wahr mir Gott helfe.“
Ich blickte den Würdenträger mit der großen Tasche an, der mir zuvor den Text überreicht hatte. Er nahm ihn nun wieder in Empfang.
„Man erhebe sich. Gott schütze König Alexander!“, rief der Lord Great Chamberlain, da der Bischof den auf meinem Blatt vermerkten abschließenden Segen anscheinend nicht mehr erbitten wollte und ein paar Schritte zurückgetreten war.
„Gott schütze König Alexander!“, wiederholten die Lords, die Gewöhnlichen auf der mir gegenüberliegenden Seite und die Gäste auf den Rängen. Eine eher kleine Kapelle auf der Zuschauergalerie spielte die Hymne. Alle erhoben sich und es wurde die erste Strophe der Nationalhymne gesungen: God save our gracious King, Long live our noble King …
Dann folgte der gefährlichste Teil der Zeremonie. Ich musste vom Thron aufstehen und das Hohe Haus durch je ein Kopfnicken in zwei Richtungen ehren. Es wurde wohl eine Art Nicken in Zeitlupe, damit die Krone keinesfalls ins Rutschen käme. Die zwei Peers reichten mir wieder die beiden Zepter.
„Wenn mir Eure Majestät zurück zum Umkleideraum folgen wollen?“ Der Lord Great Chamberlain schritt voran, ich folgte ihm wieder mit schnurgeradem Rücken. Im Moment verlangte das Schreiten durch die Hallen und Gänge all meine Konzentration. Nach dem Nicken saß die Krone noch schlechter. Ich durfte ja nicht hinfassen, um sie zurechtzurücken, ich hätte ja nicht einmal eine Hand frei gehabt, um den Sturz der Krone im letzten Moment zu verhindern.
„Was het das söle mit dem Ehe-Schwur-Dings?“, fragte Simon, als wir die nicht vom Fernsehen erfasste Prinzenkammer passierten.
„Het er spontan erfunde“, zischte ich Simon zu.
Schon betraten wir wieder die Royal Gallery, die ich zu den Klängen von Rule, Britannia! mit der durch das Nicken schlecht sitzenden Krone durchschreiten durfte, bis ich wieder zurück in den Umkleidesaal kam. „Außer Sicht von BBC“, teilte uns jemand mit, als wir dort angekommen waren.
Der Kronjuwelier ließ sich das nicht zweimal sagen, er hatte wohl noch mehr als ich ein Fallen der Krone befürchtet, nahm mir zum Verdruss eines Peers die Krone gleich selbst vom Kopf und legte sie auf das Samtkissen, das Colonel McLey wieder hielt. Der Peer streifte mir nun den Königsmantel und den Krönungsring ab. Auch die Zepter wurden mir abgenommen und auf Kissen gelegt.
Dafür wurde mir eine rote Uniformjacke mit blauer Schärpe gereicht.
„Bitte verzeihen Sie, Sire, dass wir Sie jetzt so formlos zum Ehrenoberst der Royal Welsh Guards befördern und Prince Simon zum Ehrenleutnant der Royal Scottish Guards. Aber die Ereignisse haben sich etwas überstürzt“, entschuldigte sich der Colonel. Er musterte kurz die Hosen und die Schuhe und meinte, der Unterschied sei kaum zu erkennen.
Cramer eilte außer Atem herein.
„Wäre besser gewesen, nicht an den Kameras
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