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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Edelsteinen in den Saal.
    „Das ist die St. Edward’s Crown, die im Tower war die Imperial State Crown. Sie wird von Colonel McLey getragen, Stellvertreter des Lord Chamberlain, Comptroller des königlichen Haushalts“, erklärte mir Simon flüsternd. Er hatte anscheinend mehr Ahnung als ich.
    Ein anderer Gentleman im Frack nahm nun etwas wenig zeremoniell kurz die Krone vom Kissen.
    „Ich bin der Kronjuwelier, bitte nur kurz zur Probe, Sire“, verlangte der Gentleman im Frack.
    Er musste sich auf einen Schemel stellen, da ich etwas größer war. Zugegebenermaßen war das Gefühl unheimlich, als er mir kurz dieses Symbol britischer Herrlichkeit auf das Haupt legte. Es passte überhaupt nicht.
    Der Juwelier nahm mir die Krone ab, um etwas zu verstellen. „Dass so ein langer Kerl mit so großem Kopf mal König wird, hat niemand ahnen können“, schimpfte er leise. William wäre auch nicht kleiner gewesen, dachte ich mir, sagte aber nichts. Der Juwelier nahm die Krone nervös mit zu einem kleinen Tisch in der Ecke. Mr Grant zeigte mir inzwischen den Eid. Ich konnte ihn nur überfliegen, denn nun wurde mir der bärtige Bischof vorgestellt.
    „Ich hoffe, mit dieser Zeremonie dem Staat zu dienen“, meinte Seine Exzellenz der Bischof, „und hoffe, Eure Majestät besinnen sich bald darauf, welche moralischen Pflichten die Krone mit sich bringt, sonst kann die Kirche nicht über diese kleine Zeremonie hinausgehen.“
    Damit meinte er wohl, es werde mit Simon an meiner Seite nie die vollständige Krönungszeremonie geben.
    „Im Gegensatz zu unseren afrikanischen Brüdern verstehen wir, dass Ihre Veranlagung außerhalb Ihres freien Willens liegt, Sire“, fuhr Seine Exzellenz fort. „Trotzdem ist die Ehe zwischen Mann und Frau die einzige legitime Verbindung vor Gott. Von einem Monarchen erwartet die Kirche viel mehr christliche Moral als von einem gewöhnlichen Bürger. Bedenkt, Ihr seid von Gott berufen, Sire. Die Königsfamilie und allen voran der König soll ein staatstragendes, gottgefälliges Vorbild sein. Vor Gott und damit vor Eurer Kirche seid Ihr ein unverheirateter Monarch.“
    „Wir sollten das in Ruhe bei einer Privataudienz erörtern. Ich danke Ihnen, Exzellenz“, wimmelte ich ihn ab. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, mit ihm über meine Veranlagung zu diskutieren. Mit einer kleinen Verbeugung trat der Bischof zurück und der Juwelier eilte wieder zu mir. Er hatte einen zweiten Ring angesetzt und murrte, die Leute des einundzwanzigsten Jahrhunderts seien leider größer als die des siebzehnten.
    „Nachher mit der Krone bitte gerade schreiten, sie ist keine Mütze. Kein Nicken oder dergleichen, Eure Majestät. Sie tragen das Original von Charles II., unbezahlbar“, mahnte der Juwelier. „Ebenso ist der eigens für diese Zeremonie von Westminster Abby hierhergebrachte King Edward’s Chair einzigartig. Er ist mehr als siebenhundert Jahre alt, setzen Sie sich nachher mit dem ihm gebührenden Respekt. Auf diesem Thron Platz zu nehmen wird jedem Monarchen nur einmal im Leben erlaubt.“ Das brachte meine Nervosität zurück.
    Der Juwelier legte die Krone wieder zurück auf das Kissen des älteren Colonels in der roten Uniform. Colonel McLey sei an meinem Hof auch für die Zeremonien zuständig, flüsterte mir Simon unauffällig zu. Ich musste wohl als Erstes all diese Staatsämter auswendig lernen. Der Colonel mit dem auffälligen roten Oberlippenbart trug nun die Krone wieder aus dem Saal und wurde dabei von zwei Wachen eskortiert. Der Bischof folgte der Krone langsam und fast übertrieben würdevoll schreitend. Wir mussten ein paar Minuten abwarten, bis in der Royal Gallery alles bereit war.
    „BBC gleich wieder auf Sendung“, gab jemand bekannt.
    Der Lord Great Chamberlain mit dem langen weißen Stab trat zu mir, in der Royal Gallery sei man nun bereit. „Das direkte Tor zur Royal Gallery wird vom King Edward’s Chair versperrt. Wir müssen deshalb die Tür benutzen, durch die wir hineingekommen sind, und dann gleich rechts seitlich in die Royal Gallery schreiten“, erklärte er den weiteren Ablauf. Ich folgte ihm also um die Ecke in den viel größeren und noch prächtigeren Saal, wo wir mit einem Tusch empfangen wurden. Alle Würdenträger und Adlige auf blauen Tribünen an den langen Seiten des Saales erhoben sich. Ich konnte kurz Carmen und Leopold erkennen. Mehr als nur ein kurzes Tauschen eines Lächelns war nicht möglich. Kate und William standen neben den beiden.
    Vorne, also gegen das

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