Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
Vom Netzwerk:
Portal zum Umkleideraum, hatte man wohl über Nacht eine Art Baldachin mit drei Stufen aufgestellt, zusammen mit den Staatsinsignien und eben dem alten Stuhl, auf dem nur Könige Platz nehmen durften und das auch nur bei ihrer Krönung. Dort erwartete mich der Bischof, der nun vortrat.
    „Majestät, Hoheiten, Lords, Söhne und Töchter dieses Landes. Bevor wir zum eigentlichen Zweck unserer Zusammenkunft schreiten, bitten wir den Herrn in stillem Gebet, die Seele unseres verstorbenen Königs George VII. gnädig in das Paradies einzulassen.“
    Alle im Saal mit den gigantischen Wandgemälden der Schlacht von Waterloo und Admiral Nelsons Tod bei Trafalgar senkten den Kopf und warteten eine halbe Minute.
    „Amen“, beendete der Bischof die Stille. „Wir sind heute im Angesicht des Herrn hier, um einen höheren Willen zu erfüllen, der den ledigen Alexander Philipp Burger-Windsor, gerufen Sascha, hierhergeführt hat. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Sascha ist nach eigenem Schwur ein lediges Mitglied in der protestantischen englischen Gemeinde und wurde zu unserem König erklärt. Wir beten gemeinsam den Psalm 122.“
    Alle murmelten mit, als der Bischof aus der Bibel zitierte. Danach trat für einen Moment wieder Stille ein.
    „Myladies and Sirs, ich stelle Euch Euren König Alexander IV. vor, der ohne Zweifel Euer lediger König ist.“
    Der bärtige Bischof im gelben Prunkgewand konnte es sich offenbar nicht verkneifen, schon wieder das Wort „ledig“ zu betonen.
    „Deswegen seid ihr alle hierhergekommen an diesem Tag“, fuhr er salbungsvoll fort, „um dieser Huldigung und Andacht beizuwohnen. Seid ihr dazu gewillt?“
    „Gott schütze König Alexander!“, antworteten alle im Saal.
    „Sire, sind Eure Majestät gewillt, vor Gott, Eure Lords und die Vertreter Eures Volkes zu treten und den Eid zu leisten?“
    „Ich will!“, antwortete ich laut.
    „Dann empfanget die herausragenden Insignien der royalen Herrlichkeit, bevor wir zu den Lords und den Vertretern des Volkes gehen. Empfanget die königliche Robe.“
    Zwei Peers brachten den Königsmantel und legten ihn mir über die Schultern, während der Bischof Gott anrief, er solle mich mit Weisheit und Weitsicht segnen. Ich fürchtete in diesem Moment weniger Gott, sondern mehr, dass vor den Augen der anwesenden Würdenträger und der BBC etwas Peinliches passieren würde. Der Königsmantel könnte mir beispielsweise hinunterrutschen. Nun durfte ich auf dem auf vier goldenen Löwen stehenden uralten Thron unter dem Baldachin ganz vorsichtig Platz nehmen. Auf diesem Stuhl saßen bereits berühmt-berüchtigte Monarchen wie Heinrich VIII., der seine Frauen umbringen ließ und auf dessen Bruch mit dem Papst eigentlich das Missverständnis um meine Thronfolge zurückging, aber auch Victoria saß auf diesem Stuhl, die heute noch als das Symbol für Prüderie gilt. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken beim Gedanken daran, wie historisch dieser Moment war und welchen Paradigmenwechsel er bedeutete, da er nicht wie alle Krönungen zuvor in einer Kathedrale, sondern im Palast des Parlaments stattfand. Die Schleppe wurde inzwischen von vier Knaben in roten Kostümen sorgfältig ausgebreitet. Der Bischof steckte mir den königlichen Ring an den Finger, da ich ihr Fürst sei, der den wahren christlichen Glauben gegen den Papst zu verteidigen habe. Die weiteren Insignien, der Reichsapfel und das Staatsschwert, wurden mir kurz in die Hand gereicht mit einer pathetischen Erklärung durch den Bischof, dann das Zepter und schließlich die Krone, die dem Bischof vom Colonel dargeboten wurde.
    „O allmächtiger Gott, dies ist die Krone des Gläubigen. Segne diese Krone und erhebe hiermit Deinen Diener Sascha, auf dessen Kopf sie ruhen soll, als Zeichen königlicher Majestät. So soll durch Dich, Sascha, der König der Könige, unser Herr Jesus Christus, sich uns offenbaren. Amen.“
    „Gott schütze den König“, wurde gerufen, während der Bischof die Krone auf meinen Kopf herabsenkte.
    „Der Herr segne und erhalte Dich, der Herr schütze Dich auf all Deinen Wegen und lasse all Deine Werke gedeihen. Der Herr gebe Dir weise Parlamente und ruhige Reiche und sichere Verteidigung gegen alle Feinde.“
    „Gott schütze unseren König Alexander!“
    Neben dem Thron wurden das Staatsschwert und eine rote Mütze ausgestellt, deren Bedeutung mir entfallen war, und Simon konnte ich jetzt schlecht fragen, er stand zu weit weg.
    Nun beteten die Ehrengäste auf der

Weitere Kostenlose Bücher