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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Royal Gallery das Vaterunser. Dann wurde von einem kleinen Chor Ehre sei Gott in der Höhe gesungen.
    „Mögen Weitsicht und Wissen die Stütze Deiner Zeit sein und die Furcht vor dem Herrn Dein Schatz. Amen. So gehen wir nun mit Gott zu den Lords und den Vertretern des Volkes, wo Du Deinen Eid ablegen wirst“, schloss der Bischof die Zeremonie ab.
    Der Lord Great Chamberlain mit dem weißen Stab trat nun vor mich, um mich von dem Baldachinthron aus zum House of Peers, wie das Oberhaus zu zeremoniellen Zwecken genannt wurde, zu führen.
    Ich erhob mich ganz vorsichtig vom Thron, dem Zepter mit einer Taube an der Spitze in der linken und einem weiteren Zepter in der rechten Hand, wartete nach zwei Schritten ab, bis die vier Knaben in Position waren, um die Schleppe zu tragen, und schritt nun hinter dem Lord Great Chamberlain an den Tribünen vorbei zum dem Thron gegenüberliegenden gotischen Tor. Die Krone war schwer und das nicht im poetischen Sinne, sondern ganz konkret. Ich musste sie balancieren, da sie mir trotz der Bemühungen des Juweliers noch immer zu klein war. Doch das ließ sich nicht mehr ändern. Wirklich zuversichtlich schaute der Juwelier mich nicht an, als ich an ihm vorbeischritt. Wenn die Krone herunterrutschte, würde ich tot umfallen, dessen war ich mir sicher.
    „Simon?“ Ich traute mich nicht, hinter mich zu blicken.
    „Drei Schritte hinter dir.“
    „Kameras!“, mahnte jemand.
    Der Weg über den blauen Teppich durch das goldene gotische Portal und die Prinzenkammer bis in den Saal der Lords schien mir mit der Krone sehr weit, obwohl er im Vergleich zur Weitläufigkeit des ganzen Westminster Palace kurz war.
    „Seine Majestät der König! Man erhebe sich!“, wurde gerufen. Ein Meer von Perückenträgern lag vor mir. Ich erklomm die Stufen. Der linke, leicht höhere der beiden Throne vor mir würde wohl für den König sein. Ich drehte mich vorsichtig um, zwei Peers stiegen ebenfalls zum Thron hoch, sie trugen je ein rotes Kissen in den Händen.
    „Zepter!“, zischte mir einer zu. Ich legte die zwei symbolträchtigen Stäbe darauf. Die beiden Peers verneigten sich, traten drei Schritte schräg nach hinten zurück und drehten sich zu den Lords um.
    Ich setzte mich ganz gerade und langsam auf den leicht höheren der beiden Throne, immer die Krone gut balancierend, während die Knaben die Schleppe ablegten.
    „Sie können sich setzen. Man rufe das House of Commons, um Unserer Vereidigung beizuwohnen“, befahl ich gemäß dem gelben Ordner.
    Mit einem Rauschen setzten sich alle. Der Lord Great Chamberlain gab mit seinem weißen Stab ein Signal, damit man meinen Ruf nach dem Unterhaus weiterleiten möge. Vom Thron aus konnte ich über die Lords hinweg in den langen Gang sehen, direkt bis zum Unterhaus. So richtig konnte ich aber die Zeremonie nicht erkennen, dazu war die Distanz zu groß. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich der mir gegenüberliegende Bereich hinter dem Perückenmeer mit den Gewöhnlichen – darunter auch David Cramer – füllte.
    Der Lord Great Chamberlain verlangte Ruhe und wies darauf hin, dass während der Vereidigung jeder Anwesende im House of Lords dem Monarchen durch Kniefall huldigen müsse.
    Der Bischof eröffnete mit einem Gebet für den ledigen König. Dann überreichte mir der Lord Chancellor mit einem Kniefall ein weißes Faltblatt mit der Eidesformel, das er zuvor aus einer etwas groß geratenen Stofftasche gezogen hatte, in der er in der normalen Zeremonie jeweils das Regierungsprogramm bei sich trug. Ich musste mich nun erheben.
    „Alle Untertanen zur Huldigung Seiner Majestät Alexander IV. auf Eure Knie!“, befahl der Lord Great Chamberlain und machte nun auch einen Kniefall. Es dauerte etwas, bis alle knieten oder weiter hinten unauffällig auf Schemeln saßen. Nur noch ich und der Bischof standen. Das verlieh dem Ganzen eine sehr seltsame, mittelalterlich-heilige Stimmung. Seine Exzellenz zog ein Kärtchen heraus und las vor.
    „Majestät, Sind Sie nun bereit, den Eid zu leisten?“
    „Ja, ich bin dazu bereit!“
    „Wollen Sie aufrichtig versprechen und schwören, die Völker des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland, Kanada, Australien, Neuseeland, Jamaika und ihrer anderen Besitztümer und Territorien mit Gnade und Weitsicht zu regieren nach deren Gesetzen und Bräuchen, soweit diese im Einklang stehen mit den Menschenrechten der Vereinten Nationen inklusive deren Interpretation durch die Yogyakarta-Prinzipien?“
    Den

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