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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Ausgerechnet er. Ausgerechnet mit mir. Konnte das Leben noch absurder werden?
    Es wäre nicht fair gewesen, ihn in dem Glauben zu lassen, dass ich auch nach etwas Festem suchte.
    «Axel, darf ich ehrlich sein?»
    «Ja, klar, Rosa.»
    «Ich wollte mit dir nur eine schöne Nacht.» «Okay ...», atmete er tief durch. «Das ist ehrlich.»
     «Und die will ich auch nicht mehr.» «Das ist schon fast zu ehrlich.»
    «Denn du suchst nach einer Beziehung, und dann ist das dir gegenüber nicht fair.»
    «Och», lächelte Axel etwas verquer, «so ein bisschen Unfairness kann ich aber ganz gut ab.»
    «Ich mag es aber nicht, unfair zu sein», erwiderte ich leise.
    Axel war getroffen. Und diese Verletzlichkeit berührte mich - der Don Juan hatte ein Herz, und er hatte Gefühle. Und die standen ihm gut. Aber er hatte einen ganz entscheidenden Nachteil: Er war nicht Jan.
     
    Als Axel sich verabschiedet hatte, kaufte ich mir erst mal eine Frustzuckerwatte, wandelte mit dieser traurig über das nächtliche Zirkusgelände und bemerkte, wie der kleine dicke Mann, der einst Buffalo Bill war, auf einen Zirkuswagen zuging. Er schien glücklich und zufrieden zu sein. Kein Wunder: Prospero hatte ihm ja das Potenzial seiner Seele gezeigt. Keine Ahnung, wie, bestimmt war es alles nur Hokuspokus. Ganz sicher sogar! Dennoch wünschte ich mir auch ein bisschen was von diesem wundervollen Hokuspokus: Jan wollte eine andere heiraten, ich hatte einen Beruf, der mir ungefähr so viel Freude bereitete wie ein spontaner Akneausbruch, und ich wusste nicht, wo es mit meinem Leben hingehen sollte. Selbst einen One-Night-Stand bekam ich nicht auf die Reihe. Wenn meine Seele noch irgendein Potenzial haben sollte, hatte ich wirklich nicht den blassesten Schimmer, welches das sein konnte.
     

10
    Währenddessen im Leben von William Shakespeare
     
    Das Leben hatte anscheinend keinerlei Freude daran, einem Freude zu bereiten, mutmaßte ich, als Drakes Pferd vor mir stehen blieb. Das Leben war wohl eher ein fröhlicher Sadist, und ich war sein Lieblingsopfer.
    «Jetzt kannst du nicht mehr vor mir fliehen», tönte der Held Englands, während seine Männer mich einkreisten. Flucht war in der Tat keine Option mehr.
    «Sir, Sie haben das großartige Talent, das Offensichtliche hervorzuheben», erwiderte ich.
    Drake war über diese Bemerkung nicht amüsiert, aber es war einerlei, ob ich ihn noch mehr erzürnte, der Mann wollte ohnehin mein Lebenslicht auslöschen.
    «Du kannst den Ort und die Waffen für unser Duell wählen», bot er gönnerhaft an. Er war nicht nur der beste Fechter des Königreiches, sondern auch der beste Schütze, bei jeder Waffe wäre er im Vorteil gewesen.
    «Was wählst du als Waffe, Wicht?», begehrte er zu wissen.
    «Kartoffeln», antwortete ich.
    Drake traute seinen Ohren nicht.
    «Sie sind gut für die Gesundheit. Besonders bei Duellen.»
    «Wir werden also die Schwerter nehmen», bestimmte Drake gereizt.
    «Würden Sie zustimmen, wenn ich als Ort des Duells Indien wähle?» «Nein!»
    «Habe ich fast schon vermutet... aber vielleicht könnte ich ja den Zeitpunkt unseres Duells bestimmen. Ich denke da so an das nächste Jahrhundert...»
    «NEIN!», unterbrach er mich.
    «Sie sind kein Gentleman.»
    «Das muss ich mir von Gesindel wie dir nicht sagen lassen!» Er wurde nun zornesrot. «Wir kämpfen hier und jetzt.»
    Das erschien mir dann doch eindeutig zu früh.
    «Wähle deine Sekundanten», schnarrte der Edelmann.
    Ich bat ihn, mir ins zu folgen, waren dort doch die einzigen Menschen auf dieser Welt, die mir vielleicht sekundieren mochten.
    Im Theater roch es nach Holz und dem Schweiß der Zuschauer der letzten Vorstellung. Die Bühne lag im Zentrum des Gebäudes, rundherum konnten bei den Aufführungen die Zuschauer stehen oder von einem der vielen Balkone auf uns herabsehen. Dieses Theater war seit Jahren meine Welt. Und wenn ich schon sterben sollte, dann wollte ich dies hier tun, auf der Bühne.
    An deren Rand standen lediglich Kempe und Robert, ein Jüngling, der Frauenkleider trug und gerade die Rolle der Julia einstudierte. Dank eines verfluchten Edikts des Hofzensors durften Frauen kein Theater mehr spielen, was dazu führte, dass die Liebesszenen, die ich schrieb, auf der Bühne für meinen Geschmack stets einen Hauch zu homoerotisch wirkten.
    Der geistesgegenwärtige Kempe ging rasch auf Drake zu und wollte mich vor dessen heiligem Zorn retten: «Sir, lassen Sie Gnade walten. William Shakespeare ist

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