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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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beobachtet.»
    «Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich die Schulweisheit nicht träumen lässt», lächelte Prospero. «Wir Menschen verstehen in etwa so viel vom Universum wie ein Hund vom Mobilfunk.»
    Damit hatte er vielleicht sogar recht: Schließlich änderten die Wissenschaftler fast stündlich ihre Welterklärungsmodelle.
    «Ich will den Menschen helfen. Die Zirkusvorstellungen führen sie zu mir. Das ist der Grund, warum ich sie mache.» Es klang überraschenderweise aufrichtig. «Es gibt jedes Mal viele Leute im Publikum, die auf Hilfe hoffen. Einige trauen sich dann am nächsten Tag zu mir.»
    «Sie sind also ein Betrüger aus Barmherzigkeit», spottete ich.
    «Könnte man sagen», antwortete er ohne jegliche Ironie.
    «Sie haben doch bestimmt auch gedacht, dass es wundervoll wäre, wenn Sie Ihr Leben in eine neue Bahn bringen könnten.»
    Ich blickte ertappt zu Boden.
    «Anscheinend habe ich wieder gut beobachtet», schmunzelte er. Der Mann schien in mir zu lesen wie in einem Buch. Ein Buch mit dem Titel: .
    Mit einschmeichelnder tiefer Stimme erklärte Prospero: «Ich kann Ihr Leben in eine neue Bahn bringen.»
    Ich schluckte, eine neue Bahn für mein Leben wäre wohl eine feine Sache, vorausgesetzt, dass die neue Bahn besser war als die alte Bahn, was allerdings nicht allzu schwer sein dürfte.
    «Wollen Sie das?», fragte Prospero, und ich bekam es mit der Angst zu tun: Was hatte der Typ vor? Mich zu hypnotisieren?
    «Ich... ich...», haspelte ich, «ich glaube, ich habe zu Hause mein Bügeleisen angelassen...»
    Ich wandte mich zum Gehen. Doch Prospero stellte sich mir ganz ruhig in den Weg, schloss die Tür zum Zirkuswagen ... und nahm sein Pendel vom Tisch.
     

12
    Drake stand auf der Bühne, zog seine Klinge und zerschnitt mit ihr demonstrativ die Luft, wie er wohl auch gleich meinen Hals durchschneiden wollte. Robert flüsterte mir zu: «Du wirst es schaffen, Will. Du bist der bessere Mann.»
    «Es würde mich mehr aufmuntern, wenn mir dies kein Mann mit Fistelstimme sagen würde», flüsterte ich zurück.
    Drake tänzelte mit seinem Schwert auf mich zu. Jetzt war auch ich gezwungen, das Schwert zu ziehen. Es war ein leichtes Bühnenschwert, mit dem der Prinz von Navarra in unserem neuesten Stück herumwirbelte. Mir schwirrte der Kopf. Was sollte ich tun? Ich musste ihn mit meinen Waffen schlagen, mit Worten. Wenn ich Drake arg provozierte, würde er vielleicht einen Patzer machen, den ich zu einem tödlichen Hieb ausnutzen konnte.
    «Ich hatte nur eine Liebhaberin, die schlechter war als Ihre Gemahlin», rief ich daher aus.
    «Wen?», fragte Drake, neugierig zu erfahren, wer wohl noch fürchterlicher im Bett sein sollte als sein Weib.
    «Ihre Frau Mutter.»
    Drake rannte daraufhin zornesrot auf mich zu, versuchte einen ersten Schlag zu setzen, den ich jedoch gutparieren konnte. Dank des Bühnenfechtens besaß auch ich bescheidene Talente, wenn es um den Schwertkampf ging.
    «Auch mein guter Sekundant Robert lag bei Ihrer Mutter. Er liebt Frauen, bei denen mehr Barthaare sprießen als bei ihm.»
    «Wenn du noch einmal meine Mutter beleidigst...», drohte Drake.
    «Sie wird schon jeden Morgen beleidigt, wenn sie in den Spiegel blickt», erwiderte ich, als ich einen Hieb parierte, der genau auf mein Herz zielen sollte. Drake drängte mich flotten Schrittes immer weiter zurück, und ich war kurz davor, von der Bühne zufallen. Es wurde nun also Zeit, meine Beleidigungen zu steigern, gerne auch ins Ungeheuerliche.
    «Ihre Mutter arbeitet im Hafen bei den Fischkuttern.» Drake war verdutzt. Und ich ergänzte: «Als Geruch!»
    Drake fauchte. Ich aber trieb weiter mein gewagtes Spiel: «Und wenn sie von dort raus aufs Meer schwimmt, freuen sich die Wale, sie wieder in den Schoß der Familie aufzunehmen.»
    «MEINE MUTTER IST KEIN WAL», schrie Drake und schlug wütend mit dem Schwert auf mich ein. Immer wieder. Mir war es gelungen, ihn vom eleganten Stil, für den er im ganzen Königreich bewundert wurde, abzubringen.
    «Eingestanden, für einen Wal ist sie zu schmal», ächzte ich bei dem Versuch, all die wütenden Schläge abzuwehren.
    «ARRGHH», schrie er nun wie ein wütendes Tier.
    «Sie können sich so hinreißend ausdrücken», spottete ich.
    «ARRGGH.»
    «Und so abwechslungsreich.» «ARRRRRRGHHHHHHH!»
    «Hören Sie auf, oder ich werde eifersüchtig auf Ihre Fabulierkunst. »
    Der tobsüchtige Drake traf nun meinen Arm. Es war

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