Ploetzlich Vater
Telefonaten hatte er die Zeit aus dem Auge verloren. Sein Sohn brauchte noch einen Namen, und Jill hatte zugestimmt, bis heute mit einer Entscheidung zu warten. Er mochte Joe und Matt, denn das waren starke, gute Namen, doch Jill war von keinem seiner Vorschläge begeistert gewesen. Seine Schwestern dagegen waren Verfechter von Namen wie Colton und Deandre, da sie laut seiner Mutter große Fans der Fernsehshow „American Idol“ waren.
Er hatte in der Früh im Krankenhaus angerufen und war zu Jills Zimmer durchgestellt worden, doch niemand hatte den Hörer abgenommen. Auch wenn er Jill erst seit etwas mehr als einem Tag kannte, hatte er ein gutes Gefühl dabei, sie als die Mutter seines Kindes zu haben. Sie war nicht Sandy, schon allein dafür war er dankbar.
Auf halbem Wege über den Parkplatz fing ihn eine Reporterin ab und hielt ihm ein Mikrofon unter die Nase. Sie war groß und hatte ihr glattes dunkles Haar nach hinten gegelt. „Hallo Hollywood, ist es wahr, dass Jill Garrison Ihr Kind bekommen hat, ohne das Bett mit Ihnen teilen zu dürfen?“
Den Spitznamen „Hollywood“ hatte er eine Viertelstunde, nachdem er seinen Vertrag bei den Los Angeles Condors unterschrieben hatte, bekommen, es hatte irgendetwas mit seiner angeblichen „animalischen Anziehungskraft“ zu tun.
Derrick ignorierte sie. Reporter waren wie Ameisen, wenn sie ihm in den Weg kamen, wurden sie zertrampelt. Wenn sie Abstand hielten, ignorierte er sie.
Die Reporterin lief ihm nach. „Es stimmt also, dass Sie Jill Garrison nicht kannten, bis die Polizei Sie gestern wegen Voyeurismus angehalten hat?“
Er fragte sich, ob die Reporterin wohl mit einer von Jills Freundinnen gesprochen hatte, und hielt den Blick starr auf den Krankenhauseingang vor sich gerichtet. Sie streckte das Mikrofon noch ein wenig näher an seinen Mund. „Warum sind Sie hier?“
Derrick lächelte sie freundlich an, obwohl die Frage lästig war.
„Vielleicht wissen Sie noch gar nicht, dass Jill Garrison vor einigen Minuten mit Ryan Michael Garrison das Krankenhaus verlassen hat“, fuhr sie fort. Er zwängte sich durch die Drehtür und ließ die Reporterin einfach stehen.
Ryan Michael Garrison .
Nein, das hatte er nicht gewusst, und er hatte nicht vor, der Reporterin das so ohne Weiteres zu glauben. Jill sollte nicht vor morgen aus dem Krankenhaus entlassen werden, und sie hatte ihm versprochen, mit dem Ausfüllen von irgendwelchen wichtigen Dokumenten auf ihn zu warten.
Fünf Minuten später hatte er ihr Zimmer erreicht, doch es war beunruhigend leer. Der Geruch von Desinfektionsmittel stieg ihm in die Nase. Eine etwa achtzigjährige Hilfsschwester war ihm ins Zimmer gefolgt. Ihr grau meliertes Haar war mit einer roten Schleife zurückgebunden, die genau zu der Farbe ihrer Lippen passte.
Er legte den Blumenstrauß auf das leere Bett. „Sie ist weg“, stellte er fest.
Die alte Frau lächelte ihn an. „Sie hat gesagt, Sie würden das schon verstehen, schließlich müsse sie ja die Hochzeit vorbereiten.“
„Die Hochzeit?“
Die nette alte Frau stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Entschuldigung, das habe ich ganz vergessen. Ihre Freundin hat gesagt, es sei ein Geheimnis.“ Sie legte den Finger auf die Lippen und tat so, als würde sie diese wie mit einem Reißverschluss verschließen.
Er zwang sich zu einem Lächeln. „Sandy?“
„Ja, es war Sandy. Ein nettes Mädchen.“
„Sie haben ja keine Ahnung.“ Derrick nahm die Blumen vom Bett und drückte sie der Frau in die Hand. „Die sind für Sie.“ Er verließ das Zimmer und ging in Richtung Aufzug. So wie es aussah, hatte Jill Garrison die Frechheit besessen, ihn einen Lügner zu nennen, während sie selbst plante, klammheimlich zu verschwinden. Wer im Glashaus sitzt, sollte wirklich nicht mit Steinen werfen.
* * *
„Ich kann nicht glauben, dass es dazu gekommen ist, dass ich vor ihm weglaufe“, seufzte Jill. „Ich fühle mich wie eine Ausbrecherin.“
Sandy schnaubte. „Eine Ausbrecherin ist auf der Flucht, du fährst nur nach Hause. Du hast nichts Verbotenes gemacht. Dieser Typ hat kein Recht, Geld für seinen Samen zu kassieren und ihn dann zurückzufordern, als hätte er dir lediglich einen Pullover oder so etwas geliehen.“
„Mami“, fragte Lexi, Sandys vierjährige Tochter vom Rücksitz aus, „was ist denn Samen?“
Sandy warf Jill einen Blick zu und schaute wieder auf die Straße. „Aus Samen wachsen Blumen“, erklärte sie.
„So wie die tleinen Hühner aus dem
Weitere Kostenlose Bücher