Ploetzlich Vater
weiß schimmerten und ihre Fingernägel sich in seine Haut gruben.
Die Krankenschwestern wechselten einen Blick. Diejenige, die am Fußende des Bettes stand, zuckte mit den Achseln, schlug die Decke zurück und untersuchte Jill kurz. „Ruf den Arzt“, wies sie die andere an. „Das Baby kommt, ob wir wollen oder nicht.“
Derrick hätte sich am liebsten aus dem Staub gemacht und hätte das wohl auch getan, wenn Jill nicht seinen Arm derart umklammert hätte. Er war sich ziemlich sicher, dass die Wunde an seiner Brust schon blutete, und wenn sie nicht bald locker ließ, würde es seinem Arm genauso ergehen.
Die Tür schwang auf, und Chelsey und Sandy stürmten hinter dem Arzt ins Zimmer.
„Ich habe dir ja gesagt, er ist bestimmt noch hier“, teilte Sandy Chelsey mit.
„Ist es denn ein Verbrechen, wenn ein Vater sein Kind zur Welt kommen sehen will?“, fragte diese zurück.
Derrick entschied, dass er Chelsey mochte.
„In irgendeiner Klinik Samen zu spenden“, fügte Sandy hinzu, „macht ihn noch lange nicht zum Vater.“
Die Teufelin dagegen mochte er nicht.
Chelsey stellte sich dicht neben Derrick und beugte sich über das Bett. „Du machst das toll“, versicherte sie Jill. „Nicht aufhören zu atmen. So ist es richtig, du schaffst das schon.“ Sie begann wieder zu hecheln, und Jill tat es ihr nach. Der Arzt und die zwei Krankenschwestern machten sich an die Arbeit. Sandy angelte sich ihre Videokamera und schickte sich an, die Geburt zu filmen.
Dabei murmelte sie ab und zu etwas in die Kamera, das wie „Arsch“ und „Idiot“ klang.
Chelsey hingegen war die Ruhe selbst. Sie reichte Derrick einen feuchten Lappen und wies ihn an, Jill damit die Stirn abzutupfen. Er war froh, etwas zu tun zu haben, und benutzte seine freie Hand, um sie beruhigend zu streicheln. Er katte kein Bedürfnis danach, Blut zu sehen, und konzentrierte sich auf Jills Gesicht, das, wie er feststellte, herzförmig war. Einmal abgesehen von den dunklen Ringen um die Augen war ihre Haut cremefarben und makellos. Auch wenn ihre Lippen jetzt rau und aufgesprungen waren, hatten sie doch eine schöne Form. Wenn sie ihre Augen nicht gerade verdrehte, waren sie wunderschön. Sie besaß hohe Wangenknochen und fein geschwungene Augenbrauen. Sie war auf unaufdringliche Art schön, was ihm vorher nicht aufgefallen war.
Jill blies die Backen auf, als sie und Chelsey sich auf die nächste Wehe vorbereiteten, und Derrick merkte, dass er instinktiv mit ihnen mitpresste. Zu dritt hechelten sie dreimal, atmeten tief ein, hechelten wieder dreimal, atmeten ein, und so ging es etwa eine halbe Stunde lang, bis sich das Baby endlich dazu entschloss, auf die Welt zu kommen.
Sein Schrei war anders als alle Babyschreie, die er bisher gehört hatte. Er war vergleichsweise sanft, fast schon beruhigend, und klang wie Musik in seinen Ohren. Er blickte über die Schulter zurück und lächelte in die Kamera, bevor er sich wieder zu Jill umdrehte.
„Es ist ein Junge“, verkündete der Arzt.
„Wir haben es geschafft“, hauchte Jill mit schwacher Stimme.
Er dachte, sie hätte mit Chelsey gesprochen, bis er feststellte, dass diese sich zu den Krankenschwestern am Fußende des Bettes gesellt hatte.
„ Du hast es geschafft.“ Er griff nach dem Becher mit den Eiswürfeln und steckte Jill welche in den Mund, bevor er ihr behutsam Lippenbalsam auf die aufgesprungenen Lippen strich. Er trat einen Schritt zurück und beobachtete, wie die Krankenschwester Jill das Baby in die Arme legte. Ihr Baby. Sein Baby. Ihrer beider Baby.
Kapitel 3
Am nächsten Tag ignorierte Derrick, dass das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Er stieg aus dem Auto, nahm den Strauß Blumen vom Rücksitz und ging über den Parkplatz zum Eingang des Krankenhauses. Er hatte bereits mit seinen Eltern, Maggie und vier seiner Geschwister gesprochen. Alle wollten sie ins Krankenhaus kommen und das Baby sehen.
Alle außer Maggie, um genau zu sein. Sie wollte ihm erst den Hals umdrehen, weil er nicht auf sie gehört hatte, und danach wollte sie seinen Sohn sehen. Aber erst teilte sie ihm mit, dass sie ihn morgen Nachmittag um drei Uhr im Gericht des Bezirks Los Angeles treffen würde, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, das gemeinsame Sorgerecht für sein Kind zu bekommen.
Jetzt musste er nur noch mit Jill reden. Es war sieben Uhr abends; er hatte vorgehabt, sie schon viel früher zu besuchen, aber nach einer zu kurzen Nacht und ungefähr einem Dutzend
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