Ploetzlich Vater
keine schwarze Lederhose.“
„Sie isst Wasserkresse-Sandwiches?“
Ehe Jill antworten konnte, kam der Arzt. Es war ein junger Mann – Derrick schätzte ihn auf Anfang dreißig –, und er sah geradezu lächerlich erfreut aus, Jill zu sehen.
„Jill! Schön, dich wiederzusehen.“
Jills Augen strahlten. „Nate Lerner“, sagte sie. „Ich bin so froh, dass du es geschafft hast, rechtzeitig zu Ryans erstem Termin wieder hier zu sein.“
Ehe Derrick sich vorstellen konnte, hatte Jill ihm schon Ryan in die Arme gedrückt, hatte sich wieder zu dem Arzt umgedreht und hatte sich ihm förmlich an den Hals geworfen. Sie umarmte ihn, als wäre es ihr totgeglaubter Bruder, der aus dem Krieg zurückkehrte. Als sie endlich voneinander abließen, trat Dr. Lerner einen Schritt zurück, um Jill von oben bis unten ansehen zu können. „Du siehst großartig aus. Einfach umwerfend.“
Derrick drückte Ryan an seine Brust und wiegte ihn sanft, bis er aufhörte zu weinen.
Die ganze Szene, die sich vor ihm abspielte, erschien ihm surreal. Vielleicht lag es daran, dass Jill Dr. Lerner mit keinem Satz erwähnt hatte und die beiden jetzt direkt vor ihm so herummachten, als wäre er Luft. Derrick wusste aus erster Hand, wie instabil Jills Hormone im Moment waren, und er hatte nicht die geringste Lust, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich an den Doktor ranschmiss.
Jill legte eine Hand über ihre Brust. „Du siehst genauso aus wie dein Vater.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.“
Derrick räusperte sich, doch niemand nahm Notiz von ihm.
„Wir sollten uns dringend bald mal treffen. Wir haben uns bestimmt eine Menge zu erzählen.“
„Sehr gerne“, erwiderte Jill mit dem breitesten Lächeln, das Derrick jemals an ihr gesehen hatte, und nahm die Hände des ach so tollen Arztes in die ihren.
„Also wen haben wir denn hier?“, fragte der Arzt schließlich, als er damit fertig war, Ryans Mutter zu begaffen.
„Nate, das sind mein Freund Derrick und mein Sohn Ryan.“ Ohne Blickkontakt herzustellen, nahm sie Ryan Derrick ab und hielt ihn so in den Armen, dass Nate eine gute Aussicht in ihr Dekolleté hatte.
Der Arzt deute auf den Untersuchungstisch, und Jill folgte ihm bereitwillig.
„Ein hübscher Junge“, bemerkte Dr. Lerner. „Wir messen ihn mal kurz.“
„Soll ich ihn ausziehen?“
„Bitte.“
Sie ließ sich Zeit damit, Ryans winzige Arme und Beine aus seinem blauen Baumwollstrampler zu befreien.
Derrick rührte sich nicht von der Stelle, während der Arzt den Umfang von Ryans Kopf maß und die Delle auf seinem Kopf begutachtete.
„Die Fontanelle ist genau so, wie sie sein sollte“, informierte er sie. „Man kann sie bedenkenlos anfassen. In etwa einem Jahr oder achtzehn Monaten sollte sie vollständig verschwunden sein.“ Als Nächstes maß er Ryan von Kopf bis Fuß, warf einen Blick auf seine Tabellen und bat Jill, ihm die Windel auszuziehen, sodass er ihn wiegen konnte. Er machte noch einige zusätzliche Tests, während Jill um ihn und Ryan gleichermaßen herumscharwenzelte. Bewundernd schaute sie zu, wie der Arzt mit einem seltsamen Instrument in Ryans Ohren schaute.
Die ganze Szene war so kitschig, dass Derrick sich am liebsten übergeben hätte. Stattdessen setzte er sich auf den Stuhl in der Zimmerecke. Seine Muskeln waren angespannt, und es dämmerte ihm, dass er sich wie ein eifersüchtiger Idiot benahm. Diese Gefühle waren vollkommen absurd und passten überhaupt nicht zu ihm. Er hatte absolut keinen Grund, eifersüchtig zu sein, schließlich mochte er Jill ja nicht auf diese Art. Wie sie schon dem Arzt gesagt hatte: Sie waren Freunde. Es stimmte, Derrick mochte sie, und ja, sie sah heute fantastisch aus. Aber sie sah jeden Tag fantastisch aus, egal, ob sie einen Jogginganzug mit Babyspucke anhatte oder eine Schlabberhose und pinkfarbene, flauschige Hausschuhe.
Nachdem er die Situation analysiert hatte, war Derrick davon überzeugt, dass all seine Gefühle vollkommen normal und akzeptabel waren. Er wollte Jill nur beschützen, sie war schließlich die Mutter seines Sohnes. Und jeder Mann, an dem sie Interesse zeigte, war ein potenzieller Vater für sein Kind. Es war vollkommen normal, dass er unter diesen Umständen unruhig und besorgt war.
Es dauerte nicht lange, bis der Arzt mit der Untersuchung fertig war und Jill Derrick zur Tür hinausschob.
„Ich komme gleich nach“, sagte sie und überließ ihn und Ryan sich selbst. Er manövrierte den
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