Ploetzlich Vater
Hand auf Derricks Schulter. „Keine Sorge, Hollywood, ein paar Ausflüge, ein oder zwei Abendessen, das Ganze wird schneller wieder vorbei sein, als du denkst.“
„Ich mache mir keine Sorgen“, entgegnete er, „weil ich mich bestimmt nicht in eure Familienangelegenheiten hineinziehen lasse. Ausflüge und Abendessen finden ohne mich statt, danke.“
Jills Hände klammerten sich fester um das Lenkrad. „Wenn du heute Abend nicht mit mir und meiner Familie essen gehst, kommen Ryan und ich nicht zu eurem Grillfest am Wochenende. Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig.“
Er verzog das Gesicht. „Der Gedanke daran, dass wir beide ein Paar sind, hat deine Eltern offensichtlich nicht genug verschreckt, um sie davon abzuhalten, herzukommen. Warum also sollten wir diese Farce nicht aufklären?“
„Ich glaube, sie wollen sich mit eigenen Augen davon überzeugen“, warf Laura ein. „Sie haben nicht geglaubt, dass sie wirklich so tief sinken würde, und sind daher persönlich nach Kalifornien gekommen.“
Jill nickte zustimmend und warf einen schnellen Blick auf Derricks unbewegliches Gesicht. Er schien nicht besonders glücklich über die Tatsache zu sein, dass Jills Eltern ihn für Abschaum hielten. Dumm gelaufen. Wenn sie sich schon durch das ein oder andere Abendessen quälen musste, war Jill der Meinung, dass er durchaus mit ihr leiden konnte. „Ich sage nur: Pass auf, was du dir wünschst“, bemerkte sie. „Du hast selbst gesagt, du willst ein Teil von Ryans Leben sein.“
„Schon gut“, murmelte er leise. „Ich komme mit.“
Laura klatschte in die Hände, was Jill das Gefühl gab, keine erwachsene Frau, sondern Lexi auf dem Rücksitz zu haben.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße zu, aber innerhalb kürzester Zeit wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Kuss. Sie konnte ihn noch immer auf ihren Lippen schmecken. Um sich auf andere Gedanken zu bringen und dieses warme Kribbeln im Bauch loszuwerden, schaltete sie das Radio an, verdrehte aber sofort die Augen, als „The Kiss“ von Faith Hill aus den Lautsprechern dröhnte:
I don’t want another heartbreak
I don’t need another turn to cry, no
I don’t want to learn the hard way
Sie schaltete das Radio wieder aus.
„Ich hätte dich gar nicht für einen Fan von Countrymusik gehalten“, stellte Derrick fest.
„Das kommt, weil du nichts über mich weißt“, entgegnete Jill gereizt. Die ganze Situation ging ihr auf die Nerven. „Ich höre ein bisschen Country, aber größtenteils Rock ’n’ Roll. Ich bin unberechenbar, Derrick Baylor. Wild und ungezähmt.“
„Ach, wirklich?“
„Sie nimmt dich auf den Arm“, schaltete sich Laura ein, womit der Spaß für Jill vorbei war. „Jill hat nie irgendetwas getan, was nur ansatzweise wild war. Sie ist noch nie Fallschirm gesprungen oder eine schwarze Piste hinuntergefahren. Sie hat noch nie eine Zigarette geraucht, geschweige denn Gras. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, meine Schwester jemals auf der Tanzfläche gesehen zu haben.“
„Wer bist du?“, fragte Jill ihre Schwester. Sie zog allmählich in Erwägung, dass sie Halluzinationen hatte oder in einer Parallelwelt gelandet war.
„Wie steht’s mit Nacktbaden?“, wollte Derrick wissen. „Jeder war doch bestimmt mindestens einmal in seinem Leben nackt baden?“
„Nicht unsere Jill“, sagte Laura. „Sie ist berechenbar und wagt niemals das Ungewöhnliche. Bei ihr gibt es keine Überraschungen.“
„He, ich kann selbst sprechen“, erinnerte Jill ihre Schwester und kam an einer roten Ampel zum Stehen.
„In Ordnung.“ Laura zuckte mit den Achseln. „Dann erzähl’s uns. Warst du schon einmal Nacktbaden?“
„Das geht euch überhaupt nichts an.“
Derrick drehte sich zu Laura um. „Deine Schwester hat gerade erst ein Baby bekommen, ihre Hormone spielen noch ein wenig verrückt.“
Jill verdrehte erneut die Augen.
„Versteh mich nicht falsch“, versuchte Laura klarzustellen. „Jill hat eine Menge guter Eigenschaften. Sie ist verlässlich und verantwortungsbewusst, auch wenn meine Eltern da anderer Meinung sind. Und sie ist warmherzig. Ihr fehlt nur ein Schuss Abenteuerlust.“
Die Ampel schaltete auf Grün, und Jill trat aufs Gas. „Wenn Ryan älter ist, werden wir beide ganz viele Abenteuer erleben“, informierte sie die anderen beiden.
„Das hört sich so an, als könnte sich Ryan auf etwas gefasst machen, wenn er erst mal aus den Windeln heraus ist“, erwiderte Derrick
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