Plötzlich verliebt (German Edition)
Sicher hatte sie meine Bewerbung gelesen, herzlich gelacht und sich gedacht, sie könnte mit einer genauso unsinnigen E-Mail antworten.
Ich atmete erleichtert auf und lächelte zufrieden. So musste es sein. Ein Spaß unter Kollegen, mehr nicht. Und das Beste daran war, dass ich nun doch keine Kündigung zu befürchten hatte. Grinsend verschob ich die Nachricht in meinen Privat-Ordner. Ich würde sie mir heute sicher noch einige Male durchlesen und dabei herzlich lachen.
Ich nahm mir fest vor, in Zukunft auf meine Freundin zu hören und etwas optimistischer durchs Leben zu gehen. Mit meiner Schwarzmalerei machte ich mich nur unnötig verrückt, wie sich jetzt wieder einmal herausstellte. Die Woche fing um einiges besser an, als ich gehofft hatte.
Kurz darauf schlenderte ich ins angrenzende Schulungszentrum, unterhielt mich dort angeregt mit einer der Seminarleiterinnen über die aktuelle Schuhmode und vergewisserte mich, dass alles für die Teilnehmer vorhanden war.
Kurz nach 10.00 Uhr kam ich in unser Büro zurück und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass meine Kollegin irgendwo im Haus unterwegs war.
Genauer gesagt war sie sicher wieder in der IT-Abteilung, wo sie mit einem der Mitarbeiter etwas am Laufen hatte. Sein Name war Chester. Ich hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen, aber das hatte mir genügt. Chester sah aus wie ein typischer Nerd. Seine Haare waren streng zurückgekämmt und er trug eine schwarze, altmodische Brille. Was seine Kleidung betraf, so hätte man ihn problemlos in die 70er Jahre zurückbeamen können, ohne dass er dort aufgefallen wäre.
Entweder er war eine Granate im Bett, oder er hatte reichlich geerbt. Anders konnte ich mir Anabels Interesse an ihm nicht erklären.
Eigentlich hätte ich noch einige E-Mails beantworten müssen, konnte mich jedoch nicht dazu aufraffen. Ich ließ mich in meinen Stuhl fallen und überlegte, ob ich eine Runde Solitär spielen sollte, als mir die leuchtend gelbe Notiz auffiel, die auf meinem Monitor klebte. Sicher wieder eine von Anabels Sklaven-Anweisungen , dachte ich mürrisch und riss den Zettel vom Bildschirm.
Konzentriert versuchte ich ihre krakelige Handschrift zu entziffern, was leichter gesagt, als getan war.
Eine Emma Beastley aus dem Personalbüro in London hat angerufen, als du weg warst. Sie bittet umgehend um Rückruf, bevor die Niederlassung Feierabend macht.
Hä, was war das denn? Wieso rief diese Emma an und weshalb sollte ich mich bei ihr melden? Langsam aber sicher bekam ich ein sehr flaues Gefühl im Magen.
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. In London war es gerade 15.15 Uhr. In nicht mal einer Stunde würde ich dort niemanden mehr erreichen. Ich überlegte kurz, dann musste ich grinsen. Na gut, ich würde sicher kein Spielverderber sein. Ich griff nach dem Hörer und ließ mich mit London verbinden.
»BCRES Inc. Human Resources Department, mein Name ist Emma Beastley«, meldete sich eine angenehme Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. Ihr britischer Akzent war weniger ausgeprägt, als ich befürchtet hatte.
»Hallo, hier ist Megan Bakerville von der Niederlassung New York. Sie hatten um Rückruf gebeten.«
»Ms. Bakerville. Ich freue mich, dass Sie sich so schnell melden. Ich würde vorschlagen wir duzen uns, wenn das in Ordnung ist?«
»Ja klar, kein Problem«, stimmte ich zu. Genau genommen war es ja auch üblich sich innerhalb der Firma zu duzen, schließlich gehörten wir alle der großen BCRES-Familie an.
»Ich wollte mich nur kurz mit dir über deinen sechsmonatigen Aufenthalt in London unterhalten«, erklärte meine Gesprächspartnerin. Meine Güte, die Frau war hartnäckig, das musste man ihr lassen.
»Das dachte ich mir schon«, antwortete ich und musste ein Kichern unterdrücken.
»Fein. Ich habe dir bereits per Express alle notwendigen Unterlagen zugeschickt. Wir werden uns um alle weiteren Formalitäten kümmern. Das Einzige, was du tun musst, ist mir schnellstmöglich den beiliegenden Fragebogen ausgefüllt zurücksenden«, erklärte sie ruhig.
»Fragebogen?«, echote ich verwirrt. Als Emma antwortete, konnte ich heraushören, dass sie lächelte.
»Nur einige Angaben, die wir benötigen.« Stirnrunzelnd malte ich mit meinem Kugelschreiber Kringel in meinen Terminplaner. Wieso nur hatte ich plötzlich den Eindruck, dass die ganze Sache kein lustiger Scherz war? Ich nahm all meinen Mut zusammen und holte tief Luft.
»Emma?«
»Ja?«
»Das ist doch ein Scherz, oder?«
»Ein Scherz?
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