Plötzlich verliebt (German Edition)
Hektisch begann ich im Kopf die Preise in Dollar umzurechnen. Mir wurde schlecht.
Ich blätterte zurück zu den Vorspeisen. Gab es denn hier keinen Hawaii-Toast oder eine Pizza Margarita?
»Das geht übrigens alles auf Kosten der Firma«, verkündete Sebastian, der wohl die Panik in meinem Blick bemerkt hatte. Sofort beruhigte sich mein Puls und ich bekam auch wieder Luft. In Gedanken hatte ich mich schon von meinem Notgroschen verabschiedet.
»Sollen wir Molly nicht lieber Bescheid sagen, dass wir hier sind?«, fragte ich und sah mich dabei suchend um.
»Ich denke, sie kommt ganz gut alleine zurecht«, antwortete Sebastian. »Wollen wir bestellen?«
Ich nickte, denn jetzt, da ich wusste, dass die Firma bezahlte, hatte ich mich für ein Steak entschieden. Es gab auch Kobe-Steak, doch ich wollte BCRES nicht durch eine unverschämte Bestellung in den Ruin treiben. Man hatte mir schon oft berichtet, wie unvergleichlich gut dieses Fleisch sei, doch gegessen hatte ich es noch nie.
Nachdem wir bestellt hatten, beäugte ich die anderen Gäste etwas genauer und hielt inne.
»Ist das etwa Dita Von Teese?«, erkundigte ich mich, ohne den Blick von der dunkelhaarigen Frau mit der hellen Haut und den feuerroten Lippen abzuwenden.
»Ja, sie ist öfter hier«, erklärte Sebastian, als wäre es das Normalste auf der Welt.
»Wenn ich geahnt hätte, wo wir landen, hätte ich mir etwas Edleres angezogen«, sagte ich und zupfte unbeholfen mein Oberteil zurecht.
»Warum? Du siehst doch wundervoll aus«, versicherte er mir. Plötzlich war ich sehr dankbar für das schummrige Licht, denn die Temperatur, die ich in meinen Wangen verspürte, verhieß nichts Gutes.
»Bist du oft hier?«, wollte ich wissen.
»Hin und wieder. Aber nur dann, wenn ich Geschäftspartner ausführen muss. In meiner Freizeit gehe ich nicht in Clubs«, gestand er. Unweigerlich fragte ich mich, was er verdiente und ob er sich leisten konnte, einen solchen Club auch privat zu besuchen.
»Seit wann arbeitest du denn schon bei BCRES?«
»Seit die Firma hier in London gegründet wurde«, verriet er.
»Wow, doppelt so lange wie ich«, kam es mir über die Lippen.
»Ja, eine lange Zeit«, sagte er lächelnd. »Weshalb hast du dich für das Austauschprogramm gemeldet?«, fragte er unvermittelt. Was sollte ich ihm denn sagen? Dass mich mein Freund betrogen hatte und ich in Mollys Gästezimmer wohnte, weil ich keine eigene Wohnung mehr hatte? Das würde kein gutes Licht auf mich werfen.
»Ich brauchte einfach einen Tapetenwechsel und außerdem möchte ich nicht ewig als Inhouse Project Event Manager arbeiten. Ich wollte schon immer in den aktiven Immobilienhandel einsteigen und in London habe ich die Möglichkeit, mich in die Materie zu vertiefen. Da es hier keine Abteilung für Schulungen gibt, werde ich in anderen Bereichen eingearbeitet.«
»Klingt interessant.«
»Das wird sich noch herausstellen. Außerdem macht es in New York derzeit sowieso keinen Spaß«, entgegnete ich.
»Wieso macht es keinen Spaß?«, erkundigte sich Sebastian. Ich musterte ihn einen Augenblick. Fragte er nur aus Höflichkeit oder war er wirklich so neugierig, wie es den Anschein hatte?
»Anscheinend gibt es in unserer Niederlassung einen Maulwurf, der firmeninterne Daten an die Konkurrenz weitergibt, wodurch unsere Mitbewerber uns lukrative Objekte vor der Nase wegschnappen«, verriet ich.
»Weißt du etwas darüber?«, platzte er heraus. Ich lachte laut.
»Wie denn? Wie du bereits weißt, bin ich lediglich für die Schulungen und Seminare zuständig. Ich weiß noch nicht einmal, welche Immobilien wir derzeit im Angebot haben«, schnaubte ich kopfschüttelnd. Sebastian nickte, als hätte er genau diese Antwort von mir erwartet. Dabei wirkte er sehr ernst, was mich stutzig machte. Seit sich das Gespräch um den Maulwurf drehte, benahm er sich irgendwie seltsam. Bevor ich mir aber noch weitere Gedanken über sein komisches Verhalten machen konnte, wurde unser Essen serviert.
Es schmeckte köstlich. Das Fleisch war zart und ich fragte mich ernsthaft, was an einem Kobe-Steak noch besser sein sollte, als an dem Stück Fleisch, das ich gerade genoss. Nachdem wir noch einen Espresso getrunken hatten, ließ Sebastian sich die Rechnung bringen. Ich wagte es nicht einen Blick darauf zu werfen, obwohl mich brennend interessiert hätte, was der ganze Spaß gekostet hatte. Sebastian legte eine Kreditkarte in das Ledermäppchen.
Stirnrunzelnd sah ich auf das Stück Plastik. Ich konnte
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