Plötzlich verliebt (German Edition)
Augen. Sie war meine beste Freundin und ich liebte sie wie eine Schwester. Zu schade eigentlich, dass sie eine Vollmeise hatte.
»Hast du ihm auch unsere Hausnummer verraten?«, fragte ich nach und war auf das Schlimmste gefasst.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete sie empört.
»Naja, wenigstens etwas«, murmelte ich und ließ mich kraftlos in einen der Sessel fallen. Ich fragte mich, ob Ryan seine Drohung wahr machen würde und wirklich vorhatte, nach London zu fliegen. Irgendwie glaubte ich nicht so recht daran.
Aber wenn ich darüber nachdachte, wie viel Mühe er sich in den letzten Wochen gegeben hatte, um mich wieder zurückzugewinnen, wäre es durchaus denkbar. Er hatte mir ein teures Armband geschenkt und es war fast kein Tag vergangen, an dem er nicht angerufen oder vor meiner Tür gestanden hatte.
Meine Güte, diesen Stress konnte ich jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen. Erschöpft rieb ich mir über die Stirn.
»Es tut mir wirklich leid«, flüsterte Molly und setzte sich zu mir auf die Sessellehne.
»Ist schon gut. Wir können jetzt sowieso nichts mehr daran ändern. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er seinen Worten keine Taten folgen lässt«, sagte ich matt.
In den letzten Wochen unserer Beziehung hatte Ryan nämlich kaum Zeit für mich gehabt, was er immer auf die vielen Kunden geschoben hatte. Falls es sich bei diesen sogenannten Kunden nicht auch um diverse Gespielinnen gehandelt hatte, würde er sicher nicht die Zeit finden, um nach London zu fliegen. Ich merkte, wie ich mich wieder ein wenig beruhigte. Natürlich war es von Molly unverantwortlich gewesen, unsere Adresse auszuplaudern, aber tief im Inneren glaubte ich nicht, dass sie damit sehr großen Schaden angerichtet hatte.
»Wenn dieses Arschloch es wirklich wagen sollte, hier aufzutauchen, kann er was erleben, das verspreche ich dir.« Molly starrte wütend auf die Sofakissen, als wolle sie jeden Moment darauf einschlagen.
Ich wusste, dass es nicht nur leere Worte waren, denn ich hatte einmal live erlebt, wie sie einen beharrlichen Vertreter der Zeugen Jehovas verprügelt hatte.
Na gut, verprügelt war vielleicht nicht das richtige Wort, aber es war nicht weit davon entfernt gewesen. Molly hatte den kleinen Kerl, mitsamt seiner Zeitschrift, zur Tür hinaus katapultiert und fast ein ganzes Stockwerk die Treppe hinunter gestoßen.
Bei der darauffolgenden Verhandlung musste ich als Zeugin aussagen, was mir wirklich sehr unangenehm gewesen war.
Ich war mir vorgekommen, als wäre ich es gewesen, die man vor Gericht gestellt hatte. Doch ich hatte all die bohrenden Fragen des gegnerischen Anwalts souverän beantwortet und durfte den Zeugenstand nach ein paar Minuten wieder verlassen.
Mollys Anwalt, ein hagerer Typ, der aussah wie ein Wiesel, erledigte den Rest. Kurz, nachdem die Verhandlung begonnen hatte, war sie bereits wieder vorbei und Molly war freigesprochen worden.
So zierlich und zart meine beste Freundin auch nach außen hin wirkte, innerlich konnte sie sich in einen brodelnden Vulkan verwandeln. Und dann blieb ihrem bedauernswerten Gegenüber nichts anderes übrig, als ein letztes Gebet gen Himmel zu senden und zu hoffen, dass es doch nicht so schlimm werden würde, wie es schien.
»Du bist mir also nicht mehr böse?«, erkundigte sie sich zögernd. Ich musste unweigerlich lächeln, als ich ihren übertrieben traurigen Blick sah, mit dem sie bei Männern immer das bekam, was sie wollte.
»Nein, ich bin nicht mehr böse«, versicherte ich ihr. Molly sah mich an und grinste.
»Als kleine Entschuldigung lade ich dich morgen Abend in den Movida-Club ein. Alle Getränke gehen auf mich«, verkündete sie.
Au Backe. Ob ich ihr sagen sollte, dass ich den Club nicht so toll gefunden hatte und lieber in einen gemütlichen Pub gehen würde? Als ich nicht sofort Jubelgesänge anstimmte, musterte sie mich und eine tiefe Falte grub sich in ihre Stirn.
»Was ist los?«, wollte Molly wissen.
»Wenn ich ganz ehrlich bin, fand ich diesen Movida-Club gar nicht so berauschend«, gab ich ehrlich zu.
»Was? Aber du hast dich doch mit Sebastian prima amüsiert«, stellte sie fest.
»Ja, das schon, aber wir waren auch im Private-Dining-Room und haben uns dort nett unterhalten. Für dieses Rumgehampel auf Tanzflächen und die laute Musik bin ich eindeutig zu alt«, entschied ich. Molly starrte mich entsetzt an.
»Meg, bist du irgendwo da drin? Kannst du mich hören? Wehr dich gegen die fremde Macht, die Besitz
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