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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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Henri sich erschrocken über mich beugte und fragte: »Hast du dir wehgetan?«
    Er streckte eine Hand aus, nach der ich, ohne nachzudenken, griff (seine Hand! in meiner!). Zum Glück war mein Kleid nicht allzu weit hochgerutscht, sodass ich mich ohne weitere Peinlichkeitskrise aufrichten konnte.
    Henri rückte meine verrutschte Beanie gerade. »Wirklich alles okay?«
    Ich nickte, dann fuhr er fort: »Und also, wenn du keine Animes magst, dann könnten wir auch was zusammen trinken gehen …«
    Â»Wenn du jemanden ausführen möchtest, dann höchstens mich«, erklang da eine Stimme hinter uns. »Denn diese junge Dame geht jetzt erst mal nach Hause und macht ihre Hausaufgaben.« Meine Mutter stellte sich neben mich. »Hallo, ich bin Jenny, Suses Mutter.«
    Aus der Traum.
    Henri lächelte sie charmant an. »Das gibt’s doch nicht«, rief er. »Sie sehen aus wie Suses ältere Schwester!«
    Â»Das höre ich öfter.« Meine Mutter lachte leise, trotz Sonnenbrille und bleicher Haut und allem, somit bestand Hoffnung, dass ihr Liebeskummer diesmal nicht allzu lange anhalten würde.
    Immerhin gelang es ihr schon wieder bestens, ein potenzielles Date ihrer Tochter zu vermasseln.
    Â»Das war total peinlich«, zischte ich ihr wenig später auf dem Nachhauseweg zu Opas Tandoori-Hühnchen zum mindestens elften Mal zu. »Wie konntest du nur? Du hast mich bis auf die Knochen blamiert.«
    Â»Sei nicht sauer, Liebling. Ich finde einfach, dass dieser Junge viel zu alt für dich ist.« Sie fingerte fahrig an ihrer Sonnenbrille herum. »Außerdem möchte ich nicht, dass du mit Männern dieselben Fehler machst wie ich.«
    Daraufhin verdrehte ich nur die Augen, denn diesen Satz habe ich nun wirklich schon oft genug zu hören bekommen. Aber ich hatte sowieso viel Wichtigeres zu tun. NAHD. Nicht-an-Henri-denken. Wenn ich nicht an ihn dachte, sondern erst, nachdem ich mich achtzehnmal in wen auch immer verknallt hatte … dann könnte das doch noch was werden mit Henri und mir, oder? Oh je, ziemlich kompliziert. Und auch sinnlos, denn das NAHD funktionierte ganz und gar nicht.
    Als wir zu Hause ankamen, war das Abendessen bei Familie LeMarr/Abendschön/Mai schon fast in vollem Gange. Durch die Haustür waberte der herrliche Duft nach tausend Gewürzen und es ging schon heiß her in der Küche. So ein Abendessen ist bei uns immer eine sehr laute Angelegenheit, weil meistens alle gleichzeitig reden und viel gelacht wird. Vor allem, wenn wir vollzählig sind, und heute war zudem Tom dabei. Tom hat die letzten Wochen bei uns gewohnt, weil seine Mutter im Krankenhaus war. Jetzt ist Toms Mutter wieder zu Hause, aber er kommt immer noch oft zum Essen vorbei.
    Er saß neben Luna und die beiden hielten die ganze Zeit Händchen.
    Opas weltberühmtes Tandoori-Hähnchen ist etwas unglaublich Leckeres mit Kreuzkümmel und Minze und Joghurt, Naanbrot und allem Pipapo. Meine Mutter, die normalerweise am meisten von allen redet, schob ihr Essen auf dem Teller von einer Seite auf die andere. Als Luna mich von der Seite anschaute und dann zu meiner so schweigsamen Mutter schaute, zuckte ich nur mit den Schultern. Ich wusste, dass Mama irgendwann mit der Sprache rausrücken würde. Obwohl es laut und lustig zuging, war deutlich zu spüren, dass auch die anderen sich Sorgen um sie machten, ohne sie direkt darauf anzusprechen. Nicht mal auf die Sonnenbrille. Immer wieder schaute Tante Anna aufmunternd zu ihr, wenn sie nicht gerade versuchte, meine anderthalbjährige Cousine Laila mit Naanbrot abzufüttern, und auch Onkel Frank und Opa wechselten fragende Blicke. Aber alle hielten den Mund, alle außer Greg, meinem wenig sensiblen Bruderherz.
    Â»Okay, Mama«, sagte er nach einer Weile. »Bedeutet das, dass wir uns mal wieder auf stundenlange tibetische Gesänge einstellen müssen?«
    Tibetische Gesänge hört sie nämlich immer, wenn sie Liebeskummer hat. Ich schlug mich trotz allem auf ihre Seite, also obwohl sie mich vor Henri so blamiert hatte, denn ich weiß schließlich selbst am besten, wie schwierig das mit der Liebe ist.
    Â»Halt einfach mal die Klappe«, zischte ich Greg an.
    Â»Komm, iss doch was«, sagte Tante Anna jetzt zu meiner Mutter.
    Â»Ich habe keinen Hunger«, entgegnete die. »Könnte sein, dass ich nie wieder Hunger haben werde.«
    Tante Anna unterdrückte ein Lächeln und

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