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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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meinte sanft: »Wenigstens etwas Reis, hm?« Dabei strich sie meiner Mutter über den Arm.
    Gleichzeitig legte Opa ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Lass den Schmerz zu, Jenny«, sagte er. »Dann kann die Wunde besser heilen.« Er lächelte. »Tibetische Gesänge helfen aber natürlich auch.«
    Â»Magst du noch Zitronenlimo?«, fragte Luna meine Mutter und schenkte ihr ein, bevor sie etwas erwidern konnte.
    Und dann schwiegen wir alle eine Weile. Was sehr ungewöhnlich für uns ist.
    Trotz Nachos und Popcorn langten Luna und ich kräftig zu. Vor allem Luna. Was alles andere als ungewöhnlich für sie ist. Sie hielt immer noch mit Tom Händchen, schaufelte sich mit der freien Hand einen Bissen nach dem anderen in den Mund und kaute mit dicken Backen. Tom schaute ihr verzückt dabei zu. Ich glaube, er findet so ziemlich alles toll an ihr, selbst die Art und Weise, wie sie schmatzt.
    Seufz. Ich möchte auch jemanden, der so verliebt in mich ist. Und dann werde ich seine Hand auch nicht mehr loslassen. Ganz im Ernst.
    Â»Wann kommt eigentlich Marli mal wieder vorbei?«, fragte Greg unvermittelt.
    Â»Marli?« Ich sah ihn verblüfft an. Was ging ihn Marli an? Er hatte sie bisher höchstens ein oder zwei Mal gesehen und, soweit ich wusste, kein einziges Wort mit ihr gewechselt.
    Â»Marli? Wer ist denn das?«, fragte Opa.
    Â»Ein ungewöhnlicher Name«, sagte jemand. Wer bloß? Ach ja, Onkel Frank, Lunas Vater. Der war ja auch noch da. Er redet so wenig, dass ich das manchmal glatt vergesse.
    Â»Ist die Abkürzung für Marie-Louise«, erklärte ich.
    Â»Ehrlich?« Mein Bruder starrte mich fasziniert an, als hätte ich was von einem neu entdeckten Sonnensystem erzählt oder so.
    Â»Was interessiert’s dich?«, fragte ich bissiger als beabsichtigt.
    Â»Hey Schwesterlein, immer schön flauschig bleiben.« Er sah versonnen zur Decke. »Marie-Louise, ja?«, wiederholte er. »Marie-Louise.«
    Was war denn mit dem los?
    Laila begann auf einmal, schallend zu lachen, keine Ahnung, worüber, wer weiß schon, was im Kopf einer 1,7-Jährigen vor sich geht. Sie kann ja noch nicht reden. Stattdessen hob sie ihren Plastiklöffel und wirbelte damit durch die Luft. Etwas Reis mit Joghurt landete an Opas Stirn.
    Der verzog nicht mal das Gesicht und machte auch keine Anstalten, den Reisklumpen wegzuwischen.
    Kurz darauf hatte meine Mutter ihren Teller leer gegessen und sogar die restliche Soße mit Naan aufgetunkt. Von wegen sie hätte keinen Hunger und würde vielleicht nie mehr Hunger haben. Da sie auch nicht mehr so blass war, hatte ich vorhin wohl richtig gelegen, als ich vermutete, dass ihr Liebeskummer diesmal nicht besonders lang anhalten würde.
    Wir wollten gerade die Teller zusammenräumen, als Lunas Handy piepste und eine Millisekunde später meines.
    Â»Hatten wir nicht ausgemacht, beim Essen die Handys …«, begann Tante Anna, aber ich hörte gar nicht richtig hin.
    HILFE! MÜSST SOFORT KOMMEN. DRINGEND!
    WARTE AUF EUCH VOR DER WOHNUNG. M.
    Wie von der Tarantel gestochen sprangen Luna und ich auf.
    Â»Wir … äh … müssen noch lernen«, stieß Luna hervor. »Wahnsinnig wichtig! Sorry, Tom.« Sie küsste ihn hastig auf die Wange. »Bis morgen in der Schule.«
    Wir rasten die Treppe zu unserem Zimmer hinauf.
    Â»Hey, was ist mit Abräumen und Spülen …?«, rief Opa uns hinterher, aber wir waren schon außer Sichtweite. Normalerweise würden wir mit so was nicht so durchkommen, aber heute schienen sie mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Opa wollte noch seine Internetomi treffen, hatte er vorhin erzählt, und Tante Anna machte sich bereit, meine Mutter mit einem Scrabblespiel über ihren Liebeskummer hinwegzutrösten.
    Gut für uns.
    Â»Was ist los?«, rief ich atemlos, als wir vor Marlis Wohnung ankamen, und sprang vom Fahrrad. »Ist was passiert?«
    Hinter mir machte Luna eine Vollbremsung. Wir waren aus dem Fenster geklettert und hatten uns am Rosenspalier, das Onkel Frank an der Hauswand angebracht hat, herabgelassen. Was mit vollem Tandoori-Bauch gar nicht so einfach war. Zudem mussten wir aufpassen, dabei die wertvollen Rosen nicht zu zerquetschen.
    Marli stand vor der Wohnung unter einer Straßenlaterne. Sie sah schrecklich blass aus. »Er ist weg!«
    Â»Wie was?«, fragte Luna, die jetzt auch von ihrem Rad

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