Ploetzlich verliebt
einfach so sagen konnte. Also seit meine Mutter gestorben ist. Ich wäre an ihrer Stelle wahrscheinlich sofort in Tränen ausgebrochen.
»Aber egal«, Marli winkte ab. »Das erzähle ich euch später mal. Suse, du könntest auÃerdem ein bisschen googeln.«
»Ach, und was soll sie eingeben?«, fragte Luna spitz. »Marli + Suse + Luna + drei magische Ringe?«
»Warum nicht?« Marli starrte Luna ein paar Löcher in die Stirn.
Luna zeigte ihr einen Vogel.
»Vielleicht gar keine schlechte Idee, ich meine, wir wissen zwar, wer die drei Moiren waren â aber ob sie Ringe gehabt haben, wissen wir nicht«, sagte ich hastig. »Okay. Wir müssen dann mal los.«
Marli und ich küssten uns links und rechts auf die Wangen, Luna und sie schlugen sich links und rechts auf die Schulter. Dann machte ich die Tür auf.
Ich erschrak ganz schön, als mir eine Frau entgegengeflogen kam. Und zwar Marlis Nicht-richtige-Tante!
»Oh.« Sie stolperte und schaffte es gerade noch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Trotz irrsinnig hoher Absätze. Sie trug ein rotes Kostüm und lila Pumps. Todschick, das muss ich sagen.
»Hallo«, rief sie. »Marli, du hast Besuch?«
»Hallo, Tante Emmi. Das sind Suse und Luna«, sagte Marli feierlich. So ernsthaft wie Marli uns vorgestellt hatte und so neugierig ihre Fast-Tante uns beäugte, hätte ich beinahe einen Knicks gemacht. »Wir gehen in eine Klasse. Das sind meine Freundinnen.«
»Hallo Luna. Hallo Suse. Ich freue mich, euch kennenzulernen. Ich bin Marlis Tante, mehr oder weniger, nicht wahr?« Sie schenkte erst Marli, dann uns ein strahlendes Lächeln.
Luna musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Haben wir uns nicht schon mal irgendwo ⦠gesehen? Ich meine, hatten wir nicht bereits das Vergnügen?«
»Oh, ich glaube nicht, das wäre mir bestimmt in Erinnerung geblieben«, antwortete Marlis Tante lachend.
Ich beobachtete sie sehr genau. Angeblich kann man ja an der Körpersprache erkennen, ob jemand lügt. Augenblinzeln, sich über die Augenbrauen streichen, Ohrläppchen oder Nase anfassen könnten ein Hinweis sein. Aber alles was ich sah, war eine auffallend hübsche Frau. Sie hatte zwar eine komische Art zu sprechen â ihr Tonfall war mindestens so elegant wie ihre Erscheinung. Aber dabei war sie wahnsinnig nett. Sie hatte bernsteinfarbene Augen, eine schmale, sehr gerade Nase und rote Locken. Blutwurstlocken, wie Luna sie mal genannt hat.
»Was habt ihr denn Schönes gemacht?«, fragte Marlis Tante.
»Nichts«, antworteten wir alle drei gleichzeitig.
»Na, so was.« Marlis Tante sah uns nacheinander an, setzte sich neben Marli aufs Bett und strich ihr durchs Haar. »Na, meine Kleine. Ich freue mich, dass du so schnell Freundinnen gefunden hast.« Da fiel ihr Blick auf Elsa LeMarrs Brief, der neben Marli auf dem Bett lag.
Oh-oh.
»Schreibt ihr euch heute noch Briefe? Schön!« Dann streckte sie die Hand danach aus ⦠doch Marli hat die Reaktionsgeschwindigkeit eines Formel-1-Fahrers und in einer Millisekunde schnappte sie sich den Brief und versteckte ihn hinter dem Rücken. »Das ist ein Liebesbrief«, sagte sie grinsend. »Verbotene Zone!«
»Hmm«, meinte Marlis Tante. Und noch einmal: »Hmm.« Dann musterte sie uns nacheinander mit ihren Bernsteinaugen. »Ach, ihr beide tragt auch so bunte Pflaster? Ich frage mich schon seit einiger Zeit, warum Marli vor dem Sport nicht einfach den Ring abnimmt, statt sich da so ein Pflaster drumzuwickeln.«
»Ãh, der ⦠der Ring ist doch mein Glücksbringer«, sagte Marli.
»Genau, so was wie ein Talisman«, stimmte Luna ihr zu.
»Verstehe. Und dass ihr alle drei so ein Pflaster tragt, ist das eine Art Freundschaftsbeweis?«
Ich nickte eifrig. »Bei uns haben das fast alle Mädchen in der Klasse.«
»Wirklich?« Seltsam, sie schien über meine Antwort etwas verwundert zu sein. Also, sooo schlimm sahen die Tapes doch gar nicht aus! »Aber ihr seid die einzigen Freundinnen, die Marli bis jetzt hat«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Hm, hm.« Sie schloss einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, schienen sie wie von innen heraus zu leuchten. Un-heim-lich. Vielleicht lagâs auch nur am Lichteinfall. »Und? Habt ihr da auch Ringe drunter wie Marli?«
»Na ja«, sagte Luna lang gedehnt. »Jedenfalls
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