Ploetzlich verliebt

ohne uns davon zu erzählen?«, fragte Luna ungefähr zum siebzehnten Mal. »Und er wollte mit dir ins Kino gehen?« Sie nickte anerkennend mit dem Kopf. »Hammer.«
    Wir lagen zu dritt auf dem Hüttendach im Park. Da ich Lunas Frage schon sechzehn Mal beantwortet hatte, schob ich mir nur wortlos einen Zimtkaugummi in den Mund und starrte auf dem Rücken liegend die schnell vorbeiziehenden Wolken an, die mich ein bisschen an Zuckerwatte erinnerten. Dann schloss ich die Augen und hielt mein Gesicht in die Oktobersonne. Meine Nase brannte immer noch ganz schön.
    Rosalie hatte mir in der großen Pause ihren Nagellackentferner geliehen, den sie aus mir unbekannten Gründen in ihrer Schultasche bei sich trug, und damit hatte ich auf der Toilette die rote Farbe weggerubbelt. Davon abgesehen, dass meine Nase wieder ihre normale Farbe angenommen hatte, war ich nicht sicher, ob ich jemals wieder meinen Geruchssinn wiedererlangen wurde. Der Nagellackentferner hatte womöglich meine Geruchszellen abgetötet und zwar alle zwanzig Millionen!
    Â»Das mit dem Kino hat sich jetzt ja wohl ein für alle Mal erledigt. Erst mischt sich meine Mutter ein und dann hab ich ’ne knallrot verschmierte Nase«, schimpfte ich los. »Und ich wette, er findet auch noch heraus, dass ich erst in die siebte Klasse gehe …« Mir war nach Heulen zumute.
    Â»Echt peinlich«, bemerkte Marli.
    Â»Ach ja? In etwa so peinlich wie dein BH-Auftritt letzte Woche?«, fragte ich eisig.
    Marli war viel zu cool, um auf so was einzugehen. »Was war jetzt eigentlich mit Alenya?«, fragte sie. »Ich hab sie gar nicht mehr gesprochen.«
    Â»Ich hoffe nur, dass sie so schlau war, die Lösungen auswendig zu lernen.« Luna zuckte mit den Schultern. »Ich meine, ich weiß noch gut, wie das damals bei mir war, als ich zum ersten Mal mit meinem Ring die Matheaufgaben voraussehen konnte. Das hab ich einfach nicht geglaubt und deswegen auch nicht gelernt.«
    Â»Ich hab noch kurz mit ihr gesprochen, bevor sie nach Hause ging«, murmelte ich träge, dann setzte ich mich auf, um den beiden zu erzählen, wie Alenya mit hektischen Flecken im Gesicht zu mir gestürzt war.
    Â»Sie war vollkommen außer Atem und ich war außer mir wegen der Clownsnasen-Katastrophe. Jedenfalls konnte sie es einfach nicht fassen, dass sie wundersamerweise an die Lösungen der Aufgaben gekommen war.«
    Luna neben mir kicherte.
    Â»Ihr könnt euch nicht vorstellen, was sie glaubt, wie das passiert ist«, sagte ich und musste nun selbst wider Willen schmunzeln.
    Marli grinste. »Hm, lass mich raten: Sie glaubt, die Erdkundelösungen sind vom Himmel gefallen.«
    Â»Nee, aber fast. Nachdem sie sich die Blätter kurz durchgelesen hatte, war sie sich ziemlich sicher, dass sie nur von einer einzigen Person stammen konnten.« Ich machte eine dramatische Pause.
    Â»Puh, keine Ahnung, mach’s nicht so spannend, Rotnasengesicht!« Luna stupste mich in die Seite.
    Â»Hey«, protestierte ich. »Rotnasengesicht erzählt Geschichte so zu Ende, wie Rotnasengesicht es will.« Ich senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Alenya glaubt, es war die Oberlippenbürste höchstpersönlich.«
    Â»Nein! Echt jetzt?!« Marli schaute mich aus großen Augen an. »Aber wie kommt sie denn darauf?«
    Jetzt zog ich das Ass aus dem Ärmel. »Alenya glaubt, unser Erdkundelehrer mit dem schmucken Schnauzer … guckt sie im Unterricht immer so … an. Sie glaubt, dass er heimlich in sie verliebt ist – seit sie ihren neuen Lippenstift benutzt.«
    Jetzt konnten sich Marli und Luna nicht mehr halten. »Uh-uh-uh« kam es wie gewohnt von Marli und Luna hielt sich den Bauch, während sie auf dem Hüttendach hin- und herkugelte. Kichernd wischte ich mir eine Träne aus den Augen.
    Â»Sie glaubt wirklich, dass Oberlippenbürste das war?« Luna japste vor Entzücken.
    Â»Wegen ihrem Lippenstift?«, fragte Marli ungläubig.
    Â»Jedenfalls«, rief ich, »Mission erfüllt. Sie hat nicht den blassesten Schimmer.«
    Wir klatschten uns ab und ich legte mich wieder auf den Rücken. Es war so friedlich und schön auf dem Dach, die warme Sonne schien mir auf die wunde Nase und hinter meinen geschlossenen Lidern tauchte Henris Gesicht auf. Seine wuscheligen Locken und die Augen grau wie ein Winterhimmel. Unwillkürlich seufzte ich auf. »Oh Mann.«
    Â»Was