Ploetzlich verliebt
gefragt, ob er uns bei einer Hausaufgabe helfen könnte. Und jetzt hatten wir uns noch nicht mal eine Strategie zurechtgelegt, wie wir ihn ausquetschen sollten, ohne dass er merkte, dass es etwas mit den Ringen zu tun hatte.
Gerade wollte ich den Mund aufmachen, um mich mit Luna abzusprechen â da klopfte es an die Tür. Ich sah Luna vielsagend an und rief: »Herein!«
»Na, ihr zwei«, sagte Opa, als er mit seinem ordentlich nach hinten gebundenen Haaren und der lässigen Jeans durch die Tür trat. Unser Opa ist das Gegenteil eines typischen Opas.
»Na«, antworteten wir.
Er setzte sich in den roten Sessel neben meinem Bett und schlug die Beine übereinander. »Das mit eurer Freundin â Marli, oder? â ist sehr traurig. Vielleicht könnt ihr sie ja mal öfter mitbringen, was meint ihr?«
Ich nickte. »Ja, das machen wir. Sie wohnt im Moment nur mit ihrer Tante zusammen und deswegen ist Marli manchmal etwas einsam.«
Opa streckte sich und sagte dann ganz unvermittelt: »Apropos Familie. Was ist eigentlich aus euren Erbstücken geworden, den Ringen?«
Luna und ich warfen uns einen schnellen Blick zu. Wusste er etwa doch mehr, als er uns vor ein paar Wochen gesagt hatte?
Er zwinkerte uns zu, dann grinste er breit. »Luna, könntest du mit deinem Zauberring mal nachsehen, ob Maria die Richtige für mich ist?«
Maria hieà die Internetomi wahrscheinlich, die Opa vor ein paar Wochen kennengelernt hatte, alles klar. Luna war da deutlich mehr im Bilde als ich.
»Sehr witzig«, sagte Luna.
Sie hatte Opa damals, weil sie so furchtbar erschrocken war, von ihrem ersten unerwarteten Blick in die Zukunft erzählt, später dann aber alles abgestritten, da wir ziemlich schnell beschlossen hatten, die ganze Sache für uns zu behalten. Seitdem zieht Opa sie immer mal wieder damit auf. Das scheint ihm nie langweilig zu werden.
»Wer ist denn an meinem Geburtstag mit den Ringen in einem Schatzkästchen angekommen und hat behauptet, dass sie magisch wären?«, fragte sie spitz.
Ich stieà sie warnend in die Seite.
Opa strich sich den grauen Pferdeschwanz glatt. »Jaja, ich weiÃ. Ich wollte die ganze Sache für euch einfach ein bisschen aufregender machen.«
»Haha«, sagte Luna.
»Wobei ich mich schon frage«, sagte er nachdenklich, »woher meine Oma damals schon eure Namen wusste.« Kopfschüttelnd lehnte er sich im Sessel zurück, was nur bedeuten konnte, dass er länger bleiben wollte. Ich dachte an Marli, die allein in ihrem Zimmer saÃ, und begann, mit den Zehen zu zappeln.
»Tja, sie war eben einfach ⦠auÃergewöhnlich«, fuhr Opa fort. »Ein bisschen wie Pipi Langstrumpf. Ihr Lachen war richtig laut und rau wie ein Reibeisen. Sie hat mir im Wohnzimmer das Rollschuhfahren beigebracht, zum Ãrger meiner Eltern.« Er kicherte leise in sich hinein. »Wie auch immer, ich war felsenfest davon überzeugt, dass sie zaubern konnte. Und sie hatte auch wirklich tolle Tricks drauf. Sie konnte nicht nur Suppentassen und alles Mögliche durch die Luft schweben lassen, nein, sie wusste auch immer genau, wenn ich was angestellt hatte. Und vor allem, was . Auch wenn sie nicht dabei gewesen ist. Es hatte überhaupt keinen Sinn, sich rauszureden.« Er blickte zur Decke. »Ach, wie sehr ich sie geliebt habe.«
»Sag mal, Opa, habt ihr eigentlich alle in einem Haus gelebt? Oder wie?«, wollte Luna wissen und nutzte Opas Erzähllaune, um bei unseren Familienrecherchen weiterzukommen.
»In einem Haus, ja«, sagte er und wandte seinen Blick von der Decke ab.
»Wer genau?«, hakte Luna nach.
»Hm? Wer genau?« Er sah sie an. »Na, meine Eltern und ich und meine Oma eben. Wieso?«
»Hatte Ururoma Elsa zufällig mehrere Kinder?« Ich hob die Augenbrauen.
Er sah mich erstaunt an. »Nein, nur einen Sohn. Meinen Vater, euren Uropa.«
»Und du? Hast du eventuell noch Geschwister?«, fragte Luna jetzt.
Ich nickte ihr anerkennend zu, denn ich begriff, was sie damit herausfinden wollte. Wenn Opa noch Geschwister hatte, könnte einer von ihnen gleichzeitig der Opa oder die Oma von Marli sein. Und damit hätte sie dann doch dieselbe Ururoma wie wir. Elsa LeMarr.
Aber zu meiner Enttäuschung musterte uns Opa nur nacheinander mit zusammengekniffenen Augen. »Was ist denn mit euch los? Wenn ich Geschwister hätte, dann würdet ihr die doch
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