Ploetzlich verliebt
kennen.«
»Ist klar«, sagte Luna lang gezogen. »Aber es könnte ja sein, keine Ahnung.« Sie richtete sich etwas auf. »Dass es da noch jemanden gibt.«
»Ein schwarzes Schaf sozusagen«, ergänzte ich.
»Oder ein uneheliches Kind vielleicht«, schlug Luna vor.
»Oder jemanden, der aus der Familie verbannt wurde, weil er etwas Schreckliches getan hat!«
Opa schüttelte den Kopf. »Ihr schaut echt zu viele von diesen amerikanischen Serien.«
»Wir wollen einfach gründlich sein ⦠für unsere Hausaufgabe, von der ich dir vorhin erzählt habe«, schob Luna jetzt unschuldig lächelnd nach. »Also?«
»Was also?«
»Bist du hundertprozentig sicher, dass es nicht noch irgendwo auf der Welt einen Bruder oder eine Schwester von dir gibt?«
»Ihr seid wirklich witzig.« Opa stand auf. »Aber wenn es euch so wichtig ist: Ja, ich bin mir hundertprozentig sicher. Ich habe keinen Bruder und ich habe keine Schwester. Nie gehabt. In Ordnung?«
»In Ordnung«, sagten wir gleichzeitig. Aber ich konnte trotzdem nicht lockerlassen. »Das bedeutet also: Wenn jetzt jemand behaupten würde, dass er oder sie eine UrurgroÃmutter namens Elsa LeMarr hat â¦Â«
»Warum sollte jemand so etwas Idiotisches behaupten?«, fragte Opa erstaunt. »Das ist doch â¦Â«
»Nur mal theoretisch angenommen«, unterbrach Luna ihn. »Dann könnte das nicht stimmen, richtig?«
Opa sah uns nacheinander an. »Natürlich könnte das nicht stimmen. Aber was redet ihr da überhaupt, ich verstehe kein Wort. AuÃerdem frage ich mich ernsthaft, ob ihr in der Schule nix Interessanteres macht.« Er stand auf und ging zur Tür.
»Leider nicht«, behauptete ich.
Und dann hatte Opa sich verabschiedet und wir waren mal wieder kein bisschen schlauer als vorher.
9. Kapitel
M arlis Augen auf dem Bildschirm wurden kreisrund, als wir sie kurz danach über Skype anriefen und ihr von unserem Gespräch mit Opa erzählten. »Komisch, ich weià auch nicht, was das bedeuten soll. AuÃer dass ich jetzt nicht mal mehr âne Ururoma habe.« Sie hatte gerade geduscht, ihr kurzes Haar war noch nass.
»Klar hast du eine«, sagte ich, »vielleicht nicht gerade Elsa LeMarr, wer weiÃ, aber â¦Â«
Marli runzelte die Stirn. »Wie bitte? Du musst näher ans Mikro rangehen.«
Ich beugte mich vor und wiederholte meinen letzten Satz. »Aber LeMarr mit Nachnamen hieà deine Ururoma ja auch.«
»Aber warum hat Elsa mir einen Ring vererbt?«, fragte Marli.
Darauf wusste ich jetzt auch keine Antwort.
»Wer hat ihn dir eigentlich gegeben?«, wollte Luna wissen.
»Mein Vater«, antwortete Marli. »Zu meinem dreizehnten Geburtstag. Meine Mutter hatte ihn eigentlich für mich aufbewahrt, aber dann ⦠ihr wisst ja. Sie hatte ihn von ihrem Vater und so weiter.«
»Ich fasse also zusammen«, sagte ich. »Deine Mutter war eine Nachfahrin von Elsa, nicht dein Vater. Stimmt, so steht es ja auch im Stammbaum. Leben eigentlich deine GroÃeltern noch? Hatte deine Mutter Geschwister? Und wer waren die Eltern deiner GroÃeltern? Vielleicht solltest du mal ausführlicher mit deinem Vater sprechen.«
»Puh, mach ich. Aber ich weià schon jetzt, dass das nicht viel bringen wird. Ãber die Familie meiner Mutter weià er nicht viel.« Marli drehte ihr Pony gerade auf einen groÃen Wickler. Somit war zumindest das Geheimnis gelüftet, wie sie immer diese unglaubliche Stirntolle zustande brachte.
Nur leider blieben weiterhin so schrecklich viele Familiengeheimnisse ungelöst.
Montagmorgen. Zum Frühstück hatte meine Mutter wieder ihre tibetische CD aufgelegt, was wir alle mit Gleichmut ertrugen.
»Luna, iss dein Müsli. Vitamin B2 ist wichtig fürs Wachstum«, sagte Tante Anna. Sie weià genau, wo sie Luna packen muss, die nicht nur eineinhalb Köpfe kleiner ist als ich, sondern mindestens einen Kopf kleiner als eigentlich so ziemlich jeder in ihrem Alter.
»Und wo genau in diesem Müsli ist Vitamin B2 drinne?«, fragte Luna.
»In der Milch oder so, keine Ahnung«, antwortete Tante Anna. »AuÃerdem heiÃt es drin und nicht drinne.«
Luna kaute einen Moment schweigend, dabei sah sie nach oben zur Decke und ich wusste, dass sie gerade an einem kleinen Text feilte. Es dauerte auch nur wenige Sekunden, bis sie lossang:
»Du sagst, in der
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