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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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Luna, die offenbar meine Gedanken gelesen hatte.
    Ich nickte, dann gingen wir langsam zur Verandatreppe. Mich erinnert unser Haus mit den Erkern immer wieder an das Haus in dem Alfred-Hitchcock-Film Psycho . Den habe ich mindestens schon dreizehn Mal gesehen. Zumal es hier an manchen Tagen wirklich psychomäßig zugeht. Aber jetzt, jetzt stand ich da und sah, dass Licht im Wohnzimmer brannte. Ich wusste, dass sie auf uns warteten. Meine Mutter und mein Bruder, Lunas Eltern, ihre Geschwister und unser Opa. Ich atmete die milde Abendluft ein, ganz tief, weil ich so dankbar war.
    Beim Abendessen waren wir sehr still. Als ich aufgegessen hatte, stand ich auf, lief um den Tisch und umarmte jeden Einzelnen. Erst meine Mutter, dann Greg, Opa, meine Tante und meinen Onkel und zuletzt zog ich Laila aus ihrem Stuhl und drückte mein Gesicht in ihre drei Haare.
    Luna sah mir verständnisvoll nickend zu.
    Â»Was habt ihr ausgefressen?«, fragte Tante Anna.
    Ich sah sie ernst an. Ȇberhaupt nichts. Man sollte sich einfach manchmal Zeit nehmen, den wichtigsten Menschen, die man hat, zu zeigen …«
    Â»â€¦ wie wichtig sie eben sind«, beendete Luna meinen Satz und begann dann ihrerseits, jeden der Reihe nach zu umarmen.
    Â»Marli«, begann ich.
    Â»Das ist das Mädchen, mit dem ihr immer diesen Sport macht, ja?«, fragte meine Mutter. »Freerunning?«
    Â»Genau. Sie hat keine … also ihre Mutter ist gestorben, als sie drei Jahre alt war.«
    Â»Wie schrecklich«, sagte Tante Anne.
    Â»Und sie hat uns vorhin davon erzählt, wie sehr sie sie vermisst«, murmelte Luna, die sich jetzt zwischen ihre Eltern auf die Küchenbank setzte. »Und dass sie sich gar nicht mehr richtig an sie erinnern kann.«
    Ich war in der Zwischenzeit dazu übergegangen, Mau auf den Arm zu nehmen, die mich misstrauisch beäugte, denn das war sie von mir nicht gewöhnt. Aber sie gehörte auch zu unserer Familie. Nach kurzem Zögern begann sie, sich zu winden. Ich ließ sie los und sie landete auf dem Boden. Dort sah sie sich kurz um, dann flitzte sie die Treppe hinauf.
    Ich lag auf meinem Bett und wartete auf Luna, die sich im Flur auf den Boden gehockt hatte, den Telefonhörer in der Hand. Sie verabschiedete sich gerade von Tom. Das dauerte ganz schön lange. Mau hatte es sich zur Abwechslung einmal auf mir statt auf Luna bequem gemacht und schnurrte mir ins Gesicht.
    Als es mir zu bunt wurde, sprang ich auf. Mau tat das, was sie irgendwie am liebsten tut, nämlich erschrecken. Sie plumpste laut auf den Boden. Von wegen Samtpfote, kann ich da nur sagen. Und dann verzog sie sich mit einem gekränkten Miauen unters Bett.
    Hätte schlimmer kommen können. Manchmal erschrickt sie so, dass sie als weiße Fellkugel durchs Haus schießt, ganz knapp die Kurven nimmt wie ein irre gewordener Skateboarder, sich auf Tische und Stühle katapultiert und zum Schluss die Vorhänge im Wohnzimmer raufflitzt. Dann muss einer von uns stundenlang auf sie einreden und ihr Sardinen entgegenstrecken, damit sie wieder herunterkommt.
    Ich schlich zur Tür und riss sie auf. Luna erschrickt nicht so leicht wie Mau. Ohne mit der Wimper zu zucken, fuhr sie fort, Tom etwas ins Ohr zu säuseln. Abschiedsworte.
    Und das geschlagene zehn Minuten lang. Palaver. Sie ließ sich nicht mal von meinem lauten Räuspern stören. Als wäre sie in einer anderen Welt oder so etwas.
    Â»Luna«, raunte ich sie von der Seite an. »Luna, wir müssen doch noch …« Ich formte meine rechte Hand zu einem Schnabel und machte mit ihr aufgeregte Schnatterbewegungen.
    Â»Ist ja schon gut«, murrte Luna. »Gute Nacht, Tom.«
    Sie lauschte verzückt lächelnd in den Hörer.
    Â»Nein, schlaf du gut.«
    Sie kicherte.
    Â»Und schreib eine SMS, wenn du morgen in der Pause Zeit hast.«
    Pause. Kichern.
    Â»Und träum …«, begann Luna.
    Â»Tschüss, Tom«, rief ich so laut, dass es Tom am anderen Ende hören würde, nahm Luna das Telefon aus der Hand und drückte auf den roten Auflegeknopf. Dann zog ich sie in unser Zimmer. Uff.
    Zwar erntete ich von Luna einen bösen Blick, aber immerhin hatten wir heute noch Wichtiges besprechen. Vor lauter Schulstress mit Alenyas Antisitzenbleiben-Plan und Marlis Zusammenbruch im Wald, war die Sache mit den Ringen leider ziemlich in den Hintergrund gerückt.
    Aber Luna hatte nach dem Essen unseren Opa zur Seite genommen und ihn

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