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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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habe tatsächlich schon mal darüber nachgedacht, dass sie bei uns mitsingen könnte. Sie ist nur so furchtbar …«
    Ich zog gekonnt eine Augenbraue hoch und wappnete mich für das, was jetzt – wieder einmal – kommen würde.
    Er sah mich lange und irgendwie ein bisschen bekümmert an. »… jung.«
    Â»Sie ist vielleicht klein, aber so jung nun auch wieder nicht«, wandte ich ein. »Außerdem, was bedeutete schon Alter. Alter ist relativ. Tutanchamun war mit neun Jahren bereits Pharao und Jeanne d’Arc hat mit dreizehn Stimmen gehört oder so was.«
    Er sah mich amüsiert an und hörte dabei nicht, dass die Kioskverkäuferin ihm schon zum zweiten Mal versuchte zu sagen, dass sein Hotdog inzwischen fertig wäre. »Wer hört Stimmen?«, fragte er verwirrt.
    Ich grinste und nahm Frau Hammerschmidt den Hot-dog aus den Händen. »Du offenbar nicht. Hier, dein Hot-dog ist fertig.«
    Henri kramte Geld aus der Hosentasche und bezahlte. Dann nahm er das lapprige Brötchen von mir entgegen, quetschte Senf und Ketchup auf die schlaffe beigefarbene Wurst und biss hinein. Beim Kauen ließ er mich nicht eine Sekunde aus seinen gewitterwolkengrauen Augen. Nach zwei Bissen war der komplette Hotdog in seinem Mund verschwunden.
    Ich fand, er kaute ganz schön lang an so einer ollen Wurst und einem weichen Brötchen herum, aber irgendwann schluckte er endlich. »Okay, ich werd’s mir überlegen.«
    Â»Wenn du damit fertig bist, treffen wir uns, um die, ähm, Konditionen auszuhandeln. Also am besten rufst du mich an und wir vereinbaren einen …«, ich musste unbedingt endlich mal Luft holen! »… Termin«, beendete ich dann meinen Satz.
    Er wischte sich die Finger an einer Papierserviette ab und sah mich ernst an. »Klingt gut, aber …« Er hob eine Augenbraue.
    Â»Was, aber?«, fragte ich.
    Er streckte stumm die Hand aus und ich war kurz davor, ihm meine entgegenzustrecken – vielleicht machte man das im Musikbusiness so? Handschlag besiegelt … selbst ein harmloses Gespräch …?!
    Â»Ã„h …?« Ich trat unsicher von einem Fuß auf den anderen.
    Â»â€¦ aber ich bräuchte deine Telefonnummer. Für den Termin?«
    Â»Ach so, klar.« Hektisch sah ich mich um. Zwei Tische weiter saßen Kristen und Emily-Antonia und starrten uns mit offenen Mündern an. Zwischen ihnen in der Mitte lag ein offenes Federmäppchen. Kristen war wahrscheinlich gerade dabei, die Hausaufgaben von Emily-Antonia abzuschreiben, doch die Tatsache, dass ich mich mit Henri unterhielt, schienen sie gerade spannender zu finden.
    Ich schlenderte zu ihnen hinüber, lächelte sie an und wühlte in dem Federmäppchen nach dem dicksten Filzstift (rot, aber das war Zufall). Danach ging ich in aller Ruhe wieder zurück zu Henri, schnappte mir seine Hand – Elektroschlag! – und schrieb in schönsten, leserlichen Zahlen meine Telefonnummer auf seinen Handrücken.

10. Kapitel
    E rst im Chemieunterricht nach der großen Pause bekam ich so richtig Herzrasen – so lange brauchte mein Hirn, um zu verarbeiten, was ich zu Henri gesagt hatte. Hatte ich wirklich von Tutanchamun angefangen? Von Jeanne d’Arc? Und die Hammerschmidt verbessert und ihm dann völlig cool meine Nummer auf die Hand geschrieben? Uaaaah!
    Aber das Allerwichtigste: Hatte ich in meiner Aufregung die richtige Handynummer auf die Hand geschrieben?
    Alle Mädchen in der Klasse sahen immer wieder zu mir hinüber, wohl verblüfft darüber, wie lässig ich mit Henri geplaudert hatte. Zumindest wollte ich glauben, dass ich lässig gewirkt hatte.
    Vor allem Luna starrte mich an. Alle paar Minuten drehte sie den Kopf, guckte über die Schulter und hob fragend die Augenbrauen. Die hörte gar nicht mehr auf damit, das war schon fast ein wenig gruselig. Sie kann nämlich die Augen so aufreißen, dass man ganz viel von dem Weißen darin sieht, und starr gucken wie ein Zombie. Es war klar, dass sie fast platzte vor Neugier, da ich aber nicht von allein mit der Sprache herausrückte, stellte sie ebenfalls auf stur und fragte nicht nach.
    Später dann, als wir unser Mittagessen im Baumhaus verspeisten (Reste von Mamas Superlasagne), hielt ich es selbst keine Sekunde länger aus und erzählte ihr alles haarklein. Wort für Wort und mit jeder Menge Gesichtsakrobatik, damit sie einen genauen Eindruck davon bekam,

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