Ploetzlich verliebt
sagte ich: »Wir haben schon vier Tage verloren, weil man mit mir ja nix anfangen konnte, aber das ist vorbei. Wir müssen unbedingt weiterforschen wegen der Ringe und wir müssen Marlis Ring finden, verdammt! Lass uns ein groÃes Meeting einberufen.«
»Ein Meeting einberufen?«, wiederholte Luna langsam. »Du machst ja jetzt wirklich auf Managerin.« Dann öffnete sie ihren Schrank und starrte stumm hinein.
Ich klickte bereits auf Marlis Profilbild in Skype. Während es klingelte, sagte ich zu Luna: »Karierter Rock, schwarze Strumpfhose, lila Shirt.«
»Okay.«
Marli nahm das Gespräch an. »Hey Marli, heute fünfzehn Uhr groÃes Meeting bei uns.«
»Meeting, aye-aye, Sir! Aber könnt ihr zu mir kommen?«, fragte Marli. »Meine Tante möchte euch unbedingt besser kennenlernen. Und sie hat einen New York Cheesecake gebackenâ¦Â« Sie machte eine Pause. »⦠zur Feier des Tages, dass mein Ring wieder aufgetaucht ist!!« Sie streckte grinsend ihre rechte Hand aus. »Hier!«
Luna und ich starrten sprachlos auf den Bildschirm und auf das rosa Klebeband an ihrer rechten Hand.
»Nein, echt?!«, rief ich. »Du hast ihn wiedergefunden?«
»Meine Tante, um genau zu sein.« Marli sah richtig erleichtert aus. »Sie hat ihn mir eben beim Frühstück gegeben. Mann, bin ich froh!«
»Das glaube ich, groÃartig, dann ist ja unser magisches Dreiergespann gerettet!«, sagte ich.
»Komisch, deine Tante hat ihn gefunden ⦠Wo war er denn?«, wollte Luna wissen.
»Keine Ahnung, irgendwo im Badezimmer, hat sie gesagt. Sie hat wohl ein bisschen gründlicher geguckt als ich.«
»Findet ihr das nicht â¦Â«, begann Luna und brach dann ab. Ich konnte ihr an der Nasenspitze ablesen, dass sie mit dieser Antwort nicht zufrieden war, aber ich hatte jetzt keine Lust auf Diskussionen. Hauptsache, der Ring war wieder da.
»Also, auf jeden Fall will sie euch einladen zu Cheesecake und Kakao. Nach der Schule.« Marli schaute uns vom Bildschirm aus aufmerksam an.
»Käsekuchen?«, wiederholte ich wenig begeistert.
»Oh Gott, nein!«, rief Marli. »Cheesecake ist doch kein Käsekuchen! Das kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen. Und der von meiner Tante ist einfach der Hammer!«
Wenige Stunden später wusste ich, was Marli gemeint hatte. Oh mein Gott, der Cheesecake war himmlisch, unglaublich cremig und süÃ. Ich steckte mir immer schon die nächste Gabel in den Mund, bevor ich den Bissen davor geschluckt hatte, so lecker war der. Zwischendurch vergaà ich sogar, dass es da einen Jungen namens Henri gab. NAHD klappte da ganz voll allein.
»Du schlägst ja zu«, sagte Marlis Tante verblüfft. »Freut mich, dass es dir so schmeckt.« Sie strahlte übers ganze Gesicht.
Nicht zum ersten Mal dachte ich, dass sie wirklich klasse aussah. Sie hatte volle Lippen, die sie in der Farbe ihrer roten Locken geschminkt hatte. Ihre katzenhaften bernsteinfarbenen Augen erinnerten mich an Mau. Sie hatte ausgeprägte Wangenknochen und einen blassen Hautton â ein bisschen sah sie aus wie eine schöne Fee. Oder so was.
Marlis Tante goss uns Kakao nach. »Ich freue mich, dass Marli so schnell Freundinnen gefunden hat. Ich meine, es war nicht leicht für sie, mitten im Schuljahr umzuziehen. Und dann auch noch aus den Staaten hierher.«
»Ach was«, behauptete Marli und pustete ihre Tolle in die Höhe. »Kein Ding.«
»Und dass ihr mit dem Freerunning angefangen habt, das finde ich toll«, fuhr Marlis Tante fort.
»Ist auch ein super Sport«, sagte ich höflich, nachdem ich einen weiteren weichen Klumpen Kuchen geschluckt hatte. »War ein wahnsinniges Gefühl, als ich es das erste Mal im Park auf die Hütte geschafft habe.« Dann schlang ich die FüÃe um die Stuhlbeine und lehnte mich wieder über den Teller, um ein besonders groÃes Kuchenstück in den Mund zu schieben und anschlieÃend mit einem Schluck Kakao runterzuspülen.
Du. Meine. Güte. War der gut.
Marlis Tante sah uns abwechselnd aufmerksam an. »Seid ihr zwei eigentlich Geschwister?«
»Sehen wir uns etwa ähnlich?«, fragte Luna, ohne eine Miene zu verziehen.
»Nein, nicht direkt. Aber Marli hat erzählt, dass ihr zusammenwohnt.«
Ich nickte. »Wir sind zwar Cousinen, aber das stimmt schon: Wir leben in einem Haus.«
Sie musterte mich mit
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