Ploetzlich verliebt
bemühte sich erst gar nicht und ich hielt mir das rechte Ohr zu, weil es das war, in das Alenya so laut hineinlachte.
»Oh Mann, mein armer Steigbügelmuskel«, meckerte ich.
»Dein armer wie bitte was?«, fragte Luna.
»Der Steigbügelmuskel ist der kleinste Muskel im menschlichen Körper«, erklärte ich. »Er befindet sich im Mittelohr und dämpft laute Geräusche. Was bei Glorias Gekicher echt eine schwere Aufgabe ist.«
»Ach so klar«, sagte Luna.
»Was ist denn mit euch heute los?«, fragte Gloria beleidigt. Auch Alenya und die anderen schauten uns mehr oder weniger erstaunt an. Tatsächlich war es eher selten, dass Luna und ich so durchhingen. Und auch Marli war ja sonst ein echtes Energiebündel. Aber heute ⦠nix da.
Um uns aufzuheitern, zeigte Fritzi uns auf ihrem Smartphone ein YouTube-Video von einem niesenden Baby-Panda. Aber es nützte alles nichts, uns war einfach nicht zum Lachen zumute. Ich sah mich die ganze Zeit möglichst unauffällig nach Henri um, Luna telefonierte gerade auch noch zu allem Ãberfluss mit Tom, der mit Schnupfen zu Hause im Bett lag, und Marli machte ein paar lustlose Dehnübungen.
Da wurde es den vier anderen zu bunt und sie verzogen sich in die andere Ecke des Pausenhofs, wo Rosalie und ein paar andere Handyhüpfen spielten.
Luna säuselte noch eine Weile ins Telefon â ichvermissedich â dumichauch â wasmachstdugerade â, dann legte sie endlich auf. Sie schaute sich verwundert nach den anderen um, während ich die Hände zusammenlegte und in sie hineinhauchte, so kalt war mir. Dann sah Luna mich und Marli nacheinander an. »Leute, was ist eigentlich mit uns los? Wird Zeit, dass wir mal wieder in die Hufe kommen. SchlieÃlich haben wir gestern riesige Fortschritte gemacht.«
Marli schaute noch immer ziemlich düster vor sich hin und ich legte einen Arm um ihre Schulter. »Hey Marli, ist doch nicht so übel, immerhin wissen wir jetzt â¦Â«
Sie schüttelte meinen Arm ab. »Nix wissen wir. Es hat sich ausgemarlit. Ich hab die Nase voll von diesem ganzen Zeiten-Mist. Mir ist das einfach zu viel, denn ich kapierâs einfach nicht. Mal hab ich eine UrurgroÃmutter, dann wieder nicht, dann ist meine Tante vielleicht wirklich mit mir verwandt, vielleicht aber auch nicht. Emilie hier, Emilie da, was soll das? Bin ich vielleicht aus einer anderen Zeitdimension gefallen? Gibt es mich überhaupt hier und jetzt, falls es meine Ururoma auch nur vielleicht gibt? Oder was?«
Mensch, war die durch den Wind. »Natürlich gibt es dich! Du stehst hier neben uns und den Ring hast du bekommen, weil es dich jetzt und hier mit uns zusammen geben soll!«, rief ich und senkte sofort wieder meine Stimme, als Poldi, der Pausenaufsicht hatte, zu uns rübersah. »AuÃerdem, sieh es doch mal positiv: Du weiÃt jetzt, wer deine Ururoma war, das ist doch schon mal was. Und alles andere ⦠das werden wir auch noch herausfinden. Gemeinsam.«
Luna nickte eifrig, baute sich breitbeinig vor Marli auf, lehnte sich etwas zurück und streckte beide Arme vor sich aus. Dann begann sie, in den Knien zu wippen.
»Oi Marli-Zeitlos, jetzt sei nicht so.
Wenn ich Kohle hab, schenk ich dir ân Cabrio.
âtürlich hast du âne Ururoma, biste noch ganz dicht?
Und aus der Zeit fallen, das geht doch gar nicht.
Hab keine Lust, mit dir rumzuraufen,
will lieber mit dir eine Cola saufen.
Und dann âne Runde free im Park laufen.«
Marli sträubte sich noch einen Moment, aber dann begann sie, von einem Ohr zum anderen zu grinsen. »Okay, ihr habt ja recht.« Wir klatschten uns ab. »Aber wenn ich achtzehn bin, komme ich auf das Angebot mit dem Cabrio zurück, okay?«
»Hey.« Luna hüpfte vor uns hoch und runter. »Ich habe mir übrigens mal was überlegt«, sagte sie, legte einen Zeigefinger an die Unterlippe und tat so, als hätte sie gerade einen Geistesblitz gehabt.
»Ist das auch in Reimform, was du dir so überlegt hast?«, fragte ich. »Dann bin ich ganz Ohr.«
Luna dachte noch einen Moment nach, dann sagte sie: »Nee, geht schneller in Normalform. Spitzt die Ohren: Also, stellt euch mal vor â¦Â« Wir rückten etwas näher zusammen. »Die gute Elsa hat ja damals mit dem Ring in die Zukunft geschaut und auf diese Weise herausgefunden, dass es uns einmal geben wird und wie wir heiÃen werden.«
Wir
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