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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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mir, also mindestens fünfzehn und Schulsprecherin. Sie hieß Chantal oder Chayenne oder so was.
    Sie klimperte Henri mit ihren langen, unechten Wimpern an, legte den Kopf leicht schief und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht. Extensions, hundertprozentig, dachte ich.
    Â»Hey Henri«, sagte sie und dann verzog sie ihre großen vollen Lippen zu einem Tausend-Watt-Lächeln. Ein von Lippenstift auf den Zähnen getrübtes Tausend-Watt-Lächeln. Hatte die keinen Spiegel zu Hause? »Bist du allein hier?«
    Henri sah sie an. »Oh, hallo Charline.« Aha, Charline also. Er deutete auf die zwei Colabecher vor sich. »Nein.«
    Ich tippte ihr von hinten auf die Schulter. »Er ist mit mir hier«, stellte ich klar, freundlich, aber unmissverständlich.
    Sie riss übertrieben überrascht die Augen. »Mit dir?« Und schon wanderte ihr Blick wieder zu Henri, als würde ich gar nicht existieren. »Henri, sag mal, müsste die Kleine nicht schon längst im Bett sein?« Sie kicherte gekünstelt.
    Henri achtete nicht weiter auf sie, sondern reichte mir den Colabecher. »Hier, für dich, Suse.«
    Aber nicht mal seine abweisende Art schien Charline zu bemerken, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war, Henri schöne Augen zu machen. Ich schätze, mit so was muss man wohl rechnen, wenn man mit dem süßesten Jungen der Schule ausgeht.
    Â»Oder ist das deine kleine Schwester?«, fragte sie jetzt und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Dachte sie wirklich, das wäre sexy? »Wo sind wir hier, im Kindergarten? Die ist ja noch feucht hinter den Ohren!«, fuhr sie fort.
    Â»Und das von jemand mit leuchtenden Fledermäusen auf dem Kopf«, sagte ich und sah verächtlich auf sie hinunter, ich war nämlich mindestens acht Zentimeter größer als sie.
    Henri legte lachend einen Arm um meine Schulter und wir drehten uns schon zum Gehen, als Charline uns hinterherrief: »Wenn ihr mich fragt, sollten die hier auf jeden Fall die Ausweise kontrollieren, damit keine Babys reinkommen!«
    Â»Dich fragt aber keiner«, rief Henri über seine Schulter zurück und ich hätte ihn küssen können.
    Das sagte sich so leicht, aber sofort musste ich daran denken, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie man das anstellt. Mit dem KA ÜH ES ES EH EN.
    Nachdem wir Charity oder Charienne erfolgreich stehen lassen hatten, zog ich Henri zu einem Stehtisch. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie uns düster hinterherblickte, aber das war mir egal, weil Henri mir gerade mit dem Plastikbecher zuprostete, als wäre es Champagner.
    Â»Auf Zombies«, sagte Henri.
    Â»Und auf schlecht geschminkte Fledermaus-Mädchen.«
    Er grinste so breit, dass alle seine Zähne zu sehen waren, wir sahen uns tief in die Augen und stießen feierlich an.
    Dann redeten wir los, es war ganz leicht. Ich erfuhr, dass Henri gerne kocht (wirklich!), dass er momentan Probleme mit seiner Band hat und überlegt auszusteigen. In den Ferien fährt er am liebsten nach Schweden, wo seine Oma herkommt (daher die blonden Locken und die Seidensilberaugen?), seine Eltern, die Kohle bis zum Abwinken haben, machen aber lieber auf Hawaii oder in Thailand Urlaub. Er fährt gern Snowboard und in Wahrheit findet er die Shini -Mangas ziemlich langweilig. Er hat sie nur meinetwegen gekauft.
    Ich erzählte ihm auch alles Mögliche aus meinem Leben, wir lachten viel und unsere Blicke schienen die ganze Zeit aneinander festzukleben, bis er irgendwann mit einem Blick auf die Uhr sagte: »Oh wow, schon so spät? Wir sollten los, ich bringe dich nach Hause.«
    Ich sah auch auf die Uhr. Kurz nach zehn. Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken vor Schreck, denn um diese Uhrzeit war ich noch nie allein unterwegs gewesen. Also ohne Familie, meine ich. Eigentlich dürfte ich überhaupt nicht hier sein. Nicht nur, weil meine Mutter unter Garantie etwas dagegen hatte, sondern auch das Gesetz. Ups.
    Ergeben nickte ich, band mir meinen Schal um und schnappte mir meine Tasche.
    Â»Hast du alles?«, fragte Henri.
    Ich zögerte kurz, dann nahm ich seine Hand und sagte: »Jetzt schon.«

14. Kapitel
    D raußen packte uns ein kühler Luftzug, Nebelschwaden zogen über die von fahlem Mondlicht beleuchteten Straßen. Schweigend machten wir uns auf den Weg. Auf einmal schien keiner von uns mehr zu wissen, was er sagen sollte. Ich jedenfalls nicht,

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