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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Vorraum hinaus. Zur gleichen Zeit kam auch die gnädige Frau heraus, und in diesem Moment fiel ein Schuss, und dann war es schrecklich still. Wir rannten beide zur Tür des Jagdzimmers, aber sie war verschlossen, und wir mussten ganz außen herumgehen, um ans Fenster zu kommen. Es stand offen, und wir sahen Mr Pace erschossen in dem Zimmer liegen.«
    »Was wurde aus dem Fremden?«
    »Er muss durch das Fenster entkommen sein, Sir, ehe wir hinkamen.«
    »Und dann?«
    »Mrs Havering schickte mich zur Polizei. Das ist ein Weg von fünf Meilen. Die Polizisten kamen mit mir zurück, und ein Beamter blieb die ganze Nacht hier. Heute Morgen kam der Herr von der Polizei aus London.«
    »Wie sah denn der Mann aus, der Mr Pace besuchen kam?«
    Die Haushälterin dachte nach.
    »Er hatte einen schwarzen Bart, Sir, war in mittleren Jahren und trug einen leichten Mantel. Ich habe nichts Außergewöhnliches an ihm bemerkt, außer dass er einen amerikanischen Akzent hatte.«
    »Vielen Dank. Ich würde nun jetzt gerne Mrs Havering sehen.«
    »Sie ist oben, Sir. Soll ich es ihr sagen?«
    »Ja, bitte. Sagen Sie ihr, dass Mr Havering und Inspektor Japp gleich nachkommen und dass der Herr, den Mr Havering aus London mitgebracht hat, sie gerne so bald als möglich sprechen möchte.«
    »Ja, Sir.«
    Ich war voller Ungeduld, mehr zu erfahren. Japp hatte zwei oder drei Stunden Vorsprung, und seine Eile spornte mich an, ihm auf den Fersen zu bleiben.
    Mrs Havering ließ mich nicht lange warten. Einige Minuten später hörte ich einen leichten Schritt auf der Treppe und blickte auf. Ich sah mir eine sehr junge, hübsche Frau entgegenkommen. Sie trug eine flammend rote Jacke, welche die Knabenhaftigkeit ihrer Figur noch unterstrich. Auf ihrem dunklen Haar trug sie einen ebenso flammend roten Lederhut. Offensichtlich vermochte die scheußliche Situation ihre Vitalität nicht zu beeinträchtigen.
    Ich stellte mich vor, und sie nickte freundlich. »Natürlich habe ich schon viel von Ihnen und Ihrem Kollegen gehört«, sagte sie. »Sie haben ja schon die unglaublichsten Sachen gemacht. Sehr klug von meinem Mann, Sie gleich mitzubringen. Ich glaube, der einfachste Weg, um alles zu erfahren, was Sie über diese traurige Angelegenheit wissen wollen, ist, mir Fragen zu stellen, nicht?«
    »Besten Dank, Mrs Havering. Ja. Also wie viel Uhr war es, als dieser Mann hier ankam? – Wenn ich gleich mit Fragen beginnen darf.«
    »Es muss kurz vor neun Uhr gewesen sein. Wir waren mit unserem Dinner fertig und saßen beim Kaffee.«
    »Ihr Mann war schon nach London gereist?«
    »Ja, er fuhr mit dem Sechs-Uhr-fünfzehn-Zug.«
    »Fuhr er mit dem Wagen zur Bahn oder ging er zu Fuß?«
    »Unser eigener Wagen ist nicht hier. Er ließ sich mit einem Wagen einer Garage in Elmer’s Dale zum Bahnhof abholen.«
    »Benahm sich Mr Pace irgendwie ungewöhnlich?«
    »Nein – er war wie immer.«
    »Können Sie mir den Besucher beschreiben?«
    »Nein, leider nicht. Ich habe ihn nicht gesehen. Mrs Middleton führte ihn direkt in das Jagdzimmer und meldete ihn dann bei meinem Onkel an.«
    »Was sagte Ihr Onkel?«
    »Er schien etwas verärgert zu sein, aber er ging gleich ins Jagdzimmer hinüber. Ungefähr fünf Minuten später hörte ich die beiden laut und erregt sprechen. Ich rannte auf den Flur hinaus und stieß dabei fast mit Mrs Middleton zusammen. Dann hörten wir den Schuss. Das Jagdzimmer war von innen abgeschlossen; wir mussten daher um das ganze Haus herum, um zum Fenster zu kommen. Natürlich verloren wir dadurch kostbare Zeit, die der Mörder ausnutzte, um zu fliehen. Mein armer Onkel… Er war durch den Kopf geschossen worden.« Sie sprach ganz leise, und ihre Stimme zitterte. »Ich sah sofort, dass er tot war. Ich schickte Mrs Middleton zur Polizei. Im Zimmer selbst rührte ich nichts an.«
    Ich nickte.
    »Und die Waffe?«
    »Ja – ich habe lediglich eine Vermutung, Captain Hastings. An der Wand hingen zwei Revolver meines Mannes. Einer davon fehlt. Ich machte auch die Polizei darauf aufmerksam, und sie nahm dann den anderen Revolver mit. Wenn die Kugel gefunden worden ist, wird die Polizei wohl mehr wissen.«
    »Kann ich mir das Jagdzimmer mal ansehen?«
    »Aber natürlich. Die Beamten haben bereits alles durchsucht und die Leiche mitgenommen.«
    Sie begleitete mich zu dem Schauplatz des Verbrechens. In diesem Moment betrat Havering die Halle, und mit einer kurzen Entschuldigung wandte sich seine Frau von mir ab und lief auf ihn zu. Ich musste mir das Jagdzimmer

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